Berlin (Reuters) - Trotz Konjunkturflaute rechnet die Medienbranche mit weiterem Wachstum bei Pay-TV und Video-Streaming.

Die Umsätze dürften 2024 um rund fünf Prozent auf 5,6 Milliarden Euro steigen, teilte der Verband Vaunet der privaten Audio- und audiovisuellen Medien in Deutschland am Mittwoch mit. Im vergangenen Jahr waren die Erlöse aus Pay-TV und dem sogenannten Paid-Video-on-Demand in Deutschland um rund 8,8 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro geklettert. Die Zahl der Streaming-Abonnenten dürfte dieses Jahr auf 22,2 Millionen steigen, nach 21,1 Millionen 2023. Die Zahl der Pay-TV-Abonnements in Deutschland wird laut Vaunet-Prognose auf den Rekord von 11,6 Millionen zulegen, nach 11,2 Millionen im Vorjahr.

Der Markt für Pay-TV und Paid-Video-on-Demand wachse und es gebe immer mehr Wettbewerb, sagte Vaunet-Geschäftsführer Frank Giersberg. Die Vielfalt der Angebote sei aber angesichts des Konkurrenzkampfes und des ungleichen Wettbewerbs mit Big-Tech-Plattformen sowie der gesamtwirtschaftlichen Lage keine Selbstverständlichkeit. "In diesem umkämpften Markt, mit hohen Anlaufkosten und teils noch jungen Playern, wären Zusatzbelastungen wie staatliche Investitionsvorgaben fatal für die Angebotsvielfalt."

Da die deutsche Wirtschaft derzeit am Rande der Rezession dümpelt, halten sich viele Anzeigenkunden der Medienunternehmen stärker zurück als ursprünglich erwartet. Das maue Konsumklima sei herausfordernd, sagte Elke Walthelm, Managerin von Sky Deutschland. "Die Pay-TV- und Streaming-Landschaft wächst, wird mit ihrem wachsenden Angebot von Content und Apps jedoch immer komplexer", räumte Walthelm ein. Sie betonte, das Wachstumstempo der Branche sei eher moderat.

ProSiebenSat.1 verbucht eine gute Entwicklung bei seinem Hoffnungsträger, der Streaming-Plattform Joyn. "Die Userzahl stieg im dritten Quartal dynamisch um 52 Prozent", sagte Joyn-Chefin Nicole Agudo Berbel. "Wir haben das dritte Rekordquartal in Folge hinter uns." Auch der Konkurrent RTL sieht sich auf gutem Weg mit RTL+. In einem hart umkämpften Umfeld habe man im dritten Quartal bei den 14- bis 49-Jährigen und den 14-bis 29-Jährigen das höchste Nutzungsvolumen aller Plattformen erzielt, sagte Henning Nieslony, Streaming-Chef bei RTL Deutschland.

"Das Wachstum wird einem einfach nicht geschenkt", sagte Nieslony mit Blick auf das auch konjunkturell schwierige Umfeld. Man müsse dafür hart kämpfen. Allerdings zeige sich, dass Kunden mit angespannter Finanzlage eher beim Shopping und bei Restaurantbesuchen sparten als bei Unterhaltung und Streaming. Dies gelte auch für Werbekunden im digitalen Bereich. Zurückhaltung spüre hier eher das klassische lineare Fernsehen.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)