Von Carol Ryan

NEW YORK (Dow Jones)--Ein Jahr nach Beginn der schlimmsten Gesundheitskrise in der modernen Geschichte sind französischer Champagner, Schokoladen-Neuheiten und Tequila auf den Einkaufslisten der Verbraucher ganz nach oben geschossen. Die aktuellen Trends sind ein gutes Omen für Spirituosenaktien, allerdings weniger für einige der frühen Gewinner der Pandemie.

Vergangenes Jahr um diese Zeit kauften die Kunden panisch ein, nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 11. März eine globale Pandemie ausgerufen hatte. In den Regalen der Supermärkte wurden lebenswichtige Produkte wie Toilettenpapier, Nudeln, Handdesinfektionsmittel und Dosensuppe leergeräumt. Unternehmen der Grundnahrungsmittelindustrie wie der Lysol-Hersteller Reckitt und der Papierproduktionsgigant Kimberly-Clark hatten anfangs Schwierigkeiten, die Nachfrage zu decken.


   Menschen im Westen wollen wieder genießen 

Heute kaufen US-Bürger und Europäer insgesamt weniger im Lebensmittelladen ein. Daten von Nielsen zeigen, dass die Verkäufe von schnelllebigen Konsumgütern in den vier Wochen bis zum 21. März - die letzten verfügbaren Zahlen - auf den fünf größten europäischen Märkten im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2020 um 10 Prozent nachgaben. In den USA, wo das Horten intensiver war, sank der Umsatz sogar um 16 Prozent.

Auch der Inhalt der Einkaufswagen hat sich verändert. Die am schnellsten wachsenden Konsumprodukte in Europa in den vier Wochen bis zum 21. März waren Schokoladen-Neuheiten - vielleicht teilweise aufgrund des früheren Osterfestes - Champagner, Tequila, vorgemischter Alkohol und trinkfertiger Kaffee. In den USA stiegen die Verkäufe von Champagner und zubereiteten Cocktails jeweils um 78 Prozent und 69 Prozent.


   Reckitt und Unilever als Verlierer 

Für relativ profane Kategorien war es schwierig, das rasante Wachstum aus den ersten Tagen der Pandemie beizubehalten. Die Verkäufe von Waren wie Trockennudeln und Handdesinfektionsmittel müssen nun mit dem beispiellos starken Anstieg des vergangenen Jahres verglichen werden. In den genannten vier Wochen sank der Absatz von Toilettenpapier in den USA im Vergleich zum Vorjahr um 54 Prozent, während der Absatz von Handdesinfektionsmitteln um 27 Prozent nachgab. Auch in Europa sind die Verkäufe von Bleichmitteln und Seife zurückgegangen. Obwohl die Nachfrage nach Hygieneprodukten höher ist als vor der Pandemie, dürften die Reinigungsmarken von Unternehmen wie Reckitt und Domestos-Eigentümer Unilever als Underperformer dastehen.

Der üppige Inhalt der Warenkörbe fügt sich in ein Bild der sich verbessernden Stimmung ein. Der europäische Verbrauchervertrauensindex ist im März geklettert und hat fast wieder seinen langfristigen Durchschnitt erreicht. Der entsprechende Wert für die USA ist auf dem höchsten Stand seit Beginn der Pandemie.


   Menschen wollen trotz Schließungen wieder feiern 

Das starke Abschneiden des Alkohols in den Supermärkten spiegelt teilweise die anhaltenden Schließungen von Bars und Restaurants auf vielen Märkten wider. In Ländern wie Frankreich und Italien wurden im März die Alkoholverbote verschärft. Dennoch sollten die Einkaufsdaten die Investoren beruhigen, die sich auf Spirituosenaktien gestürzt haben.

Die Aktien von Diageo, dem Hersteller von Johnnie Walker Whiskey, und seinem in Paris ansässigen Rivalen Pernod Ricard werden zu Kursen gehandelt, die bei fast einem Jahrzehntehoch des Vielfachens der prognostizierten Gewinne stehen. Rémy Cointreau, das stärker in den boomenden Cognac-Märkten in den USA und China engagiert ist, wird jetzt sogar mit dem 50-fachen der Gewinne gehandelt. Wenn 2020 für das Horten von Klopapier in Erinnerung bleiben wird, zeichnet sich 2021 als ein gutes Jahr für Alkoholproduzenten ab.

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April 08, 2021 10:12 ET (14:12 GMT)