(im 7. und 8. Absatz wurde der Nachname des Finanzvorstands korrigiert: Bibert)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Uniper wird trotz Corona-Krise etwas optimistischer für das laufende Jahr. Uniper zeige sich derzeit krisenfest, sagte Konzernchef Andreas Schierenbeck bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Und wir können unter dem Strich nur überschaubare negative Einflüsse auf unser Unternehmen erkennen." Überstanden sei es allerdings noch nicht: "COVID-19 wird uns noch länger fordern", so Schierenbeck. Freude wollte bei den Aktionären dennoch nicht aufkommen. Der Aktienkurs fiel. Denn: Die Zahlen für das abgelaufene Quartal blieben ein Stück weit hinter den Erwartungen zurück. Zudem blicken Analysten teils skeptisch auf die weitere Entwicklung.

Für 2020 werde nun ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) zwischen 800 Millionen und 1 Milliarde Euro angestrebt, wie die Düsseldorfer am Dienstag mitteilten. Zuvor lag die untere Grenze noch bei 750 Millionen Euro. Auch beim bereinigten Konzernüberschuss bessert das Management nach: Der Gewinn soll zwischen 600 und 800 Millionen Euro liegen. Hier lag der untere Wert vorher bei 550 Millionen Euro.

Das bereinigte Ebit lag nach den ersten sechs Monaten bei 691 Millionen Euro nach 308 Millionen im Vorjahreszeitraum. Der bereinigte Konzernüberschuss stieg von 189 Millionen im ersten Halbjahr des Vorjahres auf nun 527 Millionen Euro. In beiden Fällen lagen die Schätzungen der Analysten allerdings etwas höher. Die Dynamik aus dem ersten Quartal habe nun etwas nachgelassen, teilte Uniper mit. Insgesamt habe der Konzern im ersten Halbjahr vor allem von den Optimierungen im Gasgeschäft in den ersten drei Monaten profitiert. Gesunkene Produktionsvolumina konnte der Konzern durch gestiegene Strompreise ausgleichen. Der Stromabsatz sank nach Konzernangaben in den ersten sechs Monaten des Jahres um fast 16 Prozent.

Das erste Halbjahr 2020 war - wie bereits im Vorjahr - durch sehr milde Temperaturen sowie zusätzlich dazu durch eine geringe Nachfrage infolge der Covid-19-Pandemie geprägt, hieß es. So brauchte die Industrie wegen der vielen Stillstände deutlich weniger Strom und Gas. Ein Teil des Rückgangs basierte aber auch auf dem Verkauf der Erzeugungsaktivitäten in Frankreich.

Auf die Quartalszahlen reagieren Analysten eher verhalten, Experten hatten etwas bessere Ergebnisse erwartet. Die Anleger zeigten sich entsprechend enttäuscht. Die Aktie verlor am Nachmittag mehr als 2 Prozent. Der relativ breite Ausblick werde durch das Anheben der unteren Grenze etwas verengt, kommentiert Guido Hoymann von Metzler. Er sieht mittel- und langfristig wenig Spielraum für ein anhaltendes Gewinn- und Dividendenwachstum. Er rechnet sogar eher mit sinkenden Gewinnen. Als Gründe dafür nennt er nicht nur rückläufige Preise in Schweden, auch zurückgehende Zahlungen für das Vorhalten von Stromerzeugungskapazitäten in Großbritannien ab 2022 und absehbare Gewinnrückgänge in Russland.

"Eine Reihe von Ergebnissen ohne große Überraschungen", kommentiert dagegen Vincent Ayral von der Bank JPMorgen. Der Energiekonzern habe wie erwartet schwach abgeschnitten, schrieb Analystin Deepa Venkateswaran vom US-Analysehaus Bernstein Research.

Weil Uniper künftig in Folge der Krise auch Zahlungsausfälle erwartet, hat der Konzern seine Risikovorsorge erhöht. In der Telefonkonferenz sagte Finanzchef Sascha Bibert aber, dass es derzeit kaum Zahlungsausfälle oder -verzüge gebe. Auch wenn Covid-19 Uniper nicht wesentlich beeinflusse, sehe er durchaus Auswirkungen auf das Projektgeschäft wie beispielsweise in Russland. Dort verzögert sich wegen Corona-Maßnahmen der Bau und die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerksblocks Beresovskaya. Dieses habe Uniper nun auf nächstes Jahr verschoben.

Zusätzlich gehe mit dem Rückgang der Produktionsaktivitäten der Industrie auch ein Rückgang der Nachfrage nach Strom und Gas einher, erläuterte Bibert weiter. "Allerdings haben wir einen wesentlichen Teil der Stromproduktion aus unseren CO2-freien Wasserkraftwerken in Deutschland und Schweden sowie den Nuklearkraftwerken in Schweden für das Jahr 2020 bekanntlich bereits im Voraus verkauft." Auch in den Jahren 2021 und 2022 seien die Absicherungsquoten hoch.

Seit Mai gehört Uniper zu rund 73 Prozent dem finnischen Energieversorger Fortum, der aber zumindest vorerst auf einen Beherrschungsvertrag verzichtet.

Weitere Unsicherheiten gibt es in der rechtlichen Auseinandersetzung mit dem Essener Energiekonzern RWE und dem neuen Kohlekraftwerk Datteln 4. Weil RWE sich künftig Ökostrom auf die Fahnen schreibt, will der Konzern bereits mit Uniper geschlossene Verträge zur Stromabnahme loswerden. Bisher ist RWE damit allerdings vor Gericht gescheitert. Eine Antwort dazu gebe es vielleicht in diesem Jahr, vielleicht im nächst, so Schierenbeck. Aber: "Alle Gerichte haben unseren Standpunkt bisher bestätigt", sagte der Uniper-Chef./knd/mis/he