(aktualisiert)

KERPEN (dpa-AFX) - Die Polizei hat bei einem größeren Einsatz im Hambacher Forst mehrere Aufbauten auf Wegen beseitigt. Das Ziel der Aktion sei damit grundsätzlich erreicht worden, teilte ein Polizeisprecher am Dienstag mit. Die Wege durch den Wald müssten frei gehalten werden, da dieser sonst für Streifen- oder auch Rettungswagen nicht mehr passierbar sei. Den Angaben zufolge waren mehrere Hundertschaften im Einsatz. Kohle-Gegner verurteilten die Aktion als unnötige Provokation. Die Barrikaden stellten für niemanden eine Gefahr dar.

Zu größeren Zwischenfällen kam es nach Angaben der Polizei nicht. Zunächst war von einer Ingewahrsamnahme und einer Festnahme die Rede

- letztere, weil sich die betreffende Person gegen die

Ingewahrsamnahme gewehrt habe. Eine Frau etwa soll sich in den Weg gesetzt haben, als ein Bagger anrückte. Der Wald war 2018 zum Symbol des Kampfes zwischen Klimaschützern und Kohlebranche geworden.

Die Polizei hatte von Beginn an betont, dass es nicht um die Räumung von Baumhäusern gehe. Waldbesetzer hätten aber teilweise bis zu 15 Meter hohe Strukturen aus Baumstämmen mit Plattformen auf den Waldwegen errichtet. Dies könne die Polizei nicht hinnehmen, da die Wege für Einsatzfahrzeuge frei bleiben müssten.

Ein Polizeisprecher sprach am Nachmittag von vier Barrikaden, die abgebaut worden seien. Die Beamten entdeckten eigenen Angaben zufolge auf einem Weg auch eine kleine Gedenkstätte für den gewaltsam getöteten schwarzen US-Amerikaner George Floyd. Diese habe aber stehen bleiben können, da sie kein Hindernis darstelle.

Das Anti-Kohle-Bündnis "Ende Gelände" kritisierte den Polizeieinsatz. "Das sieht nach einem typischen Fall von polizeilicher Schikane aus",

sagte Sprecherin Ronja Weil. "Wir solidarisieren uns mit den BesetzerInnen". Auch wenn im Rahmen des Kohle-Kompromisses die Erhaltung des Waldes vereinbart worden sei, bleibe seine Zukunft gefährdet. "Ende Gelände" ist nicht an der Besetzung des Waldes beteiligt, unterstützt die Waldbewohner aber.

Der Hambacher Forst hatte ursprünglich für den Braunkohle-Tagebau gerodet werden sollen. In einem der größten Polizeieinsätze der nordrhein-westfälischen Geschichte wurde das Waldstück im Herbst 2018 geräumt. 86 Baumhäuser wurden zerstört. Schließlich verständigten sich Bund, Länder und Energiekonzerne Anfang dieses Jahres im Zuge der Kohle-Einigung darauf, dass der Wald doch erhalten bleiben soll.

Aktivisten leben weiterhin im Forst. Die Zahl schwankt nach Polizeiangaben stark, es sollen ungefähr 100 Personen sein. Sie kämen aus einem breiten politischen Spektrum, unter anderem aus der anarchistischen und aus der Umweltszene. Die Waldbesetzer haben an die 100 neue Baumhäuser errichtet./esa/DP/nas