LONDON/GÜTERSLOH (awp international) - Der britische Bildungsverlag Pearson verkauft 22 Prozent seiner Anteile an der weltgrössten Buchverlagsgruppe Penguin Random House an Bertelsmann. Das teilten beide Unternehmen am Dienstag mit. Bertelsmann baut damit seinen Anteil auf 75 Prozent aus. Nach Angaben des Gütersloher Konzerns bleibt der britische Partner zumindest bis Ende 2018 weiterhin Gesellschafter. Sollte Pearson dann verkaufen wollen, hat sich der Gütersloher Konzern ein Vorkaufsrecht gesichert.

Anfang des Jahres hatte Pearson angekündigt, seine Anteile komplett verkaufen zu wollen. "Pearson hat uns bereits vor Monaten signalisiert, dass sie Gesellschafter bleiben wollen", sagte Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe über den Strategiewechsel. Bei Investoren habe es ein "reges Interesse" an dem Pearson-Anteil gegeben, der jetzt doch im Besitz der Londoner bleibt, sagte Rabe.

Den Kaufpreis des 22-Prozent-Anteils bezifferte Rabe in einer Telefonkonferenz auf rund 700 Millionen Euro. Laut Mitteilung liegt der Unternehmenswert bei insgesamt 3,55 Milliarden US-Dollar (rund 3,11 Mrd Euro). Die EU-Kartellbehörden müssen dem Kauf noch zustimmen. Finanziert hat Bertelsmann die Übernahme der 22 Prozent aus eigenen Mitteln. "Dennoch haben wir weiterhin genügend Spielraum für weitere Investitionen", sagte Rabe.

2013 hatten Bertelsmann und Pearson ihre Buchgeschäfte Random House und Penguin zu einer neuen Gesellschaft zusammengelegt. Davon ausgenommen war das Deutschlandgeschäft. Die Gütersloher hielten dabei von Anfang an die Mehrheit von 53 Prozent und stellten mit Markus Dohle den Vorstandsvorsitzenden. Die damalige Vereinbarung sah ab dem 1. Januar 2017 eine Ausstiegsoption für Pearson vor. Bertelsmann hatte von Anfang an Interesse an einem Teil der Pearson-Anteile gezeigt.

Zu Bertelsmann mit Sitz in Ostwestfalen zählen neben dem Buchverlagsgeschäft Europas grösste Fernsehgruppe RTL , der Hamburger Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr, der Dienstleister Arvato sowie eine Musikrechte-, Bildungs- und Investitions-Gruppe.

Zum Konzernumsatz von 17,0 Milliarden Euro steuerte die Buchsparte im vergangenen Jahr knapp 3,4 Milliarden Euro bei. Zu den Autoren von Penguin Random House mit Sitz in New York zählen etwa John Grisham, Ken Follett und Paula Hawkins. Im März war bekannt geworden, dass der ehemalige US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle Buchverträge mit der Verlagsgruppe unterschrieben haben - nach einem Bericht der Zeitung "Financial Times" für die Rekordsumme für einen früheren US-Präsidenten von 65 Millionen US-Dollar./lic/DP/she