Bei Volkswagen gibt es angesichts der jüngsten Misserfolge offenbar Überlegungen für eine Personalrochade auf den Spitzenposten.

Konzernchef Herbert Diess, der in Personalunion die Hauptmarke VW führt, wolle Porsche-Chef Oliver Blume nach Wolfsburg holen, berichtete das Branchenmagazin "auto motor und sport" am Dienstag unter Berufung auf Unternehmenskreise. Blume solle Diess als VW-Markenchef ersetzen, um die Probleme beim Golf 8 und dem neuen Elektroauto ID.3 in den Griff zu bekommen. Weder Volkswagen noch die Holding Porsche SE, über die die Familien Porsche und Piech die Mehrheit an dem Wolfsburger Konzern halten, wollten sich äußern.

Als neuer Porsche-Chef sei Skoda-Boss Bernhard Maier im Gespräch, berichtete das Magazin weiter. Maier war Vertriebsvorstand von Porsche, bevor er auf den Skoda-Chefposten wechselte. Aus dem Umfeld der Unternehmen hieß es, ein solcher Wechsel wäre "von der Sache her logisch". Blume könne als VW-Markenchef für eine mögliche spätere Diess-Nachfolge aufgebaut werden. Das Branchenmagazin berichtete, durch den Wechsel wolle sich Diess offenbar aus der Schusslinie bringen, weil er als VW-Markenchef die großen Probleme zu verantworten habe.

Vergangene Woche hatten Arbeitnehmervertreter dem Management Fehler bei der Krisenbewältigung angekreidet und dabei auch Diess direkt gefragt, wer dafür verantwortlich sei, dass es bei Technik und Marketing hake.[L8N2DA56U] In einem offenen Brief an Vorstand und Aufsichtsrat hatten die IG-Metall-Vertreter der deutschen VW-Werke die technischen Probleme beim neuen Golf 8 und dem ID.3 zum Anlass genommen, dem Management auch auf anderen Feldern Versagen vorzuwerfen. Das Schreiben las sich in Teilen wie eine Generalabrechnung.

Die Hauptkritik der Arbeitnehmerseite richtet sich auf Versäumnisse bei der Markteinführung des Golf, der in guten Zeiten einen Großteil des Gewinns einfährt und damit Arbeitsplätze in Wolfsburg sichert. Zuletzt hatte VW die Auslieferung des gerade erst angelaufenen Bestsellers in achter Generation wegen Problemen beim Notrufassistenten eCall stoppen müssen. Auch beim ID.3, der VW den Weg zu einem führenden Hersteller von Elektroautos ebnen soll, hapert es bei der Software. Der rein batteriegetriebene Wagen soll deshalb im Sommer zunächst in einer abgespeckten Grundversion an den Start gehen.