Berlin (Dow Jones)--Der niederländische Mineralölkonzern Royal Dutch Shell hat die Ausschreibungsbedingungen für die Offshore-Windkraft in Deutschland kritisiert. "Wir würden uns hier mehr wettbewerbliche Gleichstellung wünschen", erklärte der Geschäftsführer der Deutschen Shell Holding GmbH, Fabian Ziegler, anlässlich des Internationalen Energiedialogs des Forums für Zukunftsenergien. Es gebe für neu eintretende Unternehmen keine gleichen Marktbedingungen für die Zeit bis 2025.

Anlass seiner Kritik, die auch andere neue Marktakteure teilen, sind besondere Entschädigungs- und Eintrittsrechte für Konkurrenten. Mit der Novelle des Windenergie-auf-See-Gesetzes 2017 übernahm der Staat die Kontrolle über bestehende Projektrechte, um so auch weitere Ausschreibungen planen zu können. Im Gegenzug erhielten Unternehmen, die bereits für die Planung von Windparks viel investiert hatten, ein Eintrittsrecht: Auch wenn ein anderes Unternehmen in einer Auktion den Zuschlag erhält, dürfen sie ihr Projekt also dennoch vorzugsweise umsetzen.

"Gerade uns pressiert es, wir wollen in den Markt rein und finden es schwierig, bei diesem Modell vernünftig konkurrieren zu können", erklärte der deutsche Shell-Geschäftsführer Ziegler. "Das ist ein deutsches Unikum." So gibt es etwa in den Niederlanden kein solches Entschädigungssystem, erklärte der zuständige Energie-Generalsekretär im niederländischen Wirtschaftsministerium, Sandor Gaastra. Dort übernimmt der staatliche Übertragungsnetzbetreiber Tennet die gesamten Kosten für die Planung und Vorbereitung von Windparks.

Der Essener Energieversorger RWE verteidigte indes das deutsche System. "Diese Eintrittsrechte sind gesetzlich zugesicherte Entschädigungen dafür, dass die ursprünglichen Entwickler die eingentlich exlusiven Baugenehmigungen an diesen Projekten abtreten mussten", erklärte der Offshore-Technikchef Sven Utermöhlen. RWE Renewables halte selbst für zwei Projekte solche Eintrittsrechte.

Der Konzern engagiert sich nach eigenen Angaben bereits seit 15 Jahren im Ökostromsektor vor der Küste und verstärkt im Zuge eigener Klimabemühungen seine Investitionen in alternative Antriebe.

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February 22, 2021 12:44 ET (17:44 GMT)