Düsseldorf (Reuters) - Die IG Metall hat Thyssenkrupp und Salzgitter aufgefordert, ihre gemeinsame Beteiligung Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) bei der Umstellung auf eine klimaneutrale Stahlproduktion nicht in Stich zu lassen.

Bei HKM drohe der Umbau an der Finanzierung zu scheitern, erklärte die Gewerkschaft am Donnerstag. "Das wäre das Ende des zweitgrößten Hüttenwerks Deutschlands." Tausende Arbeitsplätze seien in Gefahr. Die Gesellschafter der HKM müssten sich eindeutig zur Zukunft des Stahlwerks bekennen und in dessen Umrüstung investieren. Thyssenkrupp Steel Europe hält 50 Prozent der Anteile der HKM und Salzgitter 30 Prozent. Der französische Rohrhersteller Vallourec will sich von seiner 20-prozentigen Beteiligung trennen.

Bei HKM in Duisburg sind knapp 3000 Mitarbeiter beschäftigt. "In fast allen Stahlunternehmen der Hochofenroute ist die Transformation hin zu grüner Stahlproduktion inzwischen mit konkreten Investitionsentscheidungen auf den Weg gebracht", betonte IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner, der auch stellvertretender Aufsichtsratchef des Thyssenkrupp-Konzerns ist. Auch für die HKM liege ein konkretes Konzept auf dem Tisch. Was fehlt, sei die Finanzierungszusage der Anteilseigner. "Es darf aber nicht sein, dass die Transformation des Unternehmens an deren Zögern und Zaudern scheitert." Thyssenkrupp Steel Europe und Salzgitter müssten als größte Anteilseigner jetzt Verantwortung übernehmen.

"Die verbleibenden Gesellschafter sind, gemeinsam mit der Geschäftsführung der HKM, in der Pflicht, die aktuelle Situation zu analysieren, auch bedingt durch den angekündigten Ausstieg von Vallourec", erklärte Thyssenkrupp Steel Europe. Darauf aufbauend müssten Optionen entwickelt werden, die auch die Anforderungen einer Dekarbonisierung berücksichtigten. "Natürlich sind Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit Grundvoraussetzungen für alle Optionen." Salzgitter erklärte,

die verbleibenden Gesellschafter sowie die Geschäftsführung der HKM seien im konstruktiven Dialog. Dabei gehe es um die Dekarbonisierung, zukünftige Mengenbedarfe und die Finanzierung.

Die Stahlindustrie in Deutschland gehört zu den größten Produzenten klimaschädlichen Kohlendioxids. Die Umstellung auf eine klimaneutrale Herstellung des Werkstoffs kostet die Branche Milliardensummen. Sie bemüht sich daher auch bei der Bundesregierung und der EU um Fördergelder. Thyssenkrupp will am Standort Duisburg 2026 eine Anlage für eine grüne Stahlproduktion in Betrieb nehmen. Die Kosten veranschlagt der Konzern auf mehr als zwei Milliarden Euro.

(Bericht von Tom Käckenhoff. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)