FRANKFURT (dpa-AFX) - Der US-Softwarehersteller Salesforce ist der Branchenprimus für Unternehmenssoftware in der sogenannten Cloud - den Softwareangeboten aus dem Internet. SAP , der deutsche Weltmarktführer für Unternehmenssoftware insgesamt, will den Kaliforniern aber auch im Teilbereich ans Leder. Oder holt doch Salesforce eher SAP beim Gesamtumsatz ein? Was bei dem Unternehmen aus San Francisco los ist, was Experten sagen und wie die Aktie läuft.

DAS IST LOS BEI SALESFORCE:

Chef und Mitgründer Marc Benioff hat aus dem 1999 gegründeten Unternehmen eines der Aushängeschilder des Silicon Valley gemacht. Salesforce bietet vor allem Software für Vertriebssteuerung, Marketing und Kundenmanagement an - und das vollständig aus der sogenannten Cloud, zur Miete über das Internet.

Dieses Geschäftsmodell wächst bei den Anbietern deutlich stärker als der einmalige Lizenzverkauf gegen hohe Einmalgebühr. Updates und Wartung sind in der Gebühr für die Kunden inbegriffen, hoher Kapitalbedarf zum Kauf großer Lösungen entfällt.

Daher setzt auch SAP mit voller Kraft auf das Zugpferd aus der Datenwolke und hat sich milliardenschwere Zukäufe in dem Bereich geleistet. Zuletzt hat SAP-Chef Bill McDermott zum Jahresanfang für 2,4 Milliarden US-Dollar bei Callidus Software zugegriffen, einem Spezialisten für Preiskalkulation im Vertrieb - und damit einem direkten Salesforce-Konkurrenten.

Denn die Gefahr für die Walldorfer ist, dass Salesforce mit seinem rasant zulegenden, reinen Cloudgeschäft SAP über den Kopf wächst. Die Größenverhältnisse sind noch eindeutig: SAP machte vergangenes Jahr mit Software on- und offline 19,5 Milliarden Euro Umsatz, davon 3,8 Milliarden in der Cloudsparte. Salesforce brachte im Geschäftsjahr 2017/18 (Ende Januar) rund 10,5 Milliarden Dollar Umsatz auf die Waage (9 Mrd Euro), davon 9,7 Milliarden Dollar mit Software über die Cloud.

Allerdings wächst Salesforce schneller, im zweiten Geschäftsquartal zuletzt um 27 Prozent, während SAP zwischen April und Ende Juni im Jahresvergleich um währungsbereinigt 10 Prozent zulegte. Salesforce-Chef Benioff hat sich zum Ziel gesetzt, 2022 die Hürde von 20 Milliarden Dollar Umsatz zu knacken. Salesforce ist als Unternehmen noch keine 20 Jahre alt.

Auch Salesforce kauft aggressiv zu, um zu wachsen. Die bisher größte Übernahme war die des Anbieters Mulesoft in diesem Jahr, die Salesforce inklusive Schulden 6,5 Milliarden Dollar wert war. Von Mulesoft, einem Spezialisten für Integrationssoftware, die verschiedene IT-Systeme verzahnen soll, verspricht sich Benioff neue Kundengruppen und neue Produkte.

DAS SAGEN DIE EXPERTEN:

Benioff hat den Fokus seines Unternehmens aufgebohrt. Nutzten bisher überwiegend Vertriebler die Salesforce-Software, attestiert JPMorgan-Analyst Mark Murphy dem Konzern aus San Francisco nun eine deutlich breitere Basis. Salesforce habe das Geschäft auf mehrere Säulen verteilt, die bedeutendes Wachstum versprächen. Auch Heather Bellini von Goldman Sachs sieht den Konzern bestens positioniert, um von der Digitalisierung bei den Kunden zu profitieren.

Von den 41 bei Bloomberg erfassten Analysten empfiehlt kein einziger, die Salesforce-Aktie zu verkaufen. 37 raten zum Kauf, 4 sind unentschieden. Das durchschnittliche Kursziel auf zwölf Monate beträgt knapp 169 Dollar.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Salesforce-Aktie kannte im laufenden wie auch im vorherigen Jahr fast nur den Weg nach oben. In diesem Jahr beträgt das Plus rund die Hälfte; über fünf Jahre hat sich der Wert verdreifacht. Vergangene Woche markierte das Papier vor der Vorlage von Quartalszahlen ein neues Rekordhoch bei 154,97 Dollar. An der Börse ist das Unternehmen derzeit rund 100 Milliarden Euro wert. SAP etwa ein Fünftel mehr./men/zb/jha/