Poschiavo (awp) - Der Energiekonzern Repower plant nach erfolgter Dekotierung von der Schweizer Börse eine Kapitalerhöhung um mindestens 150 Mio CHF. Mit den neuen Mitteln will das Unternehmen seine Bilanz sanieren und die angekündigte Umsetzung der neuen Strategie vorantreiben. Als neue Ankeraktionäre werden sich das Elektrizitätswerk des Kantons Zürich (EKZ) und ein auf nachhaltige Energie ausgerichteter Anlagefonds für institutionelle Kunden der UBS (UBS-CEIS) an Repower beteiligen.

Die EKZ und UBS-CEIS hätten sich dazu verpflichtet, mit 90 Mio bzw. 60 Mio CHF an einer vorgesehenen Bezugsrechtskapitalerhöhung teilzunehmen, teilte Repower am Montag mit. Die bestehenden Hauptaktionäre - der Kanton Graubünden und Axpo - würden auf die Ausübung ihrer Bezugsrechte verzichten, blieben aber als Ankeraktionäre am Konzern beteiligt.

"Wir sind überzeugt, eine sehr vorteilhafte Lösung für alle Beteiligten gefunden zu haben", sagte Repower-CEO Kurt Bobst in einer Telefonkonferenz. Mit der angestrebten Kapitalerhöhung werde die Grundlage geschaffen, um die eingeschlagene Strategie voranzutreiben und gleichzeitig die Kapitalbasis zu stärken.

SCHULDENABBAU UND STRATEGISCHE NEUAUSRICHTUNG

In den vergangenen drei Geschäftsjahren hatte Repower wegen des Strompreiszerfalls und hohen Abschreibungen einen Verlust von kumuliert 321 Mio CHF eingefahren. Per Ende 2015 lag die Eigenkapitalquote noch bei 33%. Dank der Kapitalerhöhung werde Repower die angestrebten Zielgrössen beim Eigenkapital (35 bis 45%) und bei der Verschuldung wieder erreichen, so Finanzchef Stefan Kessler.

Bereits Ende Dezember 2015 hatte Repower angekündigt, sich strategisch neu auszurichten. Dabei will das Unternehmen seine Position als Energiedienstleister ausbauen und sich auf erneuerbare Energien konzentrieren. Die eigenen Wasserkraftwerke sollen erhalten und sämtliche Kernenergiebeteiligungen abgestossen werden, bestätigte der Repower-Chef die Zielsetzung vom Dezember. Geographisch liegt der Fokus auf den Kernmärkten Schweiz und Italien. An den bisherigen Standorten im Kanton Graubünden soll festgehalten werden.

KANTON GRAUBÜNDEN GIBT MEHRHEIT AB

Aus der angestrebten Kapitalerhöhung erwartet Repower einen Erlös von minimal 150 Mio CHF und maximal 200 Mio CHF. Geplant ist die Ausgabe von maximal 4,77 Mio Namenaktien mit einem Nennwert von je 1,00 CHF und zu einem Bezugspreis von 43,00 CHF pro neue Aktie. Der Bezugspreis entspricht dem volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten 20 Tage. Die Bezugsrechte der Aktionäre werden gewahrt und je fünf gehaltenen bisherige Aktien könnten sieben neue Aktien bezogen werden.

Mit Nicht-Ausübung seiner Bezugsrechte wird der Kanton Graubünden die Mehrheit an Repower abgeben. Per Ende 2015 hatte der Kanton Graubünden noch 58,3% des Aktienkapitals gehalten, wobei sich der Anteil mit der Schaffung von Einheitsnamenaktien bereits auf rund 47% reduziert hat. Je nachdem, wie die Publikumsaktionäre ihre Bezugsrechte ausüben, wird der Kanton nach erfolgter Kapitalerhöhung noch zwischen 20,1% und 23,5% an Repower halten. "Als Ankeraktionär behält der Kanton eine wichtige Rolle für das Unternehmen", so der Repower-Chef.

Bei der Axpo reduziert sich der Anteil auf zwischen 11,6 und 13,6% von 33,7% Ende 2015. Die EKZ käme neu auf einen Anteil von 25,9% - 30,4% und UBS-CEIS auf 17,3% - 20,2%. Der Freefloat läge demnach zwischen 12,3% und 25,2%.

VR KÜNFTIG MIT MAXIMAL SIEBEN MITGLIEDERN

Anlässlich der ausserordentlichen Generalversammlung soll zudem der Verwaltungsrat neu zusammengesetzt und es sollen auch einige Statutenänderungen beschlossen werden. Das Gremium wird künftig maximal sieben Mitglieder umfassen. Nicht mehr zur Wiederwahl stellen sich der derzeitige Präsident Eduard Rikli sowie die einfachen Mitglieder Manfred Thumann, Rudolf Huber, Placi Berther und Gerhard Jochum.

Von den bisherigen Verwaltungsräten werden als Vertreter des Kantons Graubünden Ständerat Martin Schmid und Claudio Lardi vorgeschlagen, sowie Rolf Mathis als Vertreter der Axpo. Die EKZ soll durch CEO Urs Rengel und CFO Peter Eugster im Gremium vertreten sein. Ebenfalls zur Wahl vorgeschlagen wird Roland Leuenberger von UBS-CEIS. Komplettiert werde das Gremium zudem durch ein weiteres, noch zu bestimmendes, unabhängiges Mitglied, so der Repower-Chef. Auch der Prozess für die Besetzung des Verwaltungsratspräsidenten sei am Laufen.

an/uh