Die von Präsident Donald Trump geplante Effizienzoffensive der US-Regierung, an der auch Elon Musk beteiligt ist, könnte zu mehr gemeinsamen Projekten zwischen großen Rüstungsunternehmen und kleineren Technologiefirmen in Bereichen wie künstliche Intelligenz, Drohnen und unbemannte U-Boote führen, wie aus Interviews mit Führungskräften der Unternehmen hervorgeht.

Musk hat angedeutet, dass die Ausgaben und Prioritäten des Pentagons ein Ziel der Effizienzinitiative sein werden, was bei Rüstungsschwergewichten wie Boeing, Northrop Grumman, Lockheed Martin und General Dynamics für Unruhe sorgt.

Kleinere Militärtechnologieunternehmen wie das Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz Palantir und der Drohnenhersteller Anduril wurden von der Aussicht beflügelt, dass Musk den Griff der Verteidigungsgiganten, die das Budget des Pentagons seit Jahrzehnten beherrschen, weiter lockern könnte.

Die Teilnehmer des Reagan National Defense Forum, eines Gipfeltreffens in Simi Valley, Kalifornien, bei dem Führungskräfte von Unternehmen, US-Militärs und Gesetzgeber zusammenkamen, sagten, sie erwarteten, dass kleinere Tech-Firmen eine größere Rolle spielen würden, da Musk, einer der ihren, in eine Position mit enormem Einfluss eintrete.

Musk und viele kleine Verteidigungsunternehmen haben sich in ihrer Kritik an alten Verteidigungsprogrammen wie dem F-35-Kampfjet von Lockheed Martin zusammengeschlossen und gleichzeitig die Massenproduktion von billigeren KI-gesteuerten Drohnen, Raketen und unbemannten U-Booten gefordert.

Solche Ansichten haben großen Verteidigungsunternehmen einen größeren Anreiz gegeben, mit aufstrebenden Unternehmen der Verteidigungstechnologie in diesen Bereichen zusammenzuarbeiten. Einige von ihnen haben enge persönliche Beziehungen zu Musk und seinen Unternehmen wie SpaceX und Tesla, so Führungskräfte von Technologie- und großen Verteidigungsunternehmen.

Ein leitender Angestellter eines großen Rüstungsunternehmens, der anonym bleiben wollte, sagte gegenüber Reuters, dass die Vertragsverhandlungen seines Unternehmens mit kleineren Anbietern von Militärtechnologie seit Trumps Wahlsieg am 5. November "auf Steroiden" laufen.

Die für die neueren Verteidigungsunternehmen zur Verfügung stehenden Mittel könnten jedoch begrenzt sein. Weniger als 20 % des Pentagon-Budgets werden für den Kauf von Waffensystemen verwendet, und historisch gesehen fließt nur etwa 1 % in brandneue Programme, wie sie von diesen jungen Marktteilnehmern angeboten werden, so Tara Murphy Dougherty, CEO des Unternehmens für Verteidigungsbeschaffungssoftware Govini.

Diese aufstrebenden Firmen könnten von einer Zusammenarbeit mit den großen alten Auftragnehmern profitieren, wenn die neueren Unternehmen die Produktion neuer Waffen schnell skalieren und neue Technologieplattformen im Feld einsetzen wollen, so die Führungskräfte auf dem Gipfel.

"Wir sind in einer Weltanschauung gefangen, die besagt, dass im Verteidigungsbereich alles eine Nullsumme ist. Wenn Sie wachsen, bedeutet das, dass ich schrumpfe. Ich glaube nicht, dass das stimmt", sagte Shyam Sankar, der Chief Technology Officer von Palantir, gegenüber Reuters am Rande des zweitägigen Gipfels, der am Samstag zu Ende ging.

"Wir müssen den Primes helfen", sagte Sankar und bezog sich damit auf die großen alten Auftragnehmer, "sobald man die Nullsummen-Mentalität überwunden hat, kann es eigentlich allen besser gehen.

Als mögliches Zeichen für die Zukunft kündigte Palantir am Vorabend des Gipfels eine Partnerschaft mit Booz Allen Hamilton, einem 110 Jahre alten militärischen Auftragnehmer, im Bereich der künstlichen Intelligenz an.

DIE NEUE ROLLE VON MUSK

Trump, der sein Amt am 20. Januar antritt, ernannte Musk und Vivek Ramaswamy, den Gründer eines Pharmaunternehmens, am 13. November zu Co-Leitern einer Initiative zur Effizienzsteigerung der Regierung, die darauf abzielt, die Staatsausgaben zu senken, die Bundesbürokratie abzubauen, Vorschriften zu kürzen und die Behörden umzustrukturieren.

Auf das Pentagon mit einem Budget von rund 850 Milliarden Dollar entfällt die Hälfte der diskretionären Ausgaben der USA - die Gelder, die der Kongress im Rahmen des jährlichen Bewilligungsverfahrens formell genehmigt.

Das Collaborative Combat Aircraft (CCA)-Programm ist ein Projekt, das kleineren Akteuren im Verteidigungsbereich mehr Zugang bieten könnte. Das CCA wäre eine kleinere Drohne in einer Familie von Systemen, die sich um einen Kampfjet der sechsten Generation gruppieren - das Next Generation Air Dominance (NGAD) Programm, das den F-22 Kampfjet ersetzen und den Vereinigten Staaten die stärksten Waffen am Himmel geben soll.

Anduril und General Atomics wurden im April ausgewählt, um Prototypen für das CCA-Programm zu entwickeln, zu bauen und zu testen - ein Beweis dafür, dass auch kleinere Unternehmen innovative Ideen für das Fahrzeug haben. Eine künftige Produktionsentscheidung würde zu Milliarden von Dollar führen, aber eine breitere Gruppe, zu der auch die Verteidigungsgiganten Lockheed und Northrop Grumman gehören, könnte ebenfalls um diesen Auftrag konkurrieren.

Drohnenhersteller wie Kratos Defense, AeroVironment und Hermeus sind ebenfalls gut positioniert, wenn die Produktion von autonomen Fahrzeugen vorangetrieben wird.

Softwareanbieter und Dienstleistungsunternehmen wie SAIC und Leidos Holdings könnten davon profitieren, weil ihre Produkte schnell eingesetzt werden können, um die bürokratischen Aufgaben zu erfüllen, die Musk abzubauen hofft, so Quellen aus der Industrie.

Es wird allgemein erwartet, dass die Raumfahrt unter Trump einen Aufschwung erfahren wird, wovon SpaceX offensichtlich profitieren wird.

Führungskräfte von Unternehmen, Militärs und US-Gesetzgeber diskutierten auf dem Gipfel darüber, inwieweit Trump und Musk in der Lage sein würden, das Verteidigungsministerium zu überarbeiten, da dessen Budget 2 Millionen amerikanische Arbeitsplätze finanziert und viele Programme Dutzende von Milliarden Dollar wert sind und über Jahre hinweg festgeschrieben werden.

Für Musk ist es eine große Herausforderung, strukturelle Änderungen durchzusetzen, da der Haushalt des Pentagon von Gesetzgebern genehmigt wird, von denen viele in ihren Bundesstaaten Verteidigungsprogramme haben.

Die republikanische US-Senatorin Deb Fischer sagte während einer Podiumsdiskussion auf dem Gipfeltreffen, dass alle größeren Änderungen am Pentagon-Budget vom Kongress und nicht von Musk vorgenommen werden müssten. Fischer forderte jedes Verteidigungsunternehmen heraus, das größere Reformen anstrebt.

"Jeder von Ihnen muss ein Programm vorschlagen, von dem Sie persönlich profitieren und das Sie bereit wären zu streichen", sagte Fischer.