NEW YORK (Dow Jones)--Nach einer längeren Durststrecke mit einigen wackeligen Stabilisierungsansätzen könnte sich die Wall Street am Freitag zumindest etwas erholen. Der Aktienterminmarkt lässt auf einen festen Handelsbeginn am Kassamarkt schließen. Händler sprechen aber von unvermindert großen Sorgen über die aktuelle konjunkturelle Entwicklung, das Marktumfeld mit Stagflationsängsten bleibe negativ, heißt es. Allein die Nasdaq verbucht in der laufenden Woche Abschläge von 6,3 Prozent.

Für den kleinen Stimmungsaufheller zum Wochenausklang sorgt US-Notenbankgouverneur Jerome Powell. Nach seiner Aussage hat es die Fed nicht völlig in der eigenen Hand, ob ihre straffere Geldpolitik die Wirtschaft in eine Rezession führen wird oder nicht. Zwar will Powell eine vom Markt gefürchtete "große" Zinserhöhung um 75 Basispunkte nicht gänzlich ausschließen, allerdings beschwichtigt er mit der Aussage: "Ich habe gesagt, dass wir das nicht aktiv in Betracht ziehen."

"Anders als im April, als die Aktienrückgänge durch die Aussicht auf einen aggressiveren Straffungszyklus der Fed ausgelöst wurden und mit Verlusten bei Staatsanleihen einhergingen, standen die Rückgänge in dieser Woche viel deutlicher im Zusammenhang mit globalen Wachstumsrisiken, was man daran erkennen kann, dass die Fed Funds Futures nun beginnen, einen Teil der Straffung, die sie für das kommende Jahr eingepreist hatten, zurückzunehmen", erläutert Marktstratege Henry Hill von der Deutschen Bank.

Nach den Aussagen von Powell und den bereits veröffentlichten Inflationsdaten auf Verbraucher- und Erzeugerbasis verlieren die Import- und Exportpreise an Bedeutung. Die jüngste Tendenz einer Abschwächung des Inflationsdrucks wurde durch die neuen Daten bestätigt. Anderenfalls hätten die Daten doch an Relevanz gewonnen. Im frühen Verlauf wird die Verbraucherstimmung veröffentlicht, die angesichts der konsumdämpfenden Inflation diesmal besondere Aufmerksamkeit genießt.


   Musk lässt Twitter abstürzen 

Unter den Einzelaktien stürzen Twitter vorbörslich um bis zu 25 Prozent ab, die Titel des Kurznachrichtendienstes verlieren aktuell 12,7 Prozent. Elon Musk hat die Übernahme des Kurzbotschaftendienstes Twitter auf Eis gelegt. Der Großinvestor hegt Zweifel über die Anzahl der tatsächlichen Nutzer wegen vieler Fake-Accounts. Daher müsste der Übernahmepreis möglicherweise neu verhandelt werden.

Robinhood springen dagegen um 23,6 Prozent in die Höhe. Beim Betreiber der gleichnamigen Handelsplattform ist der CEO der Kryptowährungsbörse FTX Trading eingestiegen. Sam Bankman-Fried hält gemäß einer Mitteilung an die Börsenaufsicht 7,6 Prozent an Robinhood Markets.

Fintechs allgemein waren im Zuge der jüngsten Marktturbulenzen unter die Räder geraten. Das gilt auch für Affirm Holdings, die sich nun um 35,8 Prozent verteuerten. Der Zahlungsdienstleister hatte die Einnahmen im dritten Geschäftsquartal überraschend deutlich gesteigert und sich zuversichtlich gezeigt, auch in einem volatilen Marktumfeld bestehen zu können. Seit Beginn des Jahres weist der Kurs der Aktie allerdings ein Minus von über 85 Prozent auf.


   Dollar mit Rücksetzer auf Weg nach oben 

Die gestiegene Risikoneigung manifestiert sich am leicht sinkenden Dollar, der Dollarindex verliert 0,1 Prozent - allerdings nach einer Vortagesrally auf ein 19-Jahreshoch am Vortag. Die MUFG-Analysten setzen weiter auf steigende Dollar-Notierungen. Der Euro dürfte dagegen weiter anfällig für Schwächephasen bleiben.

Auch am Rentenmarkt, wo die Notierungen sinken und die Renditen damit leicht steigen, sprechen Händler von einer fallenden Risikoaversion. Stagflationssorgen hatten die Notierungen jüngst beflügelt.

Die Ölpreise steigen derweil, obwohl das geplante EU-Embargo gegen russisches Erdöl immer unwahrscheinlicher wird. Ungarn will sich dem widersetzen. Gleichwohl sieht die Internationale Energie-Agentur ein knapper werdendes Angebot durch die EU-Sanktionen gegen Russland. Russland habe im April Angebotsmengen eingebüßt, die Entwicklung dürfte sich im Mai fortsetzen, heißt es.

Der Goldpreis fällt mit anziehenden Marktzinsen und einem zurückkommenden Dollar. Übergeordnet lasse die Nachfrage mit den geldpolitischen Straffungen nach. Die Aussicht auf steigende Leitzinsen spreche insgesamt gegen das Edelmetall, heißt es.


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US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  2,59       +2,5        2,57      186,0 
5 Jahre                  2,86       +2,2        2,83      159,5 
7 Jahre                  2,90       +2,9        2,88      146,5 
10 Jahre                 2,90       +4,7        2,85      138,8 
30 Jahre                 3,06       +4,3        3,02      116,1 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Fr, 8:50  Do, 17:32   % YTD 
EUR/USD                1,0378      -0,0%      1,0404     1,0409   -8,7% 
EUR/JPY                133,79      +0,4%      133,86     133,39   +2,2% 
EUR/CHF                1,0388      -0,2%      1,0424     1,0392   +0,1% 
EUR/GBP                0,8516      +0,1%      0,8513     0,8511   +1,4% 
USD/JPY                128,91      +0,4%      128,64     128,15  +12,0% 
GBP/USD                1,2187      -0,1%      1,2223     1,2231   -9,9% 
USD/CNH (Offshore)     6,8097      -0,2%      6,8245     6,8123   +7,2% 
Bitcoin 
BTC/USD             30.540,19      +7,7%   30.284,44  29.096,86  -33,9% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              108,43     106,13       +2,2%       2,30  +47,8% 
Brent/ICE              109,67     107,45       +2,1%       2,22  +44,3% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.814,19   1.822,00       -0,4%      -7,81   -0,8% 
Silber (Spot)           20,70      20,69       +0,1%      +0,01  -11,2% 
Platin (Spot)          949,04     948,21       +0,1%      +0,83   -2,2% 
Kupfer-Future            4,06       4,10       -0,9%      -0,04   -8,7% 
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May 13, 2022 08:58 ET (12:58 GMT)