Der Verpackungskonzern SIG will in den kommenden Monaten aufs Parkett in Zürich zurückkehren, wie das Unternehmen aus Neuhausen am Rheinfall am Montag mitteilte. SIG wäre der zehnte Neuling an der SIX im laufenden Jahr. Der hinter Tetra Pak weltweit zweitgrößte Hersteller von Kartonverpackungen peilt in den kommenden Jahren weiteres Wachstum an. "Wir fühlen uns sehr, sehr wohl in der Position als Nummer zwei und Angreifer," sagte Konzernchef Rolf Stangl der Nachrichtenagentur Reuters.

SIG will durch die Ausgabe neuer Aktien rund eine Milliarde Euro aufnehmen. Mit dem Erlös sollen Schulden, die sich gegenwärtig auf rund 2,5 Milliarden Euro belaufen, abgebaut werden. Um den Streubesitz zu erhöhen, werden gegebenenfalls auch bestehende Aktien aus dem Besitz des Mehrheitsaktionärs, dem Finanzinvestor Onex, und Mitgliedern des Managements angeboten. SIG machte keine Angaben zum Preis der Aktien. Experten zufolge könnte der Konzern aber auf einen Börsenwert von rund vier Milliarden Euro kommen.

SIG verkauft Abfüllmaschinen an Konzerne wie Nestle, Danone oder PepsiCo und beliefert die Abnehmer danach langfristig mit sterilen Kartonverpackungen. 2017 erwirtschaftete die Firma mit mehr als 5000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro. In Marktsegment der Verpackungen von Milchprodukten, kohlesäurefreien Softgetränken und flüssigen Lebensmitteln kommt SIG eigenen Angaben zufolge auf einen Marktanteil von 21 Prozent. Bei dem zu Tetra Laval gehörenden Weltmarktführer Tetra Pak sind es Experten zufolge rund drei Mal mehr. Der Markt für sterilen Kartonverpackungen dürfte in den kommenden Jahren um 3,6 Prozent und damit schneller als der Markt für Lebensmittelverpackungen insgesamt wachsen.

ANLEGER SIND WÄHLERISCH GEWORDEN

SIG war bis 2007 bereits an der Schweizer Börse notiert und wurde dann vom Milliardär Graeme Hart übernommen. Die 1853 gegründete Firma war einst ein Konglomerat und stellte auch Eisenbahnwagen und Feuerwaffen her, konzentrierte sich im Verlauf der Jahre dann aber auf Verpackungen. 2015 kaufte Onex Hart das Unternehmen in einer 3,8-Milliarden-Euro-Transaktion ab. Onex wird nach dem Börsengang voraussichtlich eine Beteiligung von 50 Prozent oder mehr halten. Bei den Anlegern will SIG vor allem mit einer hohen Dividende Punkten.

Die Rückkehr an die Börse wird von den Banken Goldman Sachs, Credit Suisse und Bank of America begleitet. Nach einer solchen Ankündigung dauert es üblicherweise rund einen Monat, bis das IPO tatsächlich stattfindet. Ein Börsengang ist auch in der Schweiz inzwischen kein Selbstläufer mehr. Drei an der SIX geplante Transaktionen wurden im laufenden Jahr abgeblasen und mehrere der übrigen Neulinge notieren unter dem jeweiligen Ausgabepreis.

Experten zufolge sind die Anleger deutlich wählerischer geworden als noch zu Jahresbeginn. "Es immer noch sehr viel Geld da, das angelegt werden will", erklärte ein Banker. "Aber die Anleger sind nervös und reagieren schnell auf schlechte Nachrichten." SIG mit seinem schwankungsarmen Geschäft räumen Experten allerdings gute Chancen ein.

Europaweit sind über ein Dutzend größere IPOs in Vorbereitung. Und in der Schweiz dürfte im Gesamtjahr rund doppelt so viele Firmen an die Börse kommen wie in einem durchschnittlichen Jahr. "Das deutet darauf hin, dass wir uns dem Ende des Zyklus und einer Korrektur an den Börsen annähern", erklärte ein Investor.