Von Hans-Joachim Koch

FRANKFURT (Dow Jones)--Dem Softwarekonzern SAP ist im ersten Quartal angesichts einer sprunghaft gestiegenen operativen Marge ein überraschend guter Start ins Jahr 2021 gelungen. Für das Gesamtjahr wurden die unteren Enden der Prognosespannen zu Cloud-bzw Software-/Cloudumsatz erhöht, die Guidance für das Betriebsergebnis bestätigt. Ausgangspunkt ist die Erwartung einer allmählich anziehenden Nachfrage im zweiten Halbjahr mit Abklingen der Corona-Pandemie.

Operativ wie auch unter dem Strich hat sich der Quartalsgewinn deutlich erhöht, während der Umsatz insgesamt leicht rückläufig war, im Cloudgeschäft indes - wenn auch verhalten - zulegte. Die vielbeachtete operative Marge kletterte auf 27,4 Prozent von allerdings schwachen 22,7 Prozent im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten 23,5 Prozent erwartet. Zugrunde lag ein Betriebsergebnis von 1,74 Milliarden Euro, das als Folge strikter Kostenkontrolle und zurückhaltender Neueinstellungen um 17 Prozent hoch ging, bei um 3 Prozent auf 6,35 Milliarden Euro gesunkenen Gesamterlösen.

Im zukunftsträchtigen Cloudgeschäft verlangsamte sich das Wachstum auf 7 Prozent von gut 27 Prozent vor einem Jahr. Bereits im vierten Quartal 2020 war es mit ebenfalls 7 Prozent relativ verhalten geblieben. Der Cloudumsatz erreichte 2,15 Milliarden Euro, die Konsensprognose hatte auf 2,129 Milliarden gelautet. Alle Angaben beziehen sich wie in der Softwarebranche üblich auf die Non-IFRS-Angaben.

Der Auftragsbestand (Current Cloud Backlog) in diesem Bereich zeigte sich mit 7,63 Milliarden Euro um 15 Prozent höher gegenüber dem Vorjahresstand von 6,634 Milliarden, im Vergleich zu Ende 2020 mit 7,155 Milliarden legte er ebenfalls deutlich zu. Dieser von SAP seit Anfang 2020 ausgewiesene Wert wird von Experten auch als Indikator für den Erfolg von "Rise with SAP" gesehen.

Durch das im Januar vorgestellte Programm erhofft sich der Konzern Rückenwind schon für das laufende Jahr. Es soll den Umstieg bestehender Kunden in die Cloud beschleunigen, auf die SAP seine Strategie jetzt vollständig ausgerichtet hat und in die stark investiert wird. Dies geht allerdings zu Lasten der Lizenzumsätze, die im Gesamtjahr zurückgehen werden, so die Prognose.

Im Quartal überraschte das hochmargige Lizenzgeschäft positiv mit Erlösen von 480 Millionen Euro, ein Plus von 7 Prozent. Die Analystenschätzungen lagen bei lediglich 380 Millionen.

Für das laufende Jahr setzt SAP darauf, dass sich das Wachstum der Clouderlöse weiter beschleunigen wird. Danach sollen sie währungsbereinigt um 14 bis 18 (2020: 15) Prozent auf 9,2 bis 9,5 von 8,09 Milliarden Euro zulegen. Der Umsatz mit Cloud und Software dürfte dagegen mit 23,4 bis 23,8 (2020: 23,23) Milliarden Euro durch das schwächer werdende Lizenzgeschäft maximal um 2 Prozent steigen. Beim Betriebsergebnis kalkuliert SAP weiterhin mit minus 1 bis 6 Prozent auf 7,8 bis 8,2 Milliarden im Vergleich zu 8,28 Milliarden Euro 2020.

Vorstandschef Christian Klein sprach mit Blick auf das Quartal von einem sehr starken Wachstum "bei allen unseren Anwendungen". Dabei stehe man erst am Anfang. Er unterstrich die hohen Erwartungen in Rise with SAP.

Finanzvorstand Luka Mucic verwies beim Auftragseingang für das Cloudgeschäft und die Softwarelizenzen auf "das höchste Wachstum seit fünf Jahren" und beim Betriebsergebnis und der operativen Marge auf den stärksten Anstieg seit zehn Jahren. Mittelfristig werde die beschleunigte Umstellung auf das Cloudgeschäft das Umsatzwachstum beschleunigen und SAP mehr Widerstandsfähigkeit und Planungssicherheit geben.

Der Nettogewinn sprang überproportional um 70 Prozent auf 1,72 Millioarden Euro, je Aktie wurden 1,40 (0,85) Euro verdient.

Eine Finanzspritze hat SAP durch den erfolgreichen Börsengang der vor zwei Jahren übernommenen Qualtrics erhalten. Vom Gesamterlös von 2,4 Milliarden Dollar fließen 500 Millionen Dollar an Qualtrics zur dortigen Liquiditätsstärkung, 1,9 Milliarden Dollar verbleiben im Konzern, u.a. für die erhöhte Dividende.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/smh

(END) Dow Jones Newswires

April 13, 2021 17:29 ET (21:29 GMT)