NEUMÜNSTER (dpa-AFX) - Die Volksbanken und Raiffeisenbanken (VR) in Schleswig-Holstein haben im vergangenen Jahr trotz der anhaltend niedrigen Zinsen ein Jahresergebnis von 201 Millionen Euro erzielt. Damit habe man das Niveau des Jahres zuvor halten können, in der Zukunft dürften die Erträge aber leicht sinken, sagte Klaus Treimer, Sprecher der 33 VR-Banken im Norden am Donnerstag. Am selben Tag beschloss die Europäische Zentralbank, am Leitzins von 0,0 Prozent festzuhalten.

Für die Zukunft seien die Genossenschaftsbanken gut gerüstet, sagte Treimer. Die Bilanzsumme stieg im vergangenen Jahr um 857 Millionen Euro auf 19,9 Milliarden Euro - ein Plus von 4,5 Prozent. Treimer, Vorstand VR Bank Ostholstein Nord, verwies außerdem auf das um 5,1 Prozent auf mehr als 1,8 Milliarden Euro gewachsene Eigenkapital und das ebenfalls um 5,1 Prozent gewachsene Kreditgeschäft - "unsere Königsdisziplin" - auf gut 13,4 Milliarden Euro.

"Unsere Volksbanken und Raiffeisenbanken sind sehr eigenkapitalstark aufgestellt", betonte Treimer. Bezogen auf die Bilanzsumme betrage das Eigenkapital durchschnittlich 11 bis 12 Prozent, berechnet auf die Kreditsumme sogar um die 16 Prozent. "Eine Kreditklemme wird es bei den VR-Banken nicht geben", betonte Treimer mit Blick auf die verschärften regulatorischen Vorgaben.

Auch die inzwischen von der Bundesregierung wieder geänderte restriktive Vergaberichtlinie für Immobilienkredite habe man mit "Augenmaß" umgesetzt, ergänzte Kai Schubert, Sprecher der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein und Vorstand der Raiffeisenbank Südstormarn Mölln. "Wir kennen unsere Kunden, finanzierbare Wünsche sind deswegen nicht abgewiesen worden." Das Immobiliengeschäft sei stark, da viele Menschen ins Hamburger Umland zögen und dort bauen. "Kredite mit 30 Jahren Laufzeit sind schon zu einem Zins von 2,5 bis 3 Prozent zu bekommen."

Die VR-Banken betrachten sich weiterhin als regional stark verankerte Geldinstitute und insbesondere als Finanzierer des Mittelstandes in der Region. Dazu nutze man die Einlagen aus der Region für Kredite, die allerdings durch Eigenkapital hinterlegt sein müssten. Angesichts der seit Jahren anhaltenden positiven wirtschaftlichen Entwicklung in Schleswig-Holstein rechne man auch in den nächsten Jahren mit einer jährlich um 3 bis 5 Prozent steigenden Bilanzsumme, sagte Treimer.

Die Idee der Genossenschaftsbank gewinnt weiter an Zulauf. Die 33 VR Banken nahmen im vergangenen Jahr rund 8300 neue Mitglieder, die Gesamtzahl beträgt jetzt 355 800. Ab 50 Euro aufwärts können Interessenten Miteigentümer werden und begrenzt Anteile erwerben, laut Schubert jährlich verzinst um die 2,5 bis etwa 6 Prozent. Die Verzinsung stehe aber nicht im Vordergrund, sondern die Mitbestimmungsrechte, die regionale Verankerung und die Kundennähe.

"Wir verstehen Kundennähe aber nicht nur darin, in der Nähe eine Filiale im Ort zu haben, sondern suchen neue Betreuungsmodelle", sagte Schubert. Die Kundenfrequenz in den Filialen habe deutlich abgenommen. Viele informierten sich ohnehin zuvor im Internet. Daher solle das Online-Angebot ausgebaut werden. Weitere der 300 Filialen würden daher voraussichtlich auch in den nächsten Jahren schließen - im vergangenen Jahr wurden 15 Filialen aufgegeben. Die Zahl der Mitarbeiter sank um 89 auf 4438. "Wir nutzen die natürliche Fluktuation für Personaleinsparungen, betriebsbedingte Kündigungen können die VR Banken ausschließen", sagte Schubert./mho/DP/tos