Winterthur (awp) - Der Spinnereimaschinenhersteller Rieter hat in den letzten Monaten von einer rasanten Markterholung profitiert. Die Spinnereien sind gut ausgelastet und investieren wieder kräftig, nachdem sie dies im Jahr davor praktisch nicht mehr getan hatten.

So vermochte das Unternehmen im Gesamtjahr 2021 ein gut drei Mal so hohes Bestellungsvolumen an Land zu ziehen wie im Vorjahr. Der Auftragseingang kam konkret bei 2,23 Milliarden Franken zu liegen, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Besonders ausgeprägt war der Boom im Geschäft mit neuen Maschinen, wo sich das bestellte Volumen fast verfünffachte. Aber auch das Service- und Komponentengeschäft wuchs stark.

Auch gegen Jahresende schwächte sich der Boom nur leicht ab. Im Schlussquartal verbuchte Rieter Aufträge mit einem Volumen von 551,8 Millionen, womit die durchschnittlichen Analystenerwartungen (AWP-Konsens) deutlich übertroffen wurden.

Der "ausserordentlich hohe Bestellungseingang" sei global breit abgestützt, kommentierte das Unternehmen. Er beruhe auf einem Nachholeffekt aus den beiden Vorjahren, als nur noch wenig investiert wurde.

Zudem sei es zu einer regionalen Verschiebung der Nachfrage gekommen. Einen wesentlichen Grund für diese Verschiebung sei die Kostenentwicklung in China gewesen. Folglich seien die Bestellungen vor allem aus der Türkei, aus Indien, Lateinamerika, Usbekistan, China und Pakistan eingetroffen.

Keine roten Zahlen mehr

Beim Umsatz wirkte sich die grosse Nachfrage mit Verzögerung aus. Dieser stieg um 69 Prozent auf 969,2 Millionen Franken. Rieter selber hatte einen Jahresumsatz von nur rund 900 Millionen Franken in Aussicht gestellt. Dies hatten Analysten im Vorfeld zwar als Tiefstapelei eingestuft, gleichwohl liegt die nun ausgewiesene Zahl nun klar über ihren Erwartungen.

Dank dem höheren Umsatz verbesserte sich auch die Profitabilität, nachdem im Vorjahr noch tiefrote Zahlen geschrieben wurden. Die genauen Gewinnzahlen wird Rieter zwar erst am 9. März veröffentlichen, es werden aber schon relativ genaue Angaben zur Höhe des operativen Gewinns gemacht. So wird eine EBIT-Marge von 4,5 bis 5,0 Prozent in Aussicht gestellt.

Der Gewinn auf Stufe EBIT dürfte damit bei 43 bis 48 Millionen Franken zu liegen kommen. Im Vorjahr hatte ein operativer Verlust von gut 84 Millionen resultiert.

Zwei der drei Saurer-Einheiten konsolidiert

Neuigkeiten gibt es ausserdem zur im Sommer angekündigten Übernahme der drei Saurer-Geschäfte: So wurden die beiden Bereiche Accotex (Elastomerkomponenten für Spinnereimaschinen) und Temco (Lagerlösungen für Filamentmaschinen) per 1. Dezember 2021 konsolidiert; sie steuerten im letzten Monat des Jahres einen Umsatz von 3,3 Millionen Franken und einen Bestellungseingang von 2,1 Millionen bei.

Noch nicht konsolidiert wurde hingegen das grösste gekaufte Saurer-Geschäft (automatische Spulmaschinen). Dies soll laut den Angaben im Verlauf des ersten Halbjahres 2022 geschehen.

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