Von Eric Reinhard

FRANKFURT (Dow Jones)--Erstmals wird Markus Krebber in seiner neuen Rolle als Vorstandschef die Quartalszahlen des Energiekonzerns RWE vorstellen. An seiner Seite steht nun Michael Müller als neuer Finanzvorstand.

Die Anleger dürften gespannt sein, welche Aussagen der neue Chef hinsichtlich der strategischen Ausrichtung des DAX-Unternehmens vorbringen wird. Auf der Hauptversammlung am 28. April drängten einige Aktionäre auf einen rascheren Kohleausstieg. RWE selbst strebt an, bis 2040 klimaneutral zu werden. Das Erneuerbaren-Portfolio soll kontinuierlich ausgebaut werden, hieß es bei Vorstellung des Geschäftsberichts 2020. So soll das Portfolio von Windkraft- und Solaranlagen bis Ende 2022 auf über 13 Gigawatt steigen.

Darauf werden Anleger achten, wenn RWE am Mittwoch Einblick in den Geschäftsverlauf gewährt:

KOHLEAUSSTIEG: Der Energieriese erhält vom Bund für den Kohleausstieg eine Entschädigung von 2,6 Milliarden Euro. Allerdings hat die EU-Kommission Bedenken gegen den Kohle-Deal geäußert und eine vertiefte beihilferechtliche Prüfung angekündigt. Kritische Töne waren auch von deutschen Regionalversorgern zu hören, die in den Milliarden für RWE eine Wettbewerbsverzerrung sehen und eine Klage gegen die Zahlungen in Betracht ziehen. RWE selbst hat sich zuletzt überzeugt gezeigt, dass die Kohle-Milliarden ohne Verzögerung fließen werden. Zugleich verklagt der Konzern vor dem Schiedsgericht der Weltbankgruppe (ICSID) die Niederlande, wo der Kohleausstieg bereits 2030 und zwar entschädigungslos stattfinden soll. In dem Land nahm RWE 2015 das Kohlekraftwerk Eemshaven in Betrieb, in das der Konzern mehr als 3 Milliarden Euro investiert hatte.

CO2-PREIS: Ein Risiko dürfte für den Konzern aber auch der immer weiter steigende CO2-Preis im europäischen Emissionshandel sein. In dieser Woche sprang der Wert pro Tonne auf 50 Euro, eine Verdopplung binnen weniger als einem Jahr. Mit Blick auf die ambitionierten EU-Klimaziele für 2030 will die EU-Kommission das System zum Zertifikatehandel zeitnah reformieren und verschärfen - womit der CO2-Preis weiter steigen dürfte. Auch wenn sich der Konzern, der immer noch Dörfer für die Braunkohleförderung umsiedeln will, durch geschicktes Hedging vor allzu großen Preisschwankungen bislang gut abgesichert hat, dürfte die Entwicklung nicht ohne Folge bleiben.

TEXAS-BELASTUNG: Wie RWE bereits bei Vorlage der 2020er-Zahlen Mitte März mitteilte, werden die extremen Wetterkapriolen im US-Bundesstaat Texas, die im Februar zu massiven Stromausfällen führten, die Bilanz im laufenden Jahre erheblich belasten. Die Rede war von einem Rückgang beim bereinigten EBITDA im Segment Onshore Wind/Solar von 472 Millionen 2020 auf 50 bis 250 Millionen Euro. Hierzu dürfte eine Konkretisierung zu erwarten sein.

AUSBLICK: RWE prognostizierte zuletzt - unter Berücksichtigung der erwarteten Texas-Belastungen - für das laufende Jahr ein bereinigtes Konzern-EBITDA zwischen 2,65 und 3,05 Milliarden Euro; im Kerngeschäft (Kohle und Kernenergie außen vor) soll es zwischen 1,8 und 2,2 Milliarden Euro liegen. Das bereinigte Nettoergebnis soll zwischen 0,75 und 1,1 Milliarden Euro liegen. Nicht berücksichtigt wurden hierbei allerdings die erwarteten 880 Millionen Euro Entschädigungszahlungen vom Bund für den Atomausstieg.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und Gesamtjahr 2021:


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                                   PROG  PROG  PROG 
1. QUARTAL                         1Q21  ggVj  Zahl    1Q20 
EBITDA bereinigt                    826  -37%    14   1.312 
EBIT bereinigt                      479  -50%    11     955 
Erg nach Steuern/Dritten bereinigt  303  -50%    12     603 
 
.                                  PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                         Gj21  ggVj  Zahl    Gj20 
Außenumsatz                      14.001   +2%     9  13.688 
EBITDA bereinigt                  2.939   -9%    12   3.235 
EBIT bereinigt                    1.435  -19%    12   1.771 
Ergebnis nach Steuern/Dritten     1.035   +4%     8     995 
Ergebnis je Aktie                  1,70   +9%     6    1,56 
Ergebnis nach Steuern/Dritten ber.  988  -19%    10   1.213 
Ergebnis je Aktie bereinigt        1,51  -21%    13    1,90 
Dividende je Aktie                 0,90   +6%    15    0,85 
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- alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quelle Vorjahreszahlen: Angaben des Unternehmens

- Quelle Prognosen: Angaben des Unternehmens. Gesamtjahresprognosen 2021 für Außenumsatz, Ergebnis nach Steuern und Dritten (berichtet) und Ergebnisse je Aktie (berichtet und bereinigt) von S&P Global Intelligence.

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- Rundungsdifferenzen möglich

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: eric.reinhard@wsj.com

Mitarbeit: Petra Sorge

DJG/err/pso

(END) Dow Jones Newswires

May 11, 2021 23:45 ET (03:45 GMT)