BERLIN (Dow Jones)--Im Bundeswirtschaftsministerium gibt es einem Bericht des Spiegels zufolge Überlegungen zur Enteignung der umstrittene Erdgaspipeline Nord Stream 2. Die Pipeline könnte als Anschluss für einen Flüssiggasterminal an der Ostseeküste umfunktioniert werden, wie das Nachrichtenmagazin berichtet. Überlegt werde, den auf deutschem Territorium liegenden Teil des Röhrensystems zu enteignen und vom Rest der Pipeline abzukappen. Die Röhren, die vom Land auf das Meer führen, könnten dann an ein mobiles LNG-Terminal angeschlossen werden. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, sie könne den Bericht weder kommentieren noch dementieren.

Kurz nach Beginn des russischen Angriffs gegen die Ukraine hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Gaspipeline Nord Stream 2 gestoppt, indem das Zertifizierungsverfahren ausgesetzt wurde.

Laut Spiegel sollen sich Mitarbeiter aus dem Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) mit Vertretern der Nord Stream 2 Holding getroffen haben, die dem russischen Gazprom-Konzern gehört. Vorteil solch eines Vorhabens sei, dass am Ende der Pipeline ein perfektes Verteilnetz mit Verdichtern und Leitungen hänge, die das Gas direkt nach Süddeutschland transportieren könnten.

Technisch sei das Anheben und Auftrennen der Pipeline dem Bericht zufolge möglich. Aber es gebe sehr schwerwiegende Umweltprobleme, berichtet der Spiegel mit Verweis auf Experten, die mit dem Vorgang betraut seien. Das Gebiet sei naturrechtlich geschützt. Jede Änderung der Pipeline löse fast zwangsläufig ein neues Planfeststellungsverfahren und eine Umweltverträglichkeitsprüfung aus.

Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums sagte dem Spiegel, es werde nach weiteren Orten für Terminals gesucht. "Die Frage der vorhandenen Infrastruktur für eine Anbindung ist dabei ein wichtiger Faktor", so die Sprecherin.

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June 24, 2022 06:33 ET (10:33 GMT)