GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Beim Labordienstleister und Pharmazulieferer Sartorius laufen die Geschäfte weiter auf Hochtouren. Derzeit erlebt Sartorius einen wahren Bestellboom von Herstellern von Impfstoffen und Corona-Tests, an die Sartorius wichtiges Zubehör liefert. So verdiente das Unternehmen in den ersten neun Monaten deutlich mehr als im Vorjahr. Das Wachstumstempo bleibt hoch, auch wenn es sich im dritten Quartal etwas abgeschwächt hat. Die bereits zweimal erhöhten Ziele für 2021 bestätigte das erst jüngst in den Leitindex Dax aufgestiegene Unternehmen.

Auf die Zahlenvorlage reagierten die Sartorius-Vorzüge mit Kursabschlägen von rund zwei Prozent. Ein Händler sagte, der Auftragseingang lasse erkennen, dass die Wachstumsdynamik im dritten Quartal nicht höher gewesen sei als im ersten Halbjahr. Dies könnte belasten. Die Sartorius-Aktien hatten Anfang September mit fast 600 Euro ein Rekordhoch erreicht. Danach ließ der Schwung nach. Vom in der vergangenen Woche markierten Zwischentief bei etwas über 483 Euro haben sie sich zuletzt aber erholt.

"Durch die hohe Nachfrage nach innovativen Technologien für die effiziente Entwicklung und Produktion von Biopharmazeutika hat sich unser Geschäft in den ersten neun Monaten des Jahres wie erwartet sehr dynamisch entwickelt", sagte Vorstandschef Joachim Kreuzburg am Mittwoch laut Mitteilung. Der Bedarf an Produkten für Corona-Impfstoffe und -Tests habe dabei eine deutlich verstärkende, allerdings keine dominante Rolle gespielt.

In den ersten neun Monaten stieg der Auftragseingang im Jahresvergleich um gut zwei Drittel auf knapp 3,3 Milliarden Euro. Dabei setzten die Niedersachsen gut 2,5 Milliarden Euro um, das waren währungsbereinigt gut 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zukäufe steuerten rund sechs Prozentpunkte zum Umsatzanstieg bei, der Wachstumsbeitrag aus dem Bereich der Entwicklung und Produktion von Impfstoffen sowie Corona-Tests habe sich auf etwa 21 Prozentpunkte belaufen.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte auf 866 Millionen Euro, ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von gut 77 Prozent. Die entsprechende Marge erhöhte sich um 5,2 Prozentpunkte auf 34,3 Prozent. Analysten hatten mit etwas weniger Erlösen und einem geringeren Ergebnis gerechnet. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein um Sondereffekte bereinigter Gewinn von knapp 407 Millionen Euro und damit fast doppelt soviel wie ein Jahr zuvor.

Im laufenden Jahr soll der Umsatz währungsbereinigt um rund 45 Prozent zulegen. Damit würde der Dax-Neuling noch deutlicher wachsen als im Vorjahr. 2020 waren die Erlöse wechselkursbereinigt um rund 30 Prozent auf etwas mehr als 2,3 Milliarden Euro geklettert.

Zudem will das Unternehmen noch profitabler werden. Im Gesamtjahr sollen etwa 34 Prozent des Umsatzes als Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (Ebitda) und Sondereffekten hängen bleiben. 2020 hatte die operative Marge noch bei knapp 30 Prozent gelegen. Bis 2025 soll der Umsatz auf rund fünf Milliarden Euro steigen - die Profitabilität soll dann bei 32 Prozent liegen.

Die wichtigste Beteiligung für den Konzern ist die französische Sartorius Stedim Biotech, an der Sartorius rund 70 Prozent hält. Unter deren Dach läuft das Biotech-Geschäft des Konzerns. Die Sparte verkauft in der Pandemie gefragte Einweg-Materialien wie Bioreaktoren und Membranbeutel, aber auch Filtersysteme sowie Nähr- und Pufferlösungen für Zellkulturen. Dank der Nachfrage nach Corona-Tests floriert aber auch die Laborsparte, die unter anderem Waagen, Pipetten und Verbrauchsmaterialien liefert./mne/men/jha/