Obwohl das Jahr 2024 noch einen Monat hat, zeigt sich bereits ein gemischtes Bild an den Börsen. In den USA kennen die Kurse seit September 2022 fast nur eine Richtung: nach oben. In diesem Jahr haben sie noch einen Gang zugelegt: Der S&P 500 ist um über 25% gestiegen - ein Spitzenwert für dieses Jahrhundert - und seit November 2023 sogar um 45%. Das ist beeindruckend.

In anderen Teilen der Welt ist das Bild insgesamt gemischter. Beginnen wir mit Europa: Der alte Kontinent hinkt hinterher, auch wenn der Stoxx Europe 600 seit dem 1. Januar um 6% zugelegt hat. In Asien herrscht Vorsicht: China tut sich schwer, Investoren anzulocken, trotz einiger Sprünge, die den Ankündigungen Pekings folgten, die Wirtschaft zu unterstützen. Auf konkrete Auswirkungen muss man jedoch noch warten.

Europa und die USA haben "nicht ganz" den gleichen Weg in 2024 eingeschlagen (Quelle: Zonebourse):

Was wird sich mit Donald Trump ändern?

Ab Januar wird Donald Trump mit dem Ziel zurückkehren, massive Zölle auf Importe zu erheben, den amerikanischen Protektionismus wiederherzustellen und die Unternehmen seines Landes zu unterstützen. Für die USA könnte dieses Programm zu einem allgemeinen Preisanstieg führen, da die Zolltarife wahrscheinlich auf die Verbraucher umgelegt werden. Die Zentralbank wird wohl nicht komplett lockern, um die Inflation in Schach zu halten. Die Fed wird daher weiterhin die makroökonomischen Schlagzeilen bestimmen: Sie muss das richtige Gleichgewicht finden, um die Wirtschaft nicht zu lähmen.

Trotz der Inflation stehen die Chancen gut, dass die USA ein weiteres Jahr starken Wachstums erleben. Trump plant, die Unternehmenssteuern von 21% auf 15% zu senken, was die Gewinne der S&P 500-Unternehmen laut Bank of America um 4% steigern könnte. Er möchte auch die Regulierung lockern, um Investitionen und kleine und mittlere Unternehmen zu fördern.

In anderen entwickelten Ländern dürfte der Trend zu niedrigeren Zinsen anhalten. Es gibt keinen Grund für eine Umkehr, da die Inflation unter Kontrolle ist. Diese Zinsdifferenz dürfte dem Dollar zugutekommen. Wenn die USA weniger importieren, könnte sich ihre Handelsbilanz verbessern, was den Dollar weiter stärken würde.

Globales, aber fragmentiertes Wachstum

Ökonomen sind sich einig, dass die Industrieländer 2025 gute Chancen haben, eine neue Rezession zu vermeiden und ihre Widerstandsfähigkeit aus diesem Jahr zu bestätigen. Doch nicht überall ist die Lage gleich rosig. China zum Beispiel: Das Land erlebte einen Einbruch des Konsums seiner Mittelschicht. Unternehmen aus dem Luxussektor waren direkt betroffen. Gleichzeitig fehlt es Peking an Entschlossenheit bei seinen Konjunkturmaßnahmen. Mehrmals hofften Investoren, dass die Regierung konkrete Unterstützung für den Konsum leisten würde. Aber bisher stehen solche Maßnahmen noch aus. Somit hängt ein guter Teil des chinesischen Wachstums vom Willen Pekings ab, erneut mutig zu sein, um die nächste Wachstumsphase zu unterstützen.

In Europa treten Deutschland und Frankreich auf der Stelle, belastet durch das sozio-politische Umfeld, die Haushaltsdisziplin, die langsame Umstellung auf zukunftsträchtige Sektoren und interne Probleme in bestimmten starken Branchen wie dem Luxus in Frankreich und der Automobilindustrie in Deutschland. 2025 wird ein Wahljahr für Deutschland sein, was zusätzliche Unsicherheiten mit sich bringen könnte. Anderswo auf dem Kontinent, wie in der Schweiz und in den skandinavischen Ländern, scheint das allgemeine Klima gesünder zu sein, mit Unternehmen, die widerstandsfähiger sind und über starke Innovationsfähigkeiten verfügen.

Die großenTrends, die sich (wahrscheinlich) durchsetzen

Die großen Themen, die die Märkte in den letzten zwei Jahren nach oben trieben, haben auch in Zukunft Rückenwind. Die Künstliche Intelligenz ist weiter auf dem Vormarsch: Die Stärke der Gewinn- und Verlustrechnung von Nvidia zeigt die Dynamik dieses Marktes.

Der Verteidigungssektor sollte weiterhin von Innovation, Wachstum und staatlichen Investitionen profitieren - nach Jahrzehnten der Unterinvestition. Das Hauptproblem für den Sektor wäre eine Beruhigung der Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten. Eine Verringerung der geopolitischen Spannungen wäre jedoch auch allgemein eine gute Nachricht für die Märkte.

Die US-Banken könnten zu den großen Gewinnern der Rückkehr von Donald Trump gehören. Schon aus zyklischer Sicht: Eine lockerere Geldpolitik könnte die Banken zwar weniger profitabel machen, aber das Kreditgeschäft dürfte stark anziehen. Darüber hinaus möchte Trump die Regulierung des Sektors lockern.

In der Öl- und Gasindustrie will Trump "bohren, was das Zeug hält", sprich: mit voller Kapazität produzieren, um die Energiepreise zu senken und die globale Energiedominanz der USA zu festigen. Er plant zudem, Umweltvorschriften abzubauen, um die Erschließung neuer Vorkommen zu erleichtern und den großen Unternehmen mehr Freiheit zu geben. Die Folge dieser Politik dürfte ein allgemeiner Rückgang der Energiepreise sein, obwohl die Unternehmen des Sektors wohl nicht bereit sein werden, ihre Margen zu reduzieren und ihre Produktion zu Dumpingpreisen abzusetzen. Sie befürchten auch, dass dieser Effekt durch ein geringeres globales Wachstum, verursacht durch die Rückbesinnung der Länder auf ihre Innenpolitik, verstärkt werden könnte. Langfristig könnten fossile Brennstoffe jedoch im Vergleich zu alternativen Energien wieder an Schwung gewinnen.

"Trump-abhängige" Märkte

Es ist offensichtlich, dass die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus die Finanzmärkte beeinflussen wird - mit einer Reihe von Maßnahmen in den USA, die insbesondere eine Erhöhung der Zölle, eine Stärkung der nationalen Politik und eine allgemeine Lockerung der Beschränkungen umfassen. Dieses Programm ist im Allgemeinen günstig für US-Aktien: Laut der Medianprognose (erhoben von Reuters) mehrerer Strategen, Analysten, Broker und Portfoliomanager wird der S&P 500 das Jahr 2025 bei 6.500 Punkten beenden. Die Experten sind nicht besorgt über die Bewertungen, da die Gewinne im nächsten Jahr voraussichtlich um 14,2% gegenüber 10,2% in diesem Jahr steigen werden.

In anderen Teilen der Welt wird es notwendig sein, selektiver vorzugehen und Länder zu bevorzugen, in denen das sozio-politisch-ökonomische Klima noch eine günstige Sicht bietet. Dazu zählen die Schweiz, die skandinavischen Länder, in geringerem Maße das Vereinigte Königreich und sogar südliche Volkswirtschaften wie Spanien und Portugal. Asien bleibt zu sehr von China beeinflusst, das noch keine konkreten Antworten auf die Fragen der Investoren liefert.