--2022 zunächst Belastungen bei bereinigtem Gewinn und EBITDA

--Mittelfristig positiver Ergebnisbeitrag zu erwarten

--Steuervorteile durch Komplettübernahme

(NEU: Weitere Details, Aussagen CEO)

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Prosiebensat1 Media SE kauft ihren Partner Warner Bros Discovery aus dem gemeinsam betriebenen Streamingdienst Joyn heraus. Wie der MDAX-Konzern mitteilte, übernimmt er die ausstehenden 50 Prozent an dem Joint Venture. Die Transaktion belastet die Gewinnaussichten für das laufende Jahr, soll sich aber mittelfristig dank Synergien und Effizienzmaßnahmen klar positiv auswirken. Außerdem winken Steuervorteile.

Prosieben baue Joyn "zur ersten Anlaufstelle unseres digitalen Ökosystems um", sagte Vorstandschef Rainer Beaujean und profitiere dabei von den Synergien innerhalb der Gruppe. "Unserer Strategie entsprechend erweitern wir unsere Reichweite insbesondere bei jungen Zielgruppen und schaffen neue Möglichkeiten der Monetarisierung." Joyn soll in das Entertainment-Segment eingegliedert werden, in dem der Konzern Unterhaltungsangebote wie das lineare Fernsehen bündelt.

Joyn wird erstmalig im vierten Quartal konsolidiert, bisher wurde die Beteiligung im Finanzergebnis "at equity" ausgewiesen. In der Folge vermindert sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen Steuern und Abschreibungen (EBITDA) - die zentrale operative Kennziffer des Konzerns - in diesem Jahr um 25 Millionen Euro. Dementsprechend rechnet Prosieben nun im Gesamtjahr mit 780 Millionen Euro bereinigtem EBITDA, wobei eine Abweichung von 25 Millionen Euro nach oben oder unten möglich ist. Bisher hatte der Mittelpunkt der Zielspanne bei 805 Millionen Euro gelegen.

Geplante Effizienzmaßnahmen, die einmalige Aufwendungen von 20 Millionen Euro im laufenden Jahr mit sich bringen, wirken sich nicht auf das bereinigte EBITDA aus. Sie sollen gemeinsam mit Umsatzsynergien aber ab 2023 für jährliche Ergebnisverbesserungen von 35 Millionen Euro sorgen. Trotzdem wird das Ergebnis 2023 als Folge der Vollkonsolidierung mit rund 40 Millionen Euro und 2024 mit rund 25 Millionen Euro belastet. Spätestens 2025 soll Joyn einen positiven Ergebnisbeitrag liefern.

Beim bereinigten Nettogewinn wird für 2022 nun ein Wert auf Vorjahresniveau von 362 Millionen Euro angestrebt, bisher war ein Gewinn auf oder leicht über dem Vorjahreswert angepeilt worden. Es sei davon auszugehen, dass Prosieben für 2022 eine Dividende ebenfalls auf Vorjahresniveau ausschüttet, so der Konzern. Deutlich positive Beiträge von Joyn zum bereinigten Gewinn seien ab 2024 zu erwarten, 2023 soll es zumindest keine Belastungen aus der Vollkonsolidierung geben.

Die Umsatzprognose 2022 bleibt bei 4,375 Milliarden Euro mit möglichen Abweichungen von 75 Millionen Euro nach oben oder unten. Im Vorjahr hatte Prosieben währungs- und portfoliobereinigt 4,333 Milliarden Euro umgesetzt.

Ein Vorteil der Komplettübernahme ist die Nutzung ertragssteuerlicher Verlustvorträge, was in der bisherigen Konstellation nicht möglich war. Prosieben rechnet in den kommenden Jahren mit einem ertragssteuerlichen Vorteil aus der Transaktion von "deutlich über" 100 Millionen Euro.

Prosieben hatte das Joint Venture 2017 mit Discovery gegründet, seit 2019 trägt es den Namen Joyn. Schwerpunkt ist ein werbefinanziertes Angebot, zudem gibt es einen Abo-Bereich.

Die Kartellfreigabe für die Übernahme wird am 1. Oktober erwartet.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/mgo/rio

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September 13, 2022 04:54 ET (08:54 GMT)