Berlin (Reuters) - SAP-Chef Christian Klein macht nach dem geplanten Börsengang der Geschäftssparte Qualtrics in den USA Spielraum für Zukäufe aus.

Es könne bei Qualtrics zu Deals kommen, sagte Klein in einem am Dienstag veröffentlichen Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. SAP hingegen werde sich auch nach der fast 28 Milliarden Dollar schweren Slack-Übernahme durch den US-Rivalen Salesforce nicht zu Akquisitionen drängen lassen. "Wir sehen keinen Grund, uns Umsatz kaufen zu müssen", sagte der 40-Jährige, der seit April den Walldorfer Dax-Konzern allein führt. SAP hatte Qualtrics vor rund zwei Jahren für acht Milliarden Dollar übernommen - kurz vor dem geplanten Börsengang. Mit dem Zukauf wollte Europas größter Technologiekonzern auch den Cloud-Konkurrenten Salesforce unter Druck setzen.

Im Sommer hatte SAP angekündigt, Qualtrics an die Börse bringen zu wollen. Der Walldorfer Konzern will weiterhin die Mehrheit behalten, daneben sind bisher kaum Details bekannt. Nun gab Klein ein wenig Einblick und bestätigte, dass der Gang aufs Parkett eine Möglichkeit war, um das Führungsteam rund um den Gründer Ryan Smith an Bord zu halten. Smith sei durch den Abgang der vorübergehenden Co-Chefin von SAP, der US-Amerikanerin Jennifer Morgan, verunsichert gewesen.

Klein führt nun aus der Ferne eine kleine Roadshow durch und sprach von einem großen Interesse der Investoren am Qualtrics-Börsengang. Noch in dieser Woche gehen Airbnb und Doordash an die Wall Street und folgen damit anderen Techfirmen wie Palantir, die diesen Schritt bereits gemacht haben. Insidern zufolge könnte SAP mit dem Marktdebüt von Qualtrics zwischen ein und zwei Milliarden Dollar einnehmen. Damit würde die Software-Plattform, mit der Organisationen Feedback und Daten von Kunden und Mitarbeitern einsammeln können, um diese in Echtzeit zu analysieren und weiterzuverarbeiten, mit 15 bis 20 Milliarden Dollar bewertet. Das wäre deutlich mehr als die 2018 von Smith angepeilten mindestens sechs Milliarden Dollar - was damals SAP mit der Kaufsumme toppte. Klein wollte sich dazu wie auch zum Zeitpunkt des Börsengangs nicht äußern.

Im Oktober hatte SAP wegen der Corona-Krise zum zweiten Mal seine Jahresprognose gekappt und erklärt, auch die mittelfristigen Ziele nicht mehr zu erreichen. Die Aktie brach daraufhin um ein Fünftel ein, hat seither aber wieder mehr als zehn Prozent zugelegt. Klein will die Krise nun nutzen, um den Wandel von SAP zu einem Cloud-Anbieter voranzutreiben und auch stärker Kerndaten in der Rechnerwolke unterzubringen. Statt auf Übernahmen will er dabei auf Partnerschaften setzen.