Von David Wainer

NEW YORK (Dow Jones)--Forscher hoffen auf einen Durchbruch bei der Behandlung der tückischen COPD. Diese chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist weltweit die dritthäufigste Todesursache. Rauchen oder generell schädliche Partikel aus der Luftverschmutzung sind häufig die Ursache für diese Lungenerkrankung, die durch eine Blockierung des Luftstroms und Atemprobleme gekennzeichnet ist.

Trotz der hohen Zahl an Todesfällen gibt es kaum Behandlungsmöglichkeiten, und seit mehr als einem Jahrzehnt wurden keine neuen Ansätze zugelassen. Das liegt zum Teil daran, dass es sich um eine komplexe Krankheit mit unterschiedlichen klinischen Merkmalen handelt, die von Patient zu Patient variieren. Das macht es für Unternehmen schwieriger, in klinischen Studien erfolgreich zu sein. Für Arzneimittelhersteller, die nachweislich gute Ergebnisse vorweisen können, bieten sich jedoch große Chancen.

Zuletzt haben die Partner Sanofi und Regeneron genau das getan und sind damit einem jährlichen Umsatz von mehreren Milliarden US-Dollar einen Schritt nähergekommen. Die Unternehmen teilten mit, dass ihr entzündungshemmendes Medikament Dupixent in einer Studie im Spätstadium bei derzeitigen oder ehemaligen Rauchern mit COPD positive Ergebnisse gezeigt hat. Das Präparat führte zu einer 30-prozentigen Verringerung der Rate, mit der sich die COPD verschlimmerte, verglichen mit einem Placebo, so die Unternehmen. Aktien von Regeneron und Sanofi legten in den beiden Handelstagen nach Bekanntgabe der Ergebnisse deutlich zu.

Die Studienergebnisse bedeuten, dass Dupixent schließlich die erste biologische Behandlung für diese komplexe Erkrankung werden könnte, die in einem schwierigen klinischen Studienumfeld erfolgreich ist. Andere Unternehmen wie GSK und Astrazeneca sind auf diesem Gebiet gescheitert. Eine zweite Studie im Spätstadium läuft noch, und die Daten werden kommendes Jahr erwartet.


   Analysten unisono optimistisch angesichts erwarteter Zusatzumsätze 

Die Unternehmen nahmen ihre Studie an 939 aktuellen und ehemaligen Rauchern im Alter von 40 bis 80 Jahren vor. Während es Millionen von Menschen gibt, die an COPD leiden, beschränkte sich die Studie auf Patienten mit Anzeichen einer Typ-2-Entzündung, die nach Schätzungen der Unternehmen etwa 300.000 Menschen in den USA haben. Dupixent ist ein Medikament zur Behandlung von Typ-2-Entzündungen und hat bereits mehrere Zulassungen für andere Erkrankungen, darunter Asthma.

Die Ergebnisse bestätigten "die Rolle der Typ-2-Entzündung bei der Entstehung von COPD bei diesen Patienten und fördern das Verständnis der Wissenschaft für die zugrunde liegende Biologie dieser Krankheit", sagte George Yancopoulos. Er ist Mitbegründer, Präsident und Chief Scientific Officer bei Regeneron.

Analysten waren im Vorfeld der Studie angesichts der bisherigen Misserfolge vorsichtig, doch vergangene Woche zeigten sie sich unisono optimistisch. Die Ergebnisse trafen "unser Home-Run-Szenario", schreibt Analyst Evan Seigerman von BMO Capital Markets. Er schätzt, dass das Unternehmen dadurch bis 2030 einen zusätzlichen Jahresumsatz von mehr als 2 Milliarden Dollar erzielen und bis 2035 schätzungsweise zwei Millionen Patienten in den USA und Europa erreichen könnte.

Die klinisch aussagekräftigen Ergebnisse bedeuten, dass das Medikament keine Probleme haben dürfte, "schnell von den Ärzten angenommen zu werden und die Anforderungen der Kostenträger zu erfüllen". Die Reduzierung von nachgelagerten COPD-bedingten Krankenhausaufenthalte würde wahrscheinlich als kostensenkend angesehen, argumentiert Analyst David Risinger von SVB Securities.

Dupixent wurde 2017 ursprünglich für Ekzeme zugelassen, seitdem aber auf mehrere Indikationen ausgeweitet, darunter Asthma und chronische Rhinosinusitis. Einige Brancheninsider bezeichnen Dupixent als "Pipeline in einem Medikament", da es das Potenzial für weitere medizinische Indikationen habe. Wie das Wall Street Journal vor den Ergebnissen andeutete, wäre es unvorsichtig, dagegen zu wetten. Das Präparat hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 8,7 Milliarden Dollar erzielt und dürfte den von Visible Alpha zusammengestellten Analystenschätzungen zufolge bis 2030 einen Umsatz von etwa 17 Milliarden Dollar erreichen. Tyler Van Buren von TD Cowen schreibt, dass "Investoren jetzt ernsthaft einen Spitzenumsatz von 20 Milliarden Dollar in Betracht ziehen sollten". Das würde das Medikament bis zum Ende des Jahrzehnts zu einem der umsatzstärksten Präparate auf dem Markt überhaupt machen. Zum Vergleich: Das derzeit umsatzstärkste Medikament, Merck & Cos Krebsimmuntherapie Keytruda, wird in diesem Jahr voraussichtlich 24 Milliarden Dollar Umsatz einbringen.

Dupixent ist vielleicht nur ein Medikament. Aber für die Investoren von Sanofi und Regeneron ist es ein Geschenk, das sich ständig von selbst erneuert.

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March 27, 2023 05:05 ET (09:05 GMT)