Wie MarketScreener bereits vor genau zwei Jahren in dem Artikel „Oracle: Trendwende“ voraussagte, zwingt der wachsende Bedarf an Rechenleistung zur massiven und strukturellen Ausweitung der Infrastrukturinvestitionen. In diesem Jahr belaufen sich die Investitionen auf 21 Milliarden US-Dollar – gegenüber 7 Milliarden im Vorjahr.
Damit haben sich die Investitionen in einem Jahrzehnt mehr als verzehnfacht – ein Tempo, das deutlich über dem Anstieg von Umsatz (+55 %) und operativem Cashflow (+52 %) im selben Zeitraum liegt. Und das rein organisch betrachtet – ohne Berücksichtigung der zusätzlich investierten 40 Milliarden Dollar in Akquisitionen während desselben Zeitraums.
Dieser neue strategische Rahmen absorbiert inzwischen sämtliche Ressourcen des US-Technologiekonzerns. Das bedeutet auch: Die Spielräume für umfangreiche Aktienrückkäufe, wie sie früher praktiziert wurden, sind geschrumpft. Zur Einordnung: Zwischen 2010 und 2024 – also über 15 Geschäftsjahre – lenkte Oracle netto (bereinigt um aktienbezogene Emissionen aus Mitarbeiterprogrammen) rund 140 Milliarden US-Dollar in Rückkäufe und halbierte so nahezu seine ausstehenden Aktien.
Hinzu kamen 38 Milliarden Dollar an Dividendenzahlungen. In Summe erhielten die Aktionäre über diesen Zeitraum rund 180 Milliarden US-Dollar – ein Betrag, der sogar die damalige Börsenkapitalisierung von Oracle im Jahr 2010 übertraf. Für die damaligen Anteilseigner war das ein äußerst lukratives Geschäft. Doch wird sich diese Erfolgsformel auch für heutige Investoren wiederholen?
Bewertung auf Rekordniveau
Trotz des tiefgreifenden Wandels der Geschäftsgrundlagen – insbesondere durch den Boom rund um Cloud-Computing und Künstliche Intelligenz – bleibt die Anlegerstimmung bemerkenswert positiv. An der Börse notiert Oracle aktuell mit den höchsten Gewinnmultiplikatoren seiner Geschichte.
Der Marktkonsens ist eindeutig: Die derzeitigen Investitionen in Rechenzentren und Cloud-Infrastruktur werden künftig mehr Wert schaffen als die Kapitalrückflüsse der Vergangenheit.
Doch trotz aller Euphorie bleibt eine zentrale Frage offen: Wird der neue Wachstumspfad langfristig ebenso ertragreich für die Aktionäre sein wie das goldene Jahrzehnt des Shareholder-Returns?