Von Megha Mandavia

MUMBAI (Dow Jones)--Alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen. Während die Welt nach Russlands Einmarsch in der Ukraine ihre Liebe zur Kohle wieder aufleben lässt, schreiben Investoren, die auf den schmutzigen Brennstoff gesetzt haben, plötzlich wieder schwarze Zahlen. Auf lange Sicht sind die Aussichten für die Kohle zwar immer noch düster. Aber die erneute globale Besessenheit von Energiesicherheit in Verbindung mit vorsichtigen Investitionen in die Kohleversorgung bedeutet, dass die Preise - und die Aktienkurse der Konzerne - noch eine Weile hoch bleiben könnten.


   Preise vervierfacht 

Insgesamt kletterten die Futures für Newcastle-Kohle, die wichtigste asiatische Benchmark, von etwa 90 US-Dollar pro Tonne Anfang 2021 auf 440 Dollar Anfang März, direkt nach der Invasion. Derzeit werden sie zu etwa 350 Dollar gehandelt.

Die Aktien von Peabody Energy, Whitehaven Coal, Glencore und Arch Resources sind ebenfalls stark nach oben geschnellt. Viele Kohleaktien haben sich im vergangenen Jahr im Wert verdoppelt oder verdreifacht. So sind die Aktien von Peabody um mehr als 400 Prozent nach oben katapultiert. Der Krieg, die wieder aufgelebte Nachfrage nach Corona, die zunehmende Politisierung des Handels, Wetterkapriolen und die Absicht der Welt, die Umwelt zu schonen, haben die Versorgung mit fossilen Brennstoffen anfälliger für Versorgungsschocks gemacht.


   Russland ist drittgrößter Exporteur 

Russland ist nach Indonesien und Australien drittgrößter Exporteur von Kohle. Nach Angaben von CEIC Data entfallen auf Russland 18 Prozent der gesamten Kohleexporte nach Energiewert. Der stärkste Preisanstieg erfolgte nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine und den weltweiten Sanktionen. Doch der stetige Anstieg der Kohlepreise im Laufe des Jahres wurde auch durch das vorübergehende Ausfuhrverbot Indonesiens begünstigt. Die jüngsten Überschwemmungen in Australien unterbrachen den Kohlehandel, nachdem ein wichtiger Hafen vorübergehend geschlossen wurde.


   Investoren wollen es sich nicht mit umweltbewussten Akteuren verscherzen 

Plamen Natzkoff von Vesselsvalue ist der Ansicht, dass Kohleunternehmen bei historisch hohen Kohlepreisen beträchtliche Gewinne und einen freien Cashflow erwirtschaften werden. Produzenten mit robusten Kohleportfolios und der Fähigkeit, die Produktion zu steigern, dürften wahrscheinlich attraktiv bleiben.

Europa könnte dazu beitragen, die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu verringern, indem es einige zuvor eingemottete Kohlekraftwerke vorübergehend wieder in Betrieb nimmt. Es dürfte jedoch nicht einfach sein, die Produktion zur Deckung der neuen Nachfrage zu steigern - vor allem, da viele Finanziers zögern, neue Kohleprojekte zu fundieren, um keine umweltbewussten Investoren zu verprellen.

Der Kohlesektor ist für fast die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Mehr als 40 Länder haben sich bei den Klimagesprächen in Glasgow im November verpflichtet, die Kohlenutzung zu beenden, obwohl Großverbraucher wie China, Indien und die USA nicht mitgemacht haben.

Solange die Welt nicht vollständig auf saubere Energiequellen wie Solar- und Windenergie umsteigen kann, werden die Hersteller fossiler Brennstoffe weiterhin an den Umwälzungen in der Lieferkette gut verdienen. Eine Alternative bestünde für umweltbewusste Regierungen darin, allen Wirtschaftsakteuren durch Maßnahmen wie eine globale Kohlenstoffsteuer direkte Anreize zur Emissionsreduzierung zu geben.

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March 17, 2022 06:10 ET (10:10 GMT)