NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Investmentbank Goldman Sachs rät Anlegern, die in Fluggesellschaften investieren wollen, ganz stark zu Billigfliegern. Während Analyst Patrick Creuset in einer am Dienstag vorliegenden Studie mit der Lufthansa und IAG zwei Aktien großer Netzwerk-Airlines abstufte, sprach er für die Papiere von Easyjet eine frische Kaufempfehlung aus. Für Ryanair hat sein Kaufvotum Bestand.

Der Experte argumentiert, Billigflieger gingen wohl profitabler in eine Zeit nach der Corona-Krise, als sie es vor der Pandemie waren. Er verwies dabei auf eine bessere Kostenbasis, die sich paare mit einer schnellen Erholung des Fluggastaufkommens bei allgemein geringeren Kapazitäten. Wenn die Reisebeschränkungen fallen, rechnet er vor allem im Kurzstreckenbereich mit einer schnellen Erholung, von der Ryanair & Co dann besonders stark profitieren sollten.

Bei den gestandenen Airlines dagegen hinterlasse es seine Spuren, dass in der Pandemie auch 2021 noch üppige Barmittel "verbrannt" wurden. IAG sei operativ etwas besser aufgestellt als die Lufthansa, weshalb der Analyst die Mutterholding von British Airways und der spanischen Iberia lediglich auf "Neutral" abstufte. Bei den Aktien der Lufthansa rät er jetzt zum Verkauf mit einem Kursziel von nur noch 8,10 Euro, was 23 Prozent unter dem vom Corona-Tief bereits deutlich erholten Kurs liegt.

"Die Lufthansa ist mit Blick auf die nächste Welle der Billigflieger-Konkurrenz noch weniger wettbewerbsfähig geworden", resümierte Creuset. Der deutsche Branchenverteter habe anders als die Konkurrenz nur begrenzte Fortschritte bei der Kostensenkung gemacht. Der Experte moniert aber auch, dass die Lufthansa vergleichsweise stark von Geschäftsreisenden abhänge. Unter diesen erwartet er ein Umdenken mit einem strukturellen Rückfahren der Reiseaktivität. Außerdem stehe die Fluggesellschaft vor schwierigen Verhandlungen mit den Gewerkschaften.

Der Experte verwies in seiner Studie auch auf die Bilanz, die in der Pandemie sehr gelitten habe und wohl noch gestärkt werden müsse. 2022 dürften die Nettoschulden der Fluggesellschaft auf zwölf bis 13 Milliarden Euro steigen und sich damit im Vergleich zu 2019 fast verdoppelt haben, so seine These. Ein bis 2024/2025 auf jährlich 0,5 Millionen Euro geschätzter Free Cashflow werde beim Abbau dieser Schuldenlast wohl nur kleinste Fortschritte erlauben. "In dieser Geschwindigkeit würde er zwölf Jahre dauern", so der Experte.

Für die mit "Sell" eingestuften Lufthansa-Aktien rechnet Goldman Sachs auf dem aktuellen Kursniveau sowie im Vergleich zu den anderen von der Bank beobachteten Unternehmen aus der gleichen Branche mit einem unattraktiven Renditepotenzial. "Neutral" lässt eine für Anleger eher durchschnittliche Rendite erwarten, "Buy" dagegen spricht laut der Bank für hohes Potenzial./tih/ajx/fba

Analysierendes Institut Goldman Sachs.

Veröffentlichung der Original-Studie: 07.06.2021 / 21:41 / BST Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: Datum in Studie nicht angegeben / Uhrzeit in Studie nicht angegeben / Zeitzone in Studie nicht angegeben