Miami/München (Reuters) - Der Börsengang der SAP-Tochter Qualtrics an der US-Technologiebörse Nasdaq bringt bis zu 1,78 Milliarden Dollar ein.

Die bis zu 59,4 Millionen Qualtrics-Aktien würden zu je 30 Dollar platziert, teilte der Anbieter von Datenanalyse-Software am Donnerstag kurz vor seinem Börsendebüt mit. Damit hat SAP den Wert der erst 2018 für acht Milliarden Dollar erworbenen Beteiligung fast verdoppelt. Zum Ausgabepreis kommt Qualtrics auf einen Börsenwert von mehr als 15 Milliarden Dollar. Das US- Unternehmen aus dem Bundesstaat Utah ist der jüngste große Zukauf des Walldorfer Dax-Konzerns. Der Löwenanteil des Erlöses geht an die SAP SE, die auch nach dem Börsengang mindestens 83 Prozent der Anteile halten wird.

Der Ausgabepreis liegt noch über der Angebotsspanne, die erst Anfang der Woche auf 27 bis 29 (vorher 22 bis 26) Dollar erhöht worden war. Das ist in den USA - anders als in Deutschland - erlaubt. Bereits im Vorfeld hatte Qualtrics Aktienpakete an den Finanzinvestor Silver Lake und den Qualtrics-Vorstandschef Ryan Smith verkauft, jeweils mit einem Abschlag zum Ausgabepreis. Laut dem Prospekt will das Unternehmen 1,89 Milliarden Dollar aus den Einnahmen nach Walldorf weiterreichen. Die SAP-Aktie fiel am Donnerstag trotzdem um 1,3 Prozent.

Es ist erst das zweite Mal in der fast 50-jährigen Firmengeschichte, dass SAP eine Sparte nicht voll integriert, sondern an die Börse bringt. SAP-Chef Christian Klein will mit dem Schritt Qualtrics-Chef Smith an Bord halten. Er hatte das Unternehmen 2002 in Provo zusammen mit seinem Bruder und seinem Vater gegründet. Einen Börsengang hatte er schon 2018 im Visier, bevor SAP zugriff. Smith hat sich bereits im Vorfeld ein Paket von einem Prozent der Qualtrics-Aktien für 120 Millionen Dollar - also 20 Dollar je Aktie - gesichert. Klein hatte angedeutet, dass Smith irritiert war, wie schnell sich das Personalkarussell bei SAP drehte - vor allem mit dem Abgang der zeitweiligen Co-Chefin Jennifer Morgan 2020 - nach nur gut einem halben Jahr im Amt. In den USA hat Smith zuletzt für Schlagzeilen gesorgt, weil er das Basketball-Team Utah Jazz kaufte.

Mit Hilfe der Qualtrics-Softwareplattform können Firmen und Behörden Feedback und Daten von Kunden und Mitarbeitern einsammeln, um diese in Echtzeit zu analysieren und weiterzuverarbeiten. Der Umsatz stieg nach vorläufigen Zahlen im abgelaufenen Quartal um bis zu 24 Prozent auf 214,5 Millionen Dollar gestiegen. Die ganzen Zahlen will SAP am Freitag mit der Konzernbilanz bekanntgeben. Experten rechnen damit, dass sich das Wachstum der Plattform noch beschleunigen kann. Dazu könnten nach dem Börsengang auch Partnerschaften mit SAP-Konkurrenten wie Salesforce.com oder Workday beitragen, die bisher nicht möglich waren.