NEW YORK (dpa-AFX) - Der Online-Fitnessanbieters Peloton hat die Mitgliederzahl in der Corona-Krise deutlich gesteigert. Das Umsatzwachstum des erst seit fast einem Jahr an der Technologiebörse Nasdaq gelisteten US-Unternehmens hatte sich im dritten Quartal (bis Ende März) weiter abgekühlt. Für das vierte Quartal rechnen Analysten aber beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit einer deutlichen Steigerung. Was bei dem Unternehmen los ist, was Analysten erwarten und wie sich die Aktie entwickelt:

WAS BEI PELOTON LOS IST:

Peloton wurde 2012 gegründet, ist hierzulande aber erst seit Kurzem etwa durch Fernsehwerbung ein bekannterer Name. Das Geschäftsmodell basiert auf Abo-Verträgen für Live-Fitnesskurse und eine Mediathek. Daneben vertreibt das Unternehmen Zubehör wie etwa auf das eigene Geschäftsmodell angepasste Home-Trainer mit Bildschirm.

Seit dem Gang aufs Parkett konnte der Börsenneuling die Mitgliederzahlen deutlich auf über 2,6 Millionen Ende März steigern. Auch operativ konnte sich Peloton verbessern: Das bereinigten Ebitda erreichte zwischen Januar und März 23,5 Millionen US-Dollar und war damit deutlich positiv (Vorjahr: -19,7 Mio). Unter dem Strich fuhr das Unternehmen aber weiter einen deutlichen Verlust von 55,6 Millionen Dollar ein. Das Erlöswachstum hatte sich zudem seit dem Börsengang stetig verringert und lag im dritten Quartal noch bei 66 Prozent.

Doch diese Zahlen deckten nur die Entwicklung des dritten Quartals ab. Wie stark der Anbieter von einem erwarteten Home-Fitness-Boom wegen der weltweiten Beschränkungen im Zuge der Corona-Krise profitieren konnte, zeigt sich erst in den Zahlen zum vierten Quartal, die Anfang September erwartet werden.

Die Corona-Krise führte bei Peloton zu Verzögerungen bei der Auslieferung der Fitnessprodukte. Das Unternehmen machte hierfür im Mai bereits eine signifikant gestiegene Nachfrage in einigen Regionen verantwortlich. Eine genaue Prognose, wie stark die Corona-Krise auf die Zahlen durchschlägt, gab es nicht. Erwartet wurden lediglich Kosten für beschleunigte Lieferungen und andere Belastungen wie eine Gefahrenzulage für bestimmte Mitarbeiter.

Zudem verlängerte das Unternehmen den Test-Zeitraum für sein digitales Angebot zwischen Mitte März und Ende April von 30 auf 90 Tage. Laut Angaben des Unternehmens hatten zum Zeitpunkt der Zahlenbekanntgabe Anfang Mai bereits eine Million Nutzer dieses Angebot wahrgenommen. Die eigenen Verwaltungsmitarbeiter seien zudem komplett ins Homeoffice umgezogen, während die Ausstellungsräume zunächst geschlossen blieben.

Am 10. September legt das Unternehmen seine Zahlen für das vierte Geschäftsquartal (Ende Juni) vor. Sollten sich die Erwartungen des Vorstands erfüllt haben, so hätte der Anbieter deutlich von der Corona-Krise profitiert. Die Prognose des Unternehmens sah den Umsatz im vierten Quartal bei 500 bis 520 Millionen Dollar, das wäre ein Anstieg im Jahresvergleich um im Mittel 128 Prozent. Das bereinigte Ebitda soll zwischen 55 und 65 Millionen Dollar liegen,

Im Gesamtjahr sollen die Nutzerzahlen der Home-Trainer im Jahresvergleich um im Mittel 104 Prozent auf 1,04 bis 1,05 Millionen Kunden steigen. Der Umsatz soll bei 1,72 bis 1,74 Milliarden Dollar liegen, während für das bereinigte Ebitda 30 bis 40 Millionen Dollar angepeilt wurde.

WAS DIE ANALYSTEN ERWARTEN:

Auch die Marktbeobachter erwarten einen guten Abschluss. Bereits im Mai prognostizierte JPMorgan-Analyst Dug Anmuth für das kommende Geschäftsjahr 2021 eine Profitabilität auf Basis des bereinigten Ebitda, die laut den aktuellen Schätzungen nun wohl schon in dem nun abgelaufenen Geschäftsjahr erreicht wurden. Mit 29 Millionen Dollar liegen die durchschnittlichen Erwartungen der Experten aber unter denen des Unternehmens. Die Erlöserwartung der Experten liegt bei 1,79 Milliarden Dollar.

Betrachtet man die durchschnittlichen Empfehlungen der Marktexperten, so blieb das Bild auch zuletzt fast ausnahmslos optimistisch. Von den 24 von der Nachrichtenagentur Bloomberg gesammelten Experten-Urteilen seit Mai sprechen sich 22 für einen Kauf der Papiere, einer für Halten und nur einer für Verkauf aus. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 65,45 Dollar jedoch nur leicht über dem aktuellen Kurs.

WAS DIE AKTIE BEWEGT:

Zwischen dem Börsengang Ende September 2019 und dem Beginn der Corona-Krise Ende Februar bewegte sich der Kurs nur moderat aufwärts: Von einem Ausgabepreis von 29 Dollar ging es auf 34,6 Dollar nach oben.

Dann gab das Papier gemeinsam mit dem Markt nach und stürzte bis Mitte März auf 17,70 Dollar ab. Die Erholung seit dem Corona-Crash kann sich jedoch mehr als sehen lassen: Der Kurs schoss auf 65,26 Dollar in die Höhe. Der vorläufige Höhepunkt lag mit über 73 Dollar Anfang August sogar noch ein gutes Stück höher. Wer von Anfang an dabei war, hatte zuletzt immerhin eine Steigerung von gut 125 Prozent eingefahren./ssc/stk/jha/