"Ich sehe dunkle Wolken für 2019 am Horizont aufziehen", sagte Berlien der "Augsburger Allgemeine" (Donnerstagausgabe). "Die Nachfrage nach Leuchtdioden geht spürbar zurück." Das erste Quartal 2018/19, das am 31. Dezember endete, sei bei Osram wohl "noch schwächer ausgefallen als dies manche Finanzexperten und wir noch vor einigen Monaten erwartet haben". Den Grund dafür sieht Berlien in der Schwäche der Auto- und der Smartphone-Branche, die zu den wichtigsten Kunden von Osram gehören. Analysten hatten für das erste Quartal im Schnitt einen Umsatzrückgang um zehn Prozent prognostiziert, Berlien selbst hatte bereits im November vor einer schleppenden ersten Jahreshälfte gewarnt.

Seine Skepsis drückte die gebeutelte Osram-Aktie um bis zu neun Prozent auf 34,30 Euro nach unten. Vor einem Jahr war die ehemalige Siemens-Tochter an der Börse noch mehr als doppelt so viel wert, seither gab es zwei Gewinnwarnungen. Am Donnerstag lag der Börsenwert bei gut 3,3 Milliarden Euro.

Seit Monaten halten sich Spekulationen über eine Übernahme von Osram durch Finanzinvestoren, die das Unternehmen von der Börse nehmen könnten. Nach einem Bericht des "Manager Magazins" interessieren sich unter anderem Bain Capital und CVC für den Lichttechnik-Konzern. Osram-Chef Berlien zeigte sich in dem Interview offen für den Einstieg eines Großaktionärs. Er wäre "im Grundsatz kein Risiko", sondern könne den Osram-Vorstand beim Umbau des Konzerns auch in einer konjunkturellen Schwächephase unterstützen. Zu den Berichten könne er aber keine Stellung nehmen.

Osram fahre "Monat für Monat auf Sicht", sagte Berlien der Zeitung. Die Schwäche in der Autoindustrie liege nicht nur am Diesel-Skandal, auch seien die Abatzzahlen in China in den vergangenen drei Monaten um 16 Prozent eingebrochen. "Das ist für uns schmerzlich." Osram spüre den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Dazu kämen die Einbrüche bei den Smartphone-Herstellern Apple und Samsung. Auch der Brexit habe Auswirkung auf Osram.

Berlien verteidigte die Entscheidung des neuen chinesischen Eigentümers der ehemaligen Osram-Glühlampen-Sparte Ledvance, das Werk in Augsburg zu schließen: "Unter Osram wäre es genauso gelaufen. Wir hätten das Werk sogar noch viel früher als Ledvance zugemacht."