Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

ORELL FÜSSLI: Der Buchhändler Orell Füssli, der aktuell über 49 Ladengeschäfte verfügt, expandiert im kommenden Jahr weiter. "In den nächsten drei bis fünf Jahren halte ich einen Ausbau auf insgesamt 60 Filialen für realistisch", erklärt Vertriebsleiterin Simona Pfister im Interview mit der "Sonntagszeitung". Für nächstes Jahr habe man "schon einige Standorte gesichert", so Pfister. Auch wenn heute ein grosser Teil des Umsatzes mit abgeholten Büchern gemacht werde, glaubt sie an das Konzept der Filialen, weil diese auch Inspiration böten beim Abholen von bestellten Büchern. Obwohl während der Pandemie ein Lesetrend eingesetzt hat, der sich auch aktuell noch zeigt, hat die Bücherbranche in den letzten zehn Jahren stark gelitten, nicht zuletzt wegen der ausländischen Konkurrenz. (SoZ, S. 16; siehe auch separate Meldung)

AXPO: Die Schweizer Kraftwerksbetreiber sollen zwischen 1. Dezember und 15. Mai Wasserreserven im Umfang von 500 bis 600 Gigawattstunden (GWh) Strom in ihren Speicherseen bereithalten, damit es im Winter nicht zu einem Blackout kommt. Ziel war es zudem, diese Reserve auf verschiedene Kraftwerke zu verteilen. Doch es wurde nicht erreicht. Dem Bund gelang es nur, eine Wasserkraftreserve von 400 Gigawattstunden für insgesamt 296 Millionen Euro zu beschaffen. Das sind mehr als 20 Prozent weniger als geplant. In der Schweizer Strombranche sorgt nun für böses Blut, dass ausgerechnet die Axpo bei der Wasserkraftreserve nicht dabei ist. Grund ist laut dem Artikel, dass die Axpo viel zu hohe Preise verlangt hat. Recherchen der "Sonntagszeitung" hätten ergeben, dass die Axpo je nach Tageszeit und Lieferbedingungen 1400 bis 4000 Franken Euro pro Megawattstunde verlangte - mehr als das Doppelte des Durchschnittspreises der übrigen Anbieter. Die Axpo selbst argumentiert, man habe die meiste Energie, die aktuell in den Stauseen gespeichert sei, abgesichert. Sprich: Um sie dem Bund zur Verfügung zu stellen, hätte man sie zurückkaufen müssen. (SoZ, S. 43)

BANKEN: Der "Financial Times" zufolge haben gleich zwei wichtige Schweizer Vermögensverwalter jüngst Tests zur virtuellen Kundenberatung abgehalten - und sind damit gescheitert. Sowohl die UBS als auch Julius Bär hätten Kundenberatungen per Video-Call und mit Avataren getestet, schreibt die FT unter Berufung auf Menschen, die an den Tests teilgenommen haben. Dabei seien jedoch Bedenken hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit der Technologie und des Datenschutzes aufgetaucht, heisst es. Die Technologie sei noch nicht ausgereift und den Menschen, die sie getestet hätten, sei es übel geworden, zitiert das Blatt einen an den Versuchen beteiligten Bankmanager. Ausserdem habe man noch "eine Menge Probleme mit der Sicherheit vertraulicher und sensibler Daten", so der Manager. Bei der UBS gehe es vor allem darum, die digitalen Treffen zu verbessern, die man bereits zunehmend mit den Kunden führe. Bei der Julius Bär sei in einem zwölfwöchigen Pilotprojekt vor allem darauf abgezielt worden, dass Mitarbeitende interne Besprechungen virtuell abhalten könnten. Es gehe noch weniger darum, die Technologie nach aussen anzuwenden, die Bank wolle jedoch bereit sein, sobald offene regulatorische Fragen geklärt seien, zitiert die FT eine mit den Versuchen vertraute Person. (FT online)

CREDIT SUISSE: Die Credit Suisse will im Zuge des aktuellen Umbaus bekanntlich das Beratungs- und Kapitalmarktgeschäft der Investmentbank auslagern und sie als "CS First Boston" eigenständig weiterführen. Die "NZZ am Sonntag" hat sich bei Experten umgehört, wie sie diese Entscheidung bewerten. Das Fazit ist durchzogen: So weisen laut der Zeitung manche Experten darauf hin, dass gerade die Begleitung und Beratung beispielsweise von Börsengängen die "Königsdisziplin" im Bankgeschäft sei und es darum nur logisch wäre, dass eine Schweizer Grossbank dort mitziehen möchte. Zudem sei das Geschäft sehr lukrativ. Andere wiederum betonen, dass in diesem sehr amerikanisch geprägten Geschäft eine ausländische Bank wie die CS ohnehin ständig hinten ansteht, denn bei grossen Börsengängen verdienten nur eine oder zwei Lead-Banken - normalerweise amerikanische - richtig viel. Und die Fixkosten seien enorm hoch. Laut Research-Partners-Analyst Rainer Skierka gebe es im Markt allerdings Platz für eine neue Boutique. "Zu einer Schweizer Investmentbank gehen diese Regenmacher nicht. Aber zu einer amerikanischen First Bosten werden sie gehen", wird er zitiert. (NZZaS, S. 26)

ROHSTOFFE: Die Gerüchte um den möglichen Einstieg des Elektroautobauers Tesla beim Schweizer Rohstoffriesen Glencore sind nur ein Vorgeschmack. Nicht nur Tesla-Gründer Elon Musk will sich den Zugang zu den wichtigen Grundstoffen für die Autobatterien sichern. Die Vorkommen an Lithium, Kobalt oder Nickel sind begrenzt. Das Wettrennen der Autokonzerne um die Rohstoffe spielt den Schweizer Rohstoffkonzernen Glencore und Trafigura in die Karten. "Die Batteriespeicher machen bis zu 40 Prozent der Fahrzeugkosten beim Elektroauto aus", sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in der "Sonntagszeitung". Wenn man sich da nicht absichere, entstehe dem Unternehmen "ein gewaltiges finanzielles Risiko." Und noch ein anderer Faktor entwickelt sich zugunsten der hiesigen Rohstoffriesen: die Angst vor China. Das Land ist der wichtigste Förderer vieler Rohstoffe, doch wegen der heiklen politischen Lage suchen die Autobauer Alternativen. (SoZ, S. 41)

MIGROS: Die Migros geht wegen des akuten Fachkräftemangels neue Wege. Vor allem im Bereich der Lagerbewirtschaftung sei es derzeit schwer, neues Personal zu finden. Und gerade in diesem Bereich seien die Folgen für die Migros schwerwiegend, wie Personalchef Reto Parolini gegenüber der "Sonntagszeitung" sagt. Darum setze man alles daran, neues Personal zu finden und das bestehende zu behalten. Bei der Rekrutierung würden etwa wieder Blindbewerbungen akzeptiert und Mitarbeitende, die Freunde oder Bekannte an Bord holen, erhalten eine Prämie. Um die Angestellten im Betrieb zu behalten, gibt es individuell gestaltete Arbeitszeiten, teilweise sogar ohne Schicht- oder Wochenendarbeit, Weiterbildungen und Versetzungen innerhalb des Migros-Universums. Gleichzeitig stehe aber auch das im Migros-Genossenschaftsbund geltende Rentenalter 64 auf dem Prüfstand. Es sei in den nächsten Stiftungsratssitzungen der Migros-Pensionskasse traktandiert. Parolini wünscht sich jedoch, dass man die Angestellten dazu bringen kann, freiwillig länger zu arbeiten, etwa mit attraktiven Teilzeitmodellen. (SoZ, S. 19)

PENSIONSKASSEN: Die Pensionskassen liefern jedes Jahr in der Schweiz 20 Milliarden Franken an die Finanzindustrie ab. Wie der "Sonntagsblick" gestützt auf ein neues Buch schreibt, haben Banken und Versicherungen das Sozialwerk der zweiten Säule in ein intransparentes Gebührensystem verwandelt, das ihnen satte Gewinne abwirft. Seit dem Obligatorium für die berufliche Vorsorge von 1985 unterstützt der Staat sie dabei. Er zwinge die Versicherten zur Einzahlung und überlasse der Finanzbranche die Verwaltung des Geldes. Die Gesetze seien lasch und die Aufsicht schwach. Dies auch, weil viele Politiker am System mitverdienten. Das gebührengetriebene System der zweiten Säule sorge ausserdem dafür, dass die Gelder falsch angelegt würden. (Sonntagsblick)

ARMUT: Wie die "NZZ am Sonntag" schreibt, fallen nur wenig Pensionierte beim Übertritt in den Ruhestand in ein finanzielles Loch. Die Mehrheit der Personen aus prekären Verhältnissen profitieren sogar von einem deutlichen Einkommenssprung nach oben. Dies zeigen neue Zahlen, die das Basler Institut für Wirtschaftsstudien im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen erhoben hat. Demnach verdienen Alleinstehende aus der tiefsten Einkommensgruppe vor der Pensionierung 28'300 Franken, danach aber 37'800 Franken - das entspricht einer Zunahme von fast 10'000 Franken. Bei den Paarhaushalten beträgt die Zunahme gar 16'000 Franken. Zu der untersuchten Gruppe gehören Haushalte, die weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens verdienen; das betrifft ungefähr jede siebte Person. "Unsere Studie stellt der Altersvorsorge ein gutes Zeugnis aus", sagt der Autor Nils Braun. "Sie zeigt, dass niemand aufgrund der Pensionierung durch die sozialen Maschen fällt." (NZZaS, S. 25)

tv/