WALLDORF (awp international) - Europas grösster Softwarekonzern SAP will seine Aktionäre mit zusätzlichen milliardenschweren Ausschüttungen bei Laune halten. Über Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden will SAP im kommenden Jahr 1,5 Milliarden Euro zusätzlich an die Anteilseigner verteilen, wie das Dax-Schwergewicht am späten Montagabend in Walldorf mitteilte. SAP hatte eine höhere Ausschüttung bereits in Aussicht gestellt, aber konkrete Angaben dazu bislang offengelassen.

Das Programm ergänze die bestehende Dividendenpolitik, mindestens 40 Prozent des Konzerngewinns in Form der regulären Dividende auszuschütten, hiess es von SAP. Für 2018 hatte der Konzern 1,50 Euro je Aktie an Dividende gezahlt und damit insgesamt rund 1,8 Milliarden Euro ausgeschüttet. In den ersten neun Monaten 2019 erzielte SAP unter dem Strich mit 1,73 Milliarden Euro aber 28 Prozent weniger Gewinn als ein Jahr zuvor. Grund waren vor allem Kosten für den Personalumbau.

Der Kurs der SAP-Aktie zeigte sich auch recht unbeeindruckt und lag am Dienstag um die Mittagszeit mit 0,25 Prozent im Minus bei 120,52 Euro. Bis zum Rekordhoch bei 125 Euro aus dem Juli ist noch etwas Luft, auch wenn der Kurs zuletzt wieder ordentlich zulegte. SAP habe erhebliche Flexibilität, die Ausschüttungen an die Aktionäre anzuheben, schrieb Goldman-Sachs-Analyst Mohammed Moawalla. Für Knut Woller von der Baader Bank war das zusätzliche Volumen überraschend hoch.

Das Vorhaben für zusätzliche Ausschüttungen ist Teil des noch von Ex-Chef Bill McDermott im April angekündigten Plans, SAP in den kommenden Jahren unter anderem auch über die Steigerung der Margen attraktiver für Aktionäre zu machen. Aufsichtsrat und Vorstand seien der Überzeugung, dass die eingeschlagene Strategie von Investitionen in Verbindung mit konsequenten Kapitalausschüttungen langfristig zu einer Steigerung des Unternehmenswertes führe.

"Aktienrückkäufe und Sonderdividenden sind - neben einer attraktiven regulären Dividende - wichtige Instrumente zur Steigerung des Unternehmenswerts und zur Erfolgsbeteiligung unserer Aktionäre", sagte Finanzchef Luka Mucic. "Die erhöhte Kapitalausschüttung im nächsten Jahr unterstreicht die grosse Bedeutung, die die SAP einer angemessenen Rendite für unsere Aktionäre und einer disziplinierten Verwendung unserer finanziellen Mittel beimisst", liessen sich die beiden neuen Co-Chefs Jennifer Morgan und Christian Klein zitieren.

SAP hat in den vergangenen Jahren unter dem US-Amerikaner McDermott auch durch milliardenschwere Übernahmen von Cloudsoftware-Firmen deutlich an Börsenwert gewonnen und ist mit knapp 150 Milliarden Euro der mit Abstand wertvollste Dax-Konzern. Zu seinem Amtsantritt als Co-Chef mit Jim Hagemann Snabe 2010 war SAP gerade einmal gut 40 Milliarden wert. Als er das Ruder 2014 alleine übernahm, waren die Walldorfer an der Börse gut 70 Milliarden Euro schwer. McDermott legte seinen Posten bei SAP im Oktober überraschend nieder, um sich kurze Zeit später als Chef beim kleineren kalifornischen Softwareanbieter Servicenow zurückzumelden.

Vielen Anlegern reichte die Marktwertsteigerung in den vergangenen Jahren auch noch nicht aus. Vor allem litt die Profitabilität in dieser Zeit durch das schnell wachsende, aber noch nicht so lukrative Geschäft mit Cloudsoftware. Zusehends erodierte die operative Marge, und die grossen US-Software- und Tech-Konzerne aus dem Silicon Valey machten bei der Börsenbewertung grössere Sprünge.

Am Dienstag kommender Woche wollen die beiden neuen Vorstandschefs Morgan und Klein auf einer Kapitalmarktveranstaltung darüber informieren, wie sie die von McDermott angekündigte Steigerung der operativen Marge um 5 Prozentpunkte in den kommenden 5 Jahren hinkriegen wollen. Im Zuge der Ankündigung des Plans vor gut einem halben Jahr hatte zudem der aktivistische Investor Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott bekanntgegeben, sich für 1,2 Milliarden Euro an SAP beteiligt zu haben. Singer ist bekannt dafür, sich in Unternehmen am Scheideweg einzukaufen und dann lautstark an Weichenstellungen mitwirken zu wollen./men/stw/jha/