TOULOUSE (dpa-AFX) - Airbus-Chef Guillaume Faury sagt der Wasserstofftechnik für Flugzeuge einen Siegeszug voraus. Inzwischen hätten auch vormals skeptische Triebwerksbauer ihre Meinung zu dieser Technik geändert, sagte der Manager am Mittwoch in Toulouse. "Um so wahrscheinlicher, dass andere Hersteller sich dem anschließen werden", erklärte er - ohne den Hauptrivalen Boeing aus den USA namentlich zu nennen.

Airbus will bis zum Jahr 2035 ein marktreifes Passagierflugzeug mit Wasserstoffantrieb auf den Markt bringen und damit CO2-neutrales Fliegen möglich machen. "Wir bei Airbus haben uns entschieden, den Stier bei den Hörnern zu packen", sagte Faury. Je weiter Airbus bei dem Thema vorankomme, desto mehr sehe er sich in der Entscheidung für Wasserstoff bestärkt.

Boeing setzt bei dem Ziel der CO2-Neutralität bisher auf den Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe (Sustainable Aviation Fuel - SAF) etwa aus Biomasse in Flugzeugen mit herkömmlichem Antrieb. Faury betrachtet diese hingegen nur als Übergangslösung. Ihr Vorteil: Diese Kraftstoffe können schon jetzt in herkömmlichen Flugzeugen eingesetzt werden. Allerdings stehen sie bisher nur in geringer Menge zur Verfügung und kosten ein Vielfaches von normalem Kerosin.

Unterdessen will Airbus alle neuen Flugzeuge aus seinem US-amerikanischen Werk in Mobile (Alabama) mit einem Mix aus herkömmlichem Treibstoff und SAF ausliefern. Losgehen soll es im November. SAF könne den CO2-Ausstoß eines Flugzeugs über dessen gesamte Lebensdauer hinweg um bis zu 80 Prozent senken, sagte der für Amerika zuständige Airbus-Manager Jeff Knittel.

Beim Thema Wasserstoffantrieb nahm Faury auch die Politik und andere Unternehmen in die Pflicht. Er werde immer zuversichtlicher, dass das Ziel eines Wasserstoff-Fliegers bis 2035 erreichbar sei. Allerdings könne die Luftfahrtbranche nicht alle Herausforderungen allein bewältigen. Um das Ziel CO2-freien Fliegens auf diesem Weg tatsächlich zu erreichen, müssten alle Beteiligten "gemeinsam schnell sein", sagte Faury.

So müsse flüssiger Wasserstoff rechtzeitig in ausreichender Menge und zu einem passenden Preis an den richtigen Stellen zur Verfügung stehen. Und die Staaten müssten Regeln aufstellen, wie mit dem neuen Treibstoff in der Luftfahrt umzugehen ist. Zudem gehe es um die Zulassung der neuen Technik - um Sicherheit und Zuverlässigkeit, sagte Faury.

Derzeit arbeitet der Hersteller noch an den technischen Grundlagen. Dabei gehe es um viel Kopfarbeit und noch nicht um hohe Kosten, sagte Faury. Die teure Entwicklung des neuen Flugzeugs selbst müsse 2027 oder 2028 beginnen, damit der Einsatz ab 2035 gelingen könne.

Bereits am Dienstag hatte Airbus angekündigt, gemeinsam mit dem Gasehersteller Air Liquide und dem Flughafenbetreiber Vinci bis 2030 die nötige Infrastruktur für die Betankung von Passagierflugzeugen mit Wasserstoff zu entwickeln. Den Anfang soll der Flughafen Lyon-Saint Exupéry machen, den Vinci betreibt.

Am Lyoner Flughafen soll dazu ab 2023 zunächst eine Wasserstoffstation für Lastwagen und Busse entstehen. In den Jahren danach soll die Infrastruktur für die Betankung von Flugzeugen entwickelt werden. Der Aufbau der Technik von der Produktion bis zur Betankung ist für die Zeit nach 2030 geplant. Bis dahin wollen die Partner auch prüfen, ob sie diese Infrastruktur an den übrigen Flughäfen von Vinci in Europa aufbauen können./stw/lew/jha/