Zürich (Reuters) - Der Roche-Konzern ist wegen der eingebrochenen Nachfrage nach seinen Corona-Tests mit sinkenden Umsätzen ins Jahr gestartet.

Vor allem dank des neuen Augenmedikaments Vabysmo war der Rückgang mit währungsbereinigt drei Prozent auf 15,32 Milliarden Franken allerdings weniger stark als befürchtet. Im gesamten Jahr rechnet der Arzneimittel- und Diagnostikhersteller aus Basel weiterhin mit rückläufigen Verkaufserlösen sowie weniger Gewinn, wie er am Mittwoch mitteilte.

Rechne man die Verkäufe im Zusammenhang mit Corona-Produkten heraus, seien die Umsätze sowohl im Pharma- als auch im Diagnostikgeschäft kräftig gestiegen, erklärte der neue Roche-Chef Thomas Schinecker. "Wir haben im ersten Quartal im Basisgeschäft beider Divisionen ein starkes Verkaufswachstum erzielt, das den erwarteten Rückgang der Verkäufe von Covid-19-Tests weitgehend kompensiert hat."

Der geringer als von Analysten erwartete Umsatzrückgang ist zu einem Gutteil dem Medikament Vabysmo geschuldet. Die Anfang 2022 auf den Markt gebrachte Arznei zur Behandlung der Netzhauterkrankungen altersbedingte Makuladegeneration (AMD) und diabetisches Makulaödem erzielte 432 Millionen Franken Umsatz und war Roche-Chef Schinecker zufolge der stärkste Wachstumstreiber. "Wir sind sehr zufrieden mit der sehr guten und schnellen Akzeptanz in den verschiedenen Märkten weltweit." Für Schub sorgten zudem Ocrevus gegen Multiple Sklerose (MS), das Blutermedikament Hemlibra, Evrysdi gegen Muskelschwund (SMA) und die Krebs-Immuntherapie Tecentriq. Die fünf Mittel generierten zusätzliche Verkäufe in Höhe von 1,1 Milliarden Franken. Im dominierenden Pharmageschäft stieg so der Umsatz währungsbereinigt um neun Prozent auf 11,7 Milliarden Franken. Dagegen brachen die Verkaufserlöse in der Diagnostiksparte um 28 Prozent auf 3,6 Milliarden Franken ein. 300 Millionen Franken Umsatz brachten Covid-Tests noch ein - um 1,6 Milliarden weniger als im ersten Quartal 2022.

Für das gesamte Jahr stellt Roche weiterhin einen Umsatzrückgang um einen niedrigen einstelligen Prozentbetrag in Aussicht. Die Verkäufe im Zusammenhang mit Covid dürften um rund fünf Milliarden Franken sinken und Corona-Produkte herausgerechnet erwartet der Konzern in beiden Sparten ein "solides Verkaufswachstum". Der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn je Genusschein und Aktie dürfte parallel zum Umsatzminus abnehmen. Die Prognose gilt unter Ausschluss von Wechselkursschwankungen. Roche will die Dividende weiter anheben.

An der Börse kam der Zwischenbericht nicht gut an. Mit einem Kursminus von 1,8 Prozent gehörten die Roche-Genussscheine zu den größten Verlierern sowohl unter den Schweizer Standardwerten als auch den europäischen Gesundheitswerten. Abgesehen von Vabysmo fehle Roche ein Knüller, um die Titel wieder richtig spannend zu machen, erklärte Analyst Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank. "Bei Novartis, Bristol Myers Squibb oder AstraZeneca ist mehr Musik in der Pipeline." Erzrivale Novartis hatte am Vortag seine Jahresprognose angehoben.

Gewinnzahlen gibt Roche nur zum Halbjahr und am Jahresende bekannt.

(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)