(Neu: Kurs und Kommentar von Goldman Sachs, Verweis auf Bank of America)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Hoffnung auf eine hohe Entschädigung für den Kohleausstieg hat die Aktien von RWE am Freitag angetrieben. Der Aktienkurs schnellte kurz nach dem Handelsstart bis auf 29,13 Euro nach oben und damit auf den höchsten Stand seit Ende 2014. Zuletzt führten die Aktien den Dax noch mit einem Plus von 3,09 Prozent auf 28,35 Euro an.

Bei den Verhandlungen über die Entschädigung der Braunkohle-Unternehmen sei Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dem Vernehmen nach mit dem Essener Energiekonzern weitgehend handelseinig, schrieb die "Rheinische Post" (Freitag). RWE dürfte für den Kohleausstieg bis zu zwei Milliarden Euro an Entschädigung erhalten, habe es demnach in Berliner Parteikreisen geheißen, schreibt das Blatt weiter. Hinzu kämen Millionen für die Beschäftigten, die wegen des Kohleausstiegs ihren Arbeitsplatz verlieren.

Sollte RWE tatsächlich zwei Milliarden Euro erhalten, wäre das wohl deutlich mehr als am Markt erwartet. Analyst Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs hatte jüngst rund 1,5 Milliarden Euro geschätzt und geschrieben, dass dies wohl auch in etwa die Summe sei, die Investoren erwarteten. Sollte RWE nun zwei Milliarden Euro Entschädigung plus weitere 700 Millionen Euro zum Ausgleich für die Arbeitsplatzverluste erhalten, würde der Wert je Aktie in seinem Bewertungsmodell um rund 2 Euro steigen. Der Experte sieht ebenso wie Barclays-Analyst Peter Crampton die Klarheit in puncto Entschädigung für den Kohleausstieg als einen wesentlichen Kurstreiber.

Goldman-Analyst Gandolfi traut den Aktien mittelfristig sogar einen Anstieg bis zu seinem unveränderten Kursziel von 32,50 Euro zu, sein Barclays-Kollege Crampton steckt ein Ziel von 30 Euro. Neben einem Durchbruch in den Verhandlungen um die Entschädigung für den Kohleausstieg verweist er auf den Umbau von RWE hin zum Ökostromkonzern. Dessen Potenzial unterschätzten viele Investoren nach wie vor, hatte der Experte erst zur Wochenmitte in einer Studie geschrieben. Hier sieht er den Kapitalmarkttag am 12. März als Schlüsselereignis. RWE könnte die guten Aussichten untermauern und Investoren damit überzeugen, positiver auf das Geschäft mit erneuerbaren Energien zu blicken.

Insgesamt sind Analysten denn auch überwiegend positiv gestimmt. Von den 13 seit Mitte November von dpa-AFX erfassten Experten raten neun zum Kauf der Papiere, nur drei empfehlen sie zu halten und nur einer würde die Aktien verkaufen. Am optimistischsten sind dabei die Experten der Bank of America mit einem Ziel von 35 Euro.

Sollten die Analysten recht haben, würde sich der gute Lauf der RWE-Aktien fortsetzen. So schafften sie 2019 mit einem Kursplus von etwas mehr als 44 Prozent den Sprung auf den dritten Platz im deutschen Leitindex Dax. Seit dem Tief von 9,126 Euro im Herbst 2015 haben sie ihren Wert nun schon in etwa verdreifacht. Vorausgegangen war aber eine jahrelange Talfahrt unter anderem wegen des Endes für die Atomenergie in Deutschland nach der Katastrophe in Japan./mis/eas/jha/

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