PARIS (dpa-AFX) - Im Fahrlässigkeitsprozess gegen IWF-Chefin Christine Lagarde hat ein Schlüsselzeuge die Aussage vor Gericht verweigert. Lagardes früherer Büroleiter im Pariser Finanz- und Wirtschaftsministerium, Stéphane Richard, kam am Mittwoch nicht zu seiner Zeugenvernehmung am Gerichtshof der Republik. Sein Anwalt begründete dies damit, dass gegen Richard wegen seiner Rolle in der Affäre um eine umstrittene Millionenzahlung an den Geschäftsmann Bernard Tapie ein eigenes Ermittlungsverfahren läuft.

"Er wollte kommen, aber ich habe ihm erklärt, dass das nicht möglich ist", sagte der Anwalt dem Sender BFMTV. Richard ist heute Chef des Telekommunikationskonzerns Orange.

Lagarde, die den Internationalen Währungsfonds (IWF) leitet, wird vorgeworfen, in ihrer Zeit als französische Ministerin durch fahrlässiges Handeln eine Veruntreuung öffentlicher Gelder ermöglicht zu haben. Sie gab 2007 grünes Licht für ein Schiedsverfahren, das dem Geschäftsmann Tapie mehr als 400 Millionen Euro Entschädigung zusprach - inzwischen ermittelt die Justiz unter anderem wegen Betrugs-Verdachts gegen mehrere Beteiligte, darunter Richard.

"Ich kann nur bedauern, dass Stéphane Richard nicht da ist", sagte Lagardes Anwalt Patrick Maisonneuve vor Journalisten. Dies sei aber das Risiko, wenn man einen Prozess ansetze, obwohl nebenher noch weitere Ermittlungsverfahren liefen. Lagarde hatte den Vorwurf der Nachlässigkeit zum Prozessauftakt am Montag zurückgewiesen. Bei einer Verurteilung drohen ihr bis zu ein Jahr Haft und 15 000 Euro Strafe./sku/DP/stb