Washington/New York (Reuters) - Die US-Börsenaufsicht SEC will den Wettbewerb unter Brokerhäusern stärken und Kleinanlegern zu besseren Konditionen bei Aktiengeschäften verhelfen.

SEC-Chef Gary Gensler stellte am Mittwoch bei einer Fachtagung einen Reformplan vor, der zu den größten Veränderungen am US-Aktienmarkt seit mehr als einem Jahrzehnt führen würde. Dabei soll auch die umstrittene Praxis des Payment-for-Order-Flow (PFOF) hinterfragt werden. Mit einem förmlichen SEC-Vorschlag wird im Herbst gerechnet. Ein Bericht der "Wall Street Journal" über die Pläne führte bereits am Dienstag zu einem Kursrückgang bei der Trading-App Robinhood, die vor allem von jungen Kleinanlegern genutzt wird.

Kern der Reform soll ein Wettstreit unter Handelshäusern um jeden Auftrag von Kleinanlegern sein. Die Broker müssten die Kauf- oder Verkaufsorders an Auktionen weiterleiten, die von Börsen oder anderen Handelsplätzen organisiert werden. Dort würden dann Marktteilnehmer um den besten Deal wetteifern. Bislang können Broker Aufträge von Kleinanlegern direkt an große Handelshäuser weiterleiten, die diese Orders abwickeln, sofern der Preis mindestens genauso gut ist wie der offizielle Börsenkurs. Gensler hat dies in der Vergangenheit als Hemmnis für freien Wettbewerb kritisiert.

GENSLER SKEPTISCH ZU PFOF-VERFAHREN

Bei PFOF erhalten Broker als Gegenleistung für die Weiterleitung von Aufträgen an große Handelshäuser von diesen Rabatte oder Zahlungen. Regulierer befürchten daher, dass Orders nicht an diejenigen weitergeleitet werden, die die besten Kurse bieten, sondern die höchsten Rückvergütungen. Die Praxis ist in Großbritannien, Kanada und Australien verboten. Sie weise "inhärente Konflikte" auf, erklärte Gensler am Mittwoch. Er hielt fest, dass einige Broker auch ohne PFOF keinerlei Gebühren von den Kunden verlangten. In der Vergangenheit hat er auch für die USA ein Verbot nicht ausgeschlossen.

Aktionärsvertreter begrüßten in ersten Reaktionen die Pläne. "In der Finanzbranche gibt es heute zu viele, die sich an wettbewerbsfeindlichen und räuberischen Praktiken in den stark zersplitterten Märkten bereichern", sagte Dennis Kelleher von der Interessenvertretung Better Markets. Dies führe dazu, dass Kleinanleger "schlecht behandelt, wenn nicht sogar abgezockt werden". Branchenvertreter zeigten sich dagegen skeptisch. "Wir reden davon, wie neidisch die Welt auf unsere Märkte ist", sagte Joseph Mecane von Citadel Securities. "Wir müssen sehr vorsichtig sein, damit wir nicht ungewollt in eine Zeit zurückkehren, in der es noch schlimmer aussah als heute."

(Bericht von Katanga Johnson und John McCrank; Geschrieben von Hakan Ersen und Christina Amann; Bearbeitet von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)