Pfäffikon (awp) - Oerlikon hat die Profitabilität im dritten Quartal steigern können, obwohl der Umsatz klar unter dem Vorjahr lag. Vor allem die Restrukturierung und der Personalabbau im Bereich Oberflächen halfen bei den Kostensenkungen. Die gute Auftragslage im Bereich Chemiefaser stabilisiert das Geschäft. Angesichts der Unsicherheiten durch die Covid-19-Pandemie wird weiter kein Ausblick für das Gesamtjahr gegeben.

Während die Sparte Surface Solutions gegenüber dem Vorjahresquartal einen Umsatzrückgang um 24 Prozent hinnehmen musste, wuchs das Geschäft von Manmade Fibers um 18 Prozent. Insgesamt betrug das Minus damit 6,4 Prozent auf 593 Millionen Franken. Gegenüber dem Vorquartal war das jedoch ein Plus von rund 16 Prozent.

Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA verbesserte sich derweil zum Vorjahr um rund 8,1 Prozent auf 92 Millionen Franken, womit die entsprechende Marge auf 15,6 von 13,5 Prozent im Vorjahreszeitraum anstieg.

"Wir haben mit den Kostensenkungen bereits im vergangenen Jahr begonnen, schon lange vor Corona", betonte CEO Roland Fischer am Montag gegenüber AWP. "Das Ergebnis zeigt, dass unsere Massnahmen greifen und wir unserem Zeitplan voraus sind."

Kostensenkung schneller als geplant

Bisher habe man vor allem das kurzfristige Potenzial gehoben. Die Kostensenkungsmassnahmen würden mindestens bis Ende 2021 weiterlaufen. Jetzt gehe es auch um die Optimierung der Standorte. Mehr als 650 der insgesamt angestrebten über 800 Stellen seien bereits abgebaut worden. Auf die Schweiz und Liechtenstein entfallen dabei 40 Arbeitsplätze. Damit sei der Abbau grösstenteils abgeschlossen, betonte Fischer. Die Kostensenkungen sollen jährliche Einsparungen von 70 Millionen Franken erreichen.

Fischer sieht aber auch auf der Marktseite bei Oberflächen positive Signale. "Bei Surface Solutions haben Umsatz und Bestellungseingang gegenüber dem Vorquartal zugelegt und zeigten im September weiterhin positive Tendenzen", betonte der Unternehmenschef. Das sequentielle Wachstum sei auf eine erste Erholung an den Automobil- und Werkzeugmärkten in China, Indien und Europa zurückzuführen. Ungünstige Entwicklungen habe es in einigen Endmärkten gegeben, etwa in den Bereichen Luftfahrt sowie Öl und Gas.

Vorsichtig vor dem Hintergrund der Pandemie

Die Division Manmade Fibers, die Maschinen und Anlagen zur Herstellung von Kunstfasern baut, sei auf Kurs, den angesteuerten Bestellungseingang und das Umsatzziel von über 1 Milliarde Franken bis Ende 2020 zu erreichen, heisst es weiter. Die guten Zahlen seien auf die beachtliche Erholung im Geschäft mit Filament-Anlagen in China und die anhaltende Belebung der Nachfrage nach Meltblown-Lösungen für Vliesstoffe zurückzuführen. Diese werden auch bei der Produktion von Gesichtsmasken verwendet. "Die Liefers-Slots reichen inzwischen bis ins Jahr 2023", betonte CEO Fischer. Das Geschäft mit Teppichgarnen sei eher schwach, so zum Beispiel in den USA, komme aber derzeit wieder etwas zurück.

Die Entwicklung in den Endmärkten sei nach wie vor schwer vorhersehbar, verschärft durch die Pandemie und geopolitische Faktoren. Auf eine Guidance für das Gesamtjahr verzichtet das Unternehmen angesichts der Unwägbarkeiten bei der Entwicklung der Covid-19-Pandemie. "Da sind wir vor diesem Hintergrund vorsichtig", sagte Fischer.

Umbau in der Geschäftsführung

Das operative Geschäft soll durch die Berufung der Segment-Chefs in die Konzernleitung gestärkt werden. Dabei hat Konzern-CEO Roland Fischer die Leitung von Surface Solutions per Anfang Oktober an den früheren Siemens-Manager Markus Tacke übergeben. Dieser wird dann, ebenso wie der CEO der Division Manmade Fibers Georg Stausberg, ab dem 1. Januar 2021 der Konzernleitung angehören.

Mit den Zahlen hat Oerlikon die Erwartungen der Analysten bei Umsatz und Betriebsergebnis übertroffen, der Auftragseingang war jedoch etwas schwächer. Die Oerlikon-Aktien reagieren mit einem deutlichen Kursanstieg von 6,2 Prozent auf 7,06 Franken auf die Quartalszahlen.

yr/tt