"Ich hoffe, dass wir ein Mitglied des Aufsichtsrats für diese Aufgabe gewinnen können und nicht jemanden von außen holen müssen", sagte Plattner am Mittwoch auf der virtuellen Hauptversammlung des Walldorfer Softwareriesen. Die Suche sei in Gange, noch könne er keinen Namen nennen, sagte der 78-Jährige anlässlich der Kritik von Aktionären. Das sei für ihn eine emotionale Aufgabe. Der Wahlkalifornier, der erstmals seit Ausbruch der Coronapandemie wieder persönlich am Aktionärstreffen teilnahm, ist als letzter der Gründer noch bei dem inzwischen 50 Jahre alten Unternehmen tätig.

Plattner hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, den Aufsichtsrat für weitere zwei Jahre führen zu wollen und sich dafür 2022 wiederwählen lassen zu wollen. Das rief scharfe Kritik von Aktionärsvertretern wie von Union Investment und Deka hervor. "Eine Nachfolgeregelung für den Aufsichtsratsvorsitz ist überfällig, auch wenn Ihre großen Verdienste um SAP unbestritten sind", erklärte Fondsmanager Markus Golinski von Union Investment. Der ehemalige Vorstandssprecher Plattner ist seit 2003 Aufsichtsratschef und hält rund sechs Prozent an dem Dax-Konzern, der gerade eine Komplett-Transformation zu einem Cloudunternehmen durchläuft. Er hat SAP 1972 zusammen mit vier anderen IT-Spezialisten gegründet - darunter Mäzen Dietmar Hopp.

Plattner begründete das Festhalten an seiner Position: "Leider hat sich eine Nachfolgemöglichkeit, die wir konkret in das Auge gefasst haben, aus gesundheitlichen Gründen zerschlagen. Daher arbeiten wir jetzt an einer neuen Lösung." Er wolle eine "geordnete Nachfolge", sagte er. "Über das konkrete Anforderungsprofil beraten wir im Nominierungsausschuss." Im vergangenen Jahr hatte Plattner versprochen, mindestens ein halbes Jahr vor Ende der Amtszeit 2024, einen Vorschlag für seine Nachfolge zu präsentieren.

KLEIN: AKQUISITIONEN IM BLICK - ABER NICHT NÖTIG

SAP versucht seit Quartalen, bei der beschleunigten Transformation in die Cloud in das richtige Fahrwasser zu finden und Personalquerelen sowie Wachstumsschwäche hinter sich zu lassen. Dabei gibt es nun ein weiteres Hindernis: Im März 2023 verlässt überraschend eine der wenigen Konstanten der letzten Jahre - Finanzchef Luka Mucic - den Konzern. Sein Abgang wurde von Aktionären bedauert.

Kritik gab es auch am Umgang der Walldorfer mit dem Ausstieg aus dem Russlandgeschäft wegen des Ukraine-Kriegs, der in Trippelschritten erfolgte. Nun sei der Schlussstrich gezogen, sagte Mucic. Der russische Markt spiele in der mittel- wie auch langfristigen Planung keine Rolle mehr. Konsequenzen zieht SAP aus der Kritik an der Auslagerung des Geschäfts mit Finanzdienstleistungen in das Joint-Venture Fioneer mit der Beteiligungsgesellschaft Dediq, in deren Finanzierung die Stiftung von Hasso Plattner als Investor involviert war. Die mittelbare Beteiligung werde aufgegeben, kündigte Konzern-Chef Christian Klein an. Allerdings habe eine passgenaue Lösung Vorrang vor einer schnellen Lösung.

Die Zeit der Mega-Übernahmen ist bei SAP inzwischen beendet, allerdings hält der Konzern weiterhin Ausschau nach ergänzenden Zukäufen. Akquisitionen seien trotzdem nicht nötig, versicherte Klein, der SAP seit gut zwei Jahren alleine führt, um die ambitionierten Pläne für 2025 zu erreichen. Bis dahin sollen sich die Clouderlöse auf mehr als 22 Milliarden Euro fast verdoppeln und der Konzernumsatz sogar die Marke von 36 Milliarden Euro übertreffen - nach 27,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.