Paris (awp/sda/afp) - Mehr als sieben Jahre nach einer Reihe von Suiziden beim französischen Telekommunikationskonzern France Télécom hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen das Unternehmen und den ehemaligen Chef Didier Lombard wegen systematischen "moralischen Drucks" auf die Angestellten gefordert.

France Télécom und Lombard hätten in den Jahren 2008 und 2009 eine "Politik der Destabilisierung" im Unternehmen etabliert, um Mitarbeiter in die Kündigung zu treiben, lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, wie am Donnerstag aus Justizkreisen in Paris verlautete.

In den Jahren 2008 und 2009 hatten sich nach Angaben der Konzernleitung 35 Angestellte des Unternehmens das Leben genommen. Die Gewerkschaften machen dafür grossen Stress und wachsenden Leistungsdruck auf die Belegschaft verantwortlich. Unter Lombard, der von 2005 bis 2010 an der Spitze stand, hatte der Konzern ein grossangelegtes Umstrukturierungsprogramm beschlossen. Zwischen 2006 und 2008 wurden 22'000 Jobs gestrichen, rund 10'000 Mitarbeiter mussten ihren Arbeitsplatz wechseln.

Das Ermittlungsverfahren gegen France Télécom - heute Orange - und Lombard war 2012 eingeleitet worden. Der Konzern hatte die Vorwürfe damals bestritten. Lombard selbst schrieb in einem Beitrag für die Zeitung "Le Monde", die Umwälzungen in dem Unternehmen hätten die Beschäftigten möglicherweise verunsichert. Er weise aber "entschieden" zurück, dass diese Veränderungen die Ursache für die "menschlichen Dramen" bei France Télécom gewesen seien.