Von Mike Bird

NEW YORK (Dow Jones)--Das US-Finanzministerium möchte einen globalen Mindeststeuersatz für Unternehmen von 15 Prozent umsetzen. Das bedeutet eine Reduzierung des zuvor vorgeschlagenen Niveaus von 21 Prozent. Sollte dieser geplante Schritt jemals in Kraft treten, könnte dies immer noch einen deutlichen Einfluss auf die internationalen Märkte haben. Die 15-prozentige Steuer würde mehrere Länder, die normalerweise nicht als Steuerparadiese gelten - Thailand, Großbritannien und Vietnam zum Beispiel - wieder zurück auf die sichere Seite bringen. Sowohl in Hongkong als auch in Singapur liegen die Unternehmenssteuersätze zwischen 15 Prozent und 21 Prozent.

In der Realität sind die effektiven Steuersätze jedoch durch verschiedene Vergünstigungen und Anreize deutlich niedriger, so dass ein Steuersatz von 15 Prozent wahrscheinlich immer noch Probleme verursachen würde, wie Asienexperten der Citi feststellen. Irland und Macau mit einem Körperschaftssteuersatz von jeweils 12,5 Prozent und 12 Prozent würden auch ohne Berücksichtigung von Steuererleichterungen und -anreizen die Unternehmen zu niedrig besteuern.


In Europa Unternehmenssteuern höher 

Eine Reihe großer amerikanischer Unternehmen erwirtschaftet mehr als 50 Prozent ihres Einkommens im Ausland und hat laut einer Analyse von Goldman Sachs einen effektiven Steuersatz im Ausland von weniger als 15 Prozent. Zur Liste solcher Konzerne gehören Nvidia, Broadcom, Las Vegas Sands und Microchip. Die Analysten sehen weniger Auswirkungen in Europa, wo die überwiegende Mehrheit der Unternehmen bereits jetzt mehr als 21 Prozent zahlt.

Paradoxerweise ist die Bedrohung für die offensichtlichsten Steuerparadiese wie Jersey, die Kaimaninseln und die Britischen Jungferninseln umso größer, je niedriger das vorgeschlagene Minimum ist. Da diese Territorien einen Körperschaftssteuersatz von 0 Prozent haben, werden sie bei einem Abkommen auf jeder Ebene betroffen sein, und der jetzt ins Spiel gebrachte niedrigere Vorschlag dürfte wahrscheinlich eine breite internationale Unterstützung finden.


Höhere Steuern verschärfen Tendenz zur Fremdfinanzierung 

Relativ geringer besteuerte Teile des Aktienmarktes haben sich seit der globalen Finanzkrise überaus prächtig entwickelt, was den politischen Entscheidungsträgern nicht verborgen geblieben ist. Selbst wenn die Idee einer globalen Mindeststeuer außen vor bliebe, plant die Biden-Administration so oder so eine Verdoppelung der Steuer auf aus dem Ausland repatriierte immaterielle Niedrigsteuereinkünfte, die als Gilti bekannt sind.

Ein interessantes, von Kreditanalysten der Danske Bank ins Spiel gebrachtes Szenario ist, dass eine globale Mindeststeuer - und höhere Steuersätze im Allgemeinen - die Verschuldung von Unternehmen erhöhen dürften. Das liegt daran, dass sie die Tendenz zur Fremdfinanzierung verschärft, die bereits in den meisten Steuersystemen verankert ist.

Während noch unklar ist, ob eine globale Mindeststeuer jemals kommen wird, scheint sich bei den Unternehmenssteuersätzen im Allgemeinen die Lage zu drehen. Unternehmen, die sehr niedrige Unternehmenssteuern zahlen - und ihre Investoren -, sollten sich auf die Auswirkungen einstellen.

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May 25, 2021 04:54 ET (08:54 GMT)