Berlin (Reuters) - Dank eines operativen Rekordgewinns im ersten Halbjahr erhöht der Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann seine Ziele für 2021.

Man rechne nun mit einem fast doppelt so hohen Konzernergebnis, das etwa bei knapp zwei Milliarden Euro liegen werde, teilten die Gütersloher am Dienstag mit. "Insbesondere unsere drei großen Ertragssäulen, die RTL Group, Penguin Random House und Arvato, haben deutlich zugelegt", sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe. Das Ergebnis (operating Ebitda) stieg von Januar bis Juni auf 1,4 (Vorjahr: 1,0) Milliarden Euro, der Umsatz um 10,7 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro.

Das Konzernergebnis unter dem Strich lag bei 1,4 (0,5) Milliarden Euro und damit auf dem höchsten Stand seit dem Verkauf der AOL-Europe-Anteile 2002. Hier hätten auch Veräußerungsgewinne für Rückenwind gesorgt, hieß es. Bertelsmann hat nach Rabes Worten finanziellen Spielraum für Zukäufe von zwei bis drei Milliarden Euro. Möglich seien etwa Investitionen im Bildungsbereich und beim TV-Produktionsunternehmen Fremantle.

Zudem lotet Bertelsmann für seinen Callcenter-Betreiber Majorel einen Börsengang aus. "Ein IPO ist immer eine Option, auch für den weiteren Ausbau der Geschäfte und für die Konsolidierung", sagte Rabe zu Journalisten. Es gebe aber noch keine Entscheidung. Majorel habe sich sehr erfolgreich entwickelt, vor allem im Geschäft mit Internet- und IT-Firmen, Banken und Versicherungen. Majorel sei weltweit tätig und profitiere von einem massiven Volumenwachstum im Markt. Der Kundenkontakt von Firmen verlagere sich immer mehr ins Digitale.

Jüngst hatte das "Handelsblatt" berichtet, ein genaues Datum für einen Börsengang stehe noch nicht fest, es könne aber schon im September oder Oktober so weit sein. Demnach ist bereits ein Bankenkonsortium mandatiert, angestrebt werde eine Notiz an der Amsterdamer Börse Euronext. Die Bewertung Majorels könnte Branchenexperten zufolge bei rund drei Milliarden Euro liegen.

Die Gütersloher halten 50 Prozent an Majorel. Der Dienstleister ging 2019 aus dem Zusammenschluss der Callcenter-Aktivitäten der Bertelsmann-Tochter Arvato und des marokkanischen Callcenter-Betreibers Saham hervor. Das Unternehmen beschäftigt rund 60.000 Mitarbeiter in 31 Ländern in Europa, Afrika, Amerika und Asien, darunter etwa 8000 in Deutschland. In Ostdeutschland schließt Majorel allerdings bis Jahresende wegen Verlusten drei Callcenter und hat einen Standort an den Konkurrenten Regiocom verkauft. Im vergangenen Jahr kletterte der Majorel-Umsatz auf 1,38 Milliarden Euro, nach 1,2 Milliarden Euro 2019.