FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 zieht immer stärker das Interesse der Anleger auf sich. Nachdem bereits in der vergangenen Woche der fast vollständige Ausstieg des Finanzinvestors Kohlberg Kravis Roberts (KKR) den Weg für wieder aufflammende Übernahmespekulationen geebnet hatte, sorgten nun an diesem Freitag überraschend gute Geschäftszahlen für frischen Schub.

Die Aktien von ProSiebenSat.1 erreichten im Handelsverlauf den höchsten Stand seit Juni 2019 und gewannen zuletzt an der MDax-Spitze gut fünf Prozent auf 14,485 Euro. Der Index der mittelgroßen Werte hingegen fiel um 0,7 Prozent zurück, nachdem er am Donnerstag noch ein Rekordhoch erreicht hatte.

ProSiebenSat.1 hat das Corona-Krisenjahr besser überstanden als gedacht. "Die Werbekunden kommen zurück, was sich im traditionell wichtigen Schlussquartal gezeigt hat", schrieben die Autoren des Börsenbriefs "Bernecker-Daily".

Auch Analysten zeigten sich erfreut und erhöhten teilweise ihre Kursziele. Das Werbegeschäft sei der "Star der Show" gewesen, betonte etwa der Experte Julien Roch von der britischen Investmentbank Barclays. Aber auch alle anderen Sparten hätten positiv überrascht. Auf Konzernebene haben Roch zufolge Umsatz und operatives Ergebnis die durchschnittlichen Markterwartungen übertroffen.

Der Experte Armin Kremser von der DZ Bank bleibt ebenso zuversichtlich. Auch wenn das laufende erste Quartal durch hohe Vergleichswerte aus dem ersten Jahresviertel und den laufenden Lockdown belastet sein werde, sehe er Potenzial für positive Prognoseanpassungen. Und Analyst Christophe Cherblanc von der französischen Bank Societe Generale betonte, ProSiebenSat.1 bleibe weiter seine Lieblings-TV-Aktie, denn das Online-Portfolio wachse stark. Hinzu komme die Übernahmefantasie.

Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass der italienische Konzern Mediaset seine Beteiligung an ProSiebenSat.1 aufgestockt hat. Am Markt wird bereits seit einiger Zeit gespielt, dass Mediaset gemeinsam mit der deutschen TV-Sendergruppe eine europaweite Fernseh- und Medienallianz schaffen will.

Im Mai vergangenen Jahres hatte noch KKR für einen Paukenschlag gesorgt, als der Investor einen Anteil von gut fünf Prozent an ProSieben aufgebaut hatte. Die darauf folgende Rally half, die coronabedingte Kursscharte bereits Ende Mai auszuwetzen. Inzwischen aber hat KKR offensichtlich wieder das Interesse an dem Medienkonzern verloren.

Im Sommer und im Herbst nahm der Schwung dann auch wieder ab, bevor Anfang November gute Geschäftszahlen den Aktien für einen Aufwärtsschub sorgten. Die Anleger reagierten begeistert auf die Nachricht, dass ProSiebenSat.1 im dritten Quartal zu schwarzen Zahlen zurückgekehrt war. Dennoch ist das Rekordhoch von knapp 51 Euro von Ende 2015 noch in weiter Ferne.

Aus charttechnischer Sicht hat sich das Bild gleichwohl jüngst aufgehellt. Bereits am Vortag stieg der Kurs wieder über die 21-Tage-Durchschnittslinie, die den kurzfristigen Trend beschreibt. Mittel- und vor allem langfristig werden die Papiere bereits spätestens seit dem Kurssprung Anfang November von der 50- und der 200-Tage-Linie gestützt./la/ajx/mis