Berlin (Reuters) - Der europäische Fernsehkonzern RTL muss wegen der Corona-Krise einen Gewinneinbruch wegstecken.

Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebita) sank 2020 um rund 26 Prozent auf 853 Millionen Euro, wie die RTL Group am Freitag mitteilte. Der Umsatz fiel um 9,5 Prozent auf 6,02 Milliarden Euro. Nach dem Einbruch wegen des Lockdowns im Frühjahr profitierte die Bertelsmann-Tochter im zweiten Halbjahr und im Schlussquartal wieder von einem besseren TV-Werbemarkt. RTL-Chef Thomas Rabe bekräftigte, dass es gute Gründe für eine "Konsolidierung im europäischen TV-Geschäft" gebe. "Wir prüfen derzeit solche Optionen für unseren Kontrollanteil an der französischen Groupe M6 - mit dem Ziel, Werte für unsere Aktionäre zu schaffen." Er fügte hinzu: "Derzeit kann es keine Gewissheit geben, dass dies zu einer Vereinbarung oder Transaktion führen wird."

Der 48-Prozent-Anteil an M6 hat - nach dem Schlusskurs der Aktie vom Donnerstag - einen Marktwert von rund 1,1 Milliarden Euro. Interesse bekundet haben Insidern zufolge bereits der französische Medienkonzern Vivendi, der französische Mischkonzern Bouygues, der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky und der französische Telekomunternehmer Xavier Niel. Auch Italiens Medienhaus Mediaset schaue sich M6 genau an, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von einer mit der Sache vertrauten Person.

Die RTL-Anteilseigner sollen eine Dividende von 3,00 Euro pro Aktie erhalten. Für das laufende Jahr erwartet das Management einen operativen Gewinn von rund 975 Millionen Euro. Dazu gehören auch Anlaufverluste der Streaming-Dienste von rund 150 Millionen Euro. Der Umsatz soll 2021 auf 6,2 Milliarden Euro klettern.

Rabe plädiert immer wieder für nationale Champions und sagte jüngst in einem Interview, er könne sich bei einem Einlenken der Regulierungsbehörden eine Übernahme des Rivalen ProSiebenSat.1 vorstellen. Dessen Chef Rainer Beaujean hatte RTL jedoch - trotz Kooperation bei einigen Projekten - weitgehend die kalte Schulter gezeigt.