Zürich (awp) - Beim Pharmakonzern Roche geben zum Wochenstart sowohl die Genussscheine als auch die Inhaberaktien im frühen Handel klar nach. Grund dafür sind die am Morgen veröffentlichten Daten aus dem Alzheimer-Programm. Obwohl das Programm als eine riskante Wette galt - Erfolge in der Alzheimer-Forschung sind rar -, macht sich am Markt erst einmal Enttäuschung bemerkbar.

Gegen 9.30 sacken die GS um 4,5 Prozent auf 310,05 Franken ab, die Inhaber geben um 4,6 Prozent auf 375,00 Franken nach. Der SMI weist zeitgleich ein Minus von 0,7 Prozent auf. Doch nicht nur Roche leiden unter den Ergebnissen.

Auch für Lonza geht es um überdurchschnittliche 1,5 Prozent nach unten. Hier hatte der Markt im Falle guter Ergebnisse auf eine erhöhte Nachfrage nach biologischen Kapazitäten in der gesamten Zuliefererbranche spekuliert. Am deutlichsten aber sacken die deutschen Morphosys ab mit -29%. Das deutsche Biotechunternehmen ist Lizenzpartner von Roche bei diesem Alzheimer-Kandidaten.

Die ersten Analystenreaktionen reichen von leicht enttäuscht bis regelrecht froh, dass nun Klarheit herrsche. Die Schlagzeilen machten klar, dass das Produkt (in seiner jetzigen Form) tot sei und die am 30. November erwarteten detaillierten Daten nicht mehr von grosser Bedeutung sein werden, heisst es etwa bei Bernstein.

Die zuständige Analystin von Barclays ergänzt, dass die Nachricht vor allem der Stimmung einen Dämpfer verpassen dürfte. Ähnlich sieht es ein weiterer Experte: Er könne sich vorstellen, dass die heutige Marktreaktion erst einmal von einer gewissen Übertreibung gekennzeichnet sein wird. Die 300-Franken-Marke beim GS könnte durchaus getestet werden, heisst es auch aus dem Handel.

Gleichzeitig stellen zahlreiche der Experten heraus, dass die Pipeline von Roche so umfangreich sei, dass diese Daten zwar enttäuschten, der Blick aber schon bald wieder auf die anderen Kandidaten gerichtet sein dürfte. Bei der ZKB heisst es, dass der Kursrückgang vielmehr eine Handelsgelegenheit sei.

Roche hat am Morgen mitgeteilt, mit seinem Kandidaten Gantenerumab die Krankheit nicht wie erhofft verlangsamt zu haben. Nachdem die Konkurrenten Eisai und Biogen mit einem ähnlichen Ansatz zuletzt Erfolge erzielt hatten, war die Erwartungshaltung an die ausstehenden Roche-Daten gestiegen.

Voraussichtlich dürfte es in den nächsten Tagen Kurszielsenkungen hageln, da zahlreiche Analysten den Kandidaten in ihren Modellen berücksichtigt hatten - wenn auch mit einer eher geringen Erfolgswahrscheinlichkeit.

hr/uh