Zürich (awp) - Der Pharmakonzern Roche veröffentlicht am Mittwoch, 21. April, Umsatzzahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahrs 2021. Insgesamt haben zehn Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q1 2021E
(in Mio Fr.)           AWP-Konsens    Q1 2020A 

Umsatz Gruppe           14'791         15'143   
Umsatz Pharma           10'660         12'262      
- Herceptin                635          1'207     
- Rituxan                  713          1'389     
- Avastin                  879          1'497    
- Ocrevus                1'188          1'112    
- Tecentriq                762            644    
- Hemlibra                 657            521    
Umsatz Diagnostics       4'097          2'881     

FOKUS: Wenn Roche Zahlen zum ersten Quartal vorlegt, dürfte sich die Entwicklung vom Vorjahr wiederholen. Einem schwächelnden Pharma-Geschäft steht ein starkes Diagnostics-Geschäft gegenüber. Das Pharmageschäft dürfte auch in den ersten drei Monaten unter dem Einfluss der Covid-19-Pandemie gelitten haben. Wie schon im vergangenen Jahr dürften angesichts der hohen Infektionszahlen auch weiterhin Patienten Arztbesuche aus Angst vor einer möglichen Ansteckung verschoben haben.

Hinzu kommt, dass die Umsatzerosion der drei altgedienten Blockbuster Mabthera, Avastin und Herceptin deutliche Spuren hinterlassen haben dürfte. Aktuell gehen Analysten davon aus, dass die Umsätze dieser drei Präparate um jeweils mindestens um 40 Prozent eingebrochen sind. Zwar hat Roche zahlreiche neuere Mittel mittlerweile auf dem Markt. Die Einbussen dürften sie aber dennoch nicht komplett ausgleichen können.

Derweil dürfte die sonst oft stiefmütterlich behandelte Diagnostics-Sparte einen Umsatzsprung um mehr als 40 Prozent erfahren haben. Vor allem die zahlreichen Corona-Tests dürften zu dem starken Wachstum beigetragen haben.

ZIELE: Bei der Vorlage der Jahreszahlen 2020 Anfang Februar gab das Management um CEO Severin Schwan einen eher vorsichtigen Ausblick. Die beiden Sparten dürften sich erst einmal ähnlich wie 2020 entwickeln. Einem anhaltend starken Diagnostik-Geschäft stehe eine langsame Erholung in der Pharma-Sparte gegenüber.

Entsprechend strebt der Konzern zu konstanten Wechselkursen ein Verkaufswachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich an. Das Wachstum des Kerngewinns je Titel soll dabei weitgehend dem Verkaufswachstum entsprechen. Ausserdem ist die Gruppe weiter bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.

PRO MEMORIA: Zu den wichtigeren Studienerfolgen dürften die Daten zum Augenmittel Faricimab zählen. Das Mittel wird zu Behandlung von neovaskulärer oder "feuchter" altersbedingter Makuladegeneration (nAMD) sowie beim diabetischen Makulaödem (DME) eingesetzt. Wichtig bei den Ergebnisse war vor allem, dass das Roche-Mittel nur alle 16 Wochen verabreicht werden musste, während Vergleichspräparate alle acht Wochen injiziert werden müssen.

Als positiv ist auch die Zulassung des SMA-Mittels Evrysdi in der EU zu werten. Damit steht Roche nun in direkter Konkurrenz zu Novartis, der als erster Konzern eine einmalige Genersatz-Therapie gegen diese erblich bedingte Muskelerkrankung auf dem Markt hat. Roches Mittel dagegen wird einmal täglich oral verabreicht.

Auch in den Anstrengungen zur Corona-Bekämpfung sorgte Roche für zahlreiche Schlagzeilen - überwiegend für positive. So hat die Diagnostics-Sparte weitere Tests auf den Markt gebracht - auch solche, mit denen Coronavirus-Mutationen entdeckt werden können. In der Schweiz hat der Pharmakonzern zudem eine Ausnahmebewilligung für seinen Corona-Selbsttest erhalten.

Gute Nachrichten gab es auch überwiegend zum Corona-Cocktail von Partner Regeneron. Der CHMP hat denn auch seine Zulassung in der EU empfohlen.

Dagegen hat Roche mit dem eigenen Mittel Actemra/RoActemra in der Corona-Behandlung einen Rückschlag erlitten. Noch grösser war allerdings die Enttäuschung über die eingestellte Studie zur Behandlung der Huntington-Krankheit. Sie galt zwar als eine riskante Wette, war aber mit viel Hoffnung verbunden, lauteten denn auch die ersten Analystenkommentare.

Im Bereich M&A hat Roche seine Diagnostics-Sparte zuletzt weiter gestärkt. Für 1,8 Milliarden US-Dollar wollen die Basler das US-Unternehmen GenMark schlucken. Wenn alles nach Plan läuft, dürfte die Transaktion noch im zweiten Quartal zum Abschluss kommen. Mit der Übernahme erhält Roche Zugang zum sogenannten Testen auf Syndrome.

AKTIENKURS: Die Genussscheine von Roche haben einen schweren Stand im laufenden Jahr. Nicht nur, dass derzeit eher wachstumsstarke Werte gefragt sind, auch die Sorgen um das eigentliche Roche-Geschäft sorgen dafür, dass die Bons mit einem Minus von gut einem Prozent zu den wenigen Werten mit negativer Performance im bisherigen Verlauf gehören. Der Leitindex SMI etwa hat immerhin 5 Prozent zugelegt.

hr/jg