FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen sind am Donnerstag nach der geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank am Vorabend mit kräftigen Abschlägen gestartet. Diese wurde am Markt falkenhaft aufgenommen. Fed-Präsident Jerome Powell hat eine erste Zinserhöhung für März praktisch vorangekündigt. Die Fed will zudem zukünftig flexibel in Abhängigkeit der Datenlage agieren. Der neue Konsens für dieses Jahr liegt laut QC Partners nun bei fünf Zinsschritten. Vor der Sitzung waren es noch vier. Powell sei zum "Börsenschreck" geworden.


   Die US-Notenbank dürfte sich alle Karten offen lassen 

Nach Einschätzung der Commerzbank dürfte sich die Fed alle Karten offen lassen: "Bei allen klugen Argumenten: Wir wissen alle nicht, wie die Inflation sich entwickeln wird in dieser einzigartigen Situation. Auch nicht die Fed. Was nützt es da, so habe ich den Fed-Chairman interpretiert, mit Höchstgeschwindigkeit in eine Richtung zu rennen, von der man nicht sicher sein kann, dass sie die richtige ist", so Analyst Ulrich Leuchtmann.

Der DAX gibt im frühen Handel um 1,2 Prozent auf 15.272 Punkte nach, der Euro-Stoxx-50 verliert 1,1 Prozent auf 4.119 Punkte. Für die zinssensiblen Technologie-Werte geht es um 2,6 Prozent nach unten. Erneut starke Vorlagen für den Sektor von Xilinx, Intel, Samsung und Tesla werden mithin ignoriert.

Dagegen legt der Banken-Sektor um 1,4 Prozent zu und ist damit größter Gewinner. Auch für die Versicherer geht es leicht nach oben. Banken und Versicherer gelten als Gewinner der Fed-Sitzung. "Die Zeit der Nullzinspolitik geht vorbei, und die EZB dürfte der Fed mit Verzögerung folgen", so ein Marktteilnehmer.


   SAP mit deutlichem Minus - Deutsche Bank legen zu 

Kräftig unter Druck stehen SAP (-7,3%) nach finalen Zahlen zum vierten Quartal. "Die Hälfte der Verluste geht aber auf die Fed zurück", so ein Händler. Belastend bei SAP sei der Ausblick auf den freien Cashflow, der als sehr "konservativ" bezeichnet wird. SAP sieht offiziell einen Wert "über" 4,5 Milliarden Euro, während der Markt schon um 5,3 Milliarden Euro erwartet.

Als wesentlich besser als erwartet werden die Zahlen der Software AG (+5,6%) im Handel eingeordnet. "Es scheint, als hätten sie deutliche Maßnahmen zur Steigerung der Profitabilität ergriffen", so ein Händler. Denn während der Umsatz im erwarteten Rahmen lag, hätten die Gewinn-Kennziffern darüber gelegen. Nachdem an der Aktie und ihrer Performance lange herumkritisiert worden sei, könnte dies neuen Auftrieb geben.

Leicht positiv bewertet Heino Ruland von Ruland Research die Entwicklung bei der Deutschen Bank (+4,8%). "Die Zahlen sind in Ordnung, wobei die Abweichung beim Nettogewinn aber auch nicht überbewertet werden sollte", sagt er. Wichtiger sei, dass sich die Erträge und auch die Kosten in die richtige Richtung bewegten. Die Aktie wird auch gestützt von den Aufschlägen im Bankensektor.

Für die Aktie der Deutsche-Bank-Tochter DWS geht es 1,3 Prozent nach oben. Nach Einschätzung der Citigroup hat die DWS starke Viertquartalszahlen vorgelegt. Der Vorsteurgewinn sei dank einer besseren Umsatzentwicklung klar besser als erwartet ausgefallen. Positiv heben die Analysten die Zuflüsse im Bereich ESG hervor. Da das Unternehmen bereits Eckdaten veröffentlicht hatte, dürften die Zahlen allerdings die Aktie nicht mehr stärker bewegen.


   Sartorius schwach trotz Zahlen im Rahmen der Erwartungen 

Sartorius fallen auf den tiefsten Stand seit Ende Juni. Die Zahlen haben zwar die Erwartungen erfüllt. "Die Bewertung ist aber hoch, und nun wird sie mit dem veränderten Zinsausblick angepasst", so ein Marktteilnehmer. Zwar hat Sartorius das Ziel für die EBITDA-Prognose im Jahr 2025 erhöht. "Das ist aber einfach noch zu weit weg", heißt es. Der Kurs fällt um 4,0 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.119,40      -1,1%      -45,20      -4,2% 
Stoxx-50                3.713,14      -0,6%      -20,55      -2,8% 
DAX                    15.271,56      -1,2%     -187,83      -3,9% 
MDAX                   32.839,43      -0,9%     -294,61      -6,5% 
TecDAX                  3.336,32      -2,2%      -75,00     -14,9% 
SDAX                   14.836,67      -0,7%     -102,98      -9,6% 
FTSE                    7.472,59      +0,0%        2,81      +1,2% 
CAC                     6.934,63      -0,7%      -47,33      -3,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,04                  +0,04      +0,15 
US-Zehnjahresrendite        1,84                  -0,02      +0,33 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Do, 8:11  Mi, 17:30   % YTD 
EUR/USD                   1,1199      -0,4%      1,1216     1,1282   -1,5% 
EUR/JPY                   128,72      -0,1%      128,59     128,99   -1,7% 
EUR/CHF                   1,0378      -0,0%      1,0375     1,0397   +0,0% 
EUR/GBP                   0,8338      -0,1%      0,8354     0,8347   -0,8% 
USD/JPY                   114,94      +0,2%      114,64     114,34   -0,2% 
GBP/USD                   1,3431      -0,2%      1,3426     1,3515   -0,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,3648      +0,4%      6,3538     6,3280   +0,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                36.305,27      -0,5%   36.074,53  38.157,82  -21,5% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  87,10      87,35       -0,3%      -0,25  +16,3% 
Brent/ICE                  89,87      89,96       -0,1%      -0,09  +15,3% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.814,17   1.819,52       -0,3%      -5,35   -0,8% 
Silber (Spot)              23,26      23,54       -1,2%      -0,28   -0,2% 
Platin (Spot)           1.031,51   1.037,48       -0,6%      -5,97   +6,3% 
Kupfer-Future               4,47       4,52       -1,1%      -0,05   +0,0% 
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January 27, 2022 04:01 ET (09:01 GMT)