Das Unternehmen RH (ehemals „Restoration Hardware“) sieht sich mit einer massiven Schuldenlast konfrontiert, die auf eine riskante Finanzstrategie seines exzentrischen CEO Gary Friedman zurückzuführen ist. Während der pandemiebedingten Geldflut nahm das Unternehmen 2,2 Milliarden US-Dollar an frischem Fremdkapital auf – um damit in beispiellosem Umfang eigene Aktien zurückzukaufen.

Das Resultat: Der ausstehende Aktienbestand wurde innerhalb weniger Monate um ein Drittel reduziert – ein Vorgang, der selbst erfahrenen Analysten als historisch erscheint. Allerdings erfolgten die Rückkäufe zu Kursen, die heute nur noch halb so hoch sind wie damals. Der dadurch verursachte Wertverlust ist erheblich – und möglicherweise irreversibel.

Die Marktdynamik, die einst hohe Preise ermöglichte, ist längst Geschichte. Der Immobilienmarkt, traditionell ein wichtiger Treiber für die Möbelbranche, ist laut Friedman aktuell „so schlecht wie seit 50 Jahren nicht mehr“. Hinzu kommen Zölle, die die ohnehin unter Druck stehenden Margen weiter aushöhlen, sowie eine anhaltende Inflation bei den Betriebskosten.

Nach zwei Jahren mit katastrophalen Geschäftszahlen deuten die nun veröffentlichten Quartalszahlen immerhin auf eine gewisse Stabilisierung hin. Die Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 12 %. Doch dieser Zuwachs wurde durch höhere Kosten vollständig aufgezehrt. Sämtlicher operative Gewinn wird von den Zinslasten verschlungen.

Der finanzielle Hebel bleibt besorgniserregend: Bei 4 Milliarden Dollar Nettoverschuldung steht ein negatives Eigenkapital und ein jährlicher operativer Gewinn von unter 400 Millionen Dollar gegenüber – im Schnitt der letzten zwei Jahre.

Wie so oft empfiehlt sich größte Zurückhaltung bei der Betrachtung des bereinigten EBITDA, das RH in den Mittelpunkt seiner Kommunikation stellt. Diese Kennziffer blendet unter anderem Zinsaufwendungen, aktienbasierte Vergütungen sowie reale Kosten für Restrukturierung und IT-Investitionen aus. All dies untergräbt die Aussagekraft des ausgewiesenen Ergebnisses.

RH steht exemplarisch für Unternehmen, die über ihre Verhältnisse gelebt haben. In den vergangenen zehn Jahren wurden 3,4 Milliarden Dollar in Aktienrückkäufe investiert – bei einem kumulierten Free Cashflow von lediglich 1,4 Milliarden Dollar. Die Differenz wurde – wie man inzwischen sieht – über Schulden finanziert, die den Konzern heute in eine prekäre Lage manövriert haben.

Wie bei GameStop – der inoffiziellen Königin der „Meme Stocks“ – oder MicroStrategy, das mit seinen Bitcoin-Wetten für Aufsehen sorgt, basiert RHs Finanzarchitektur weniger auf unternehmerischer Substanz als auf dem Vertrauen (manche sagen: der erstaunlichen Leichtgläubigkeit) der Investoren.

Zwar erscheint das Fundament des Geschäftsmodells brüchig. Doch genau das macht RH zum potenziellen Spielball spekulativer Anleger. So gesehen dürfte das Papier auch in den kommenden Quartalen für Kurskapriolen sorgen – sowohl nach oben als auch nach unten.