Zürich (Reuters) - Der neue Chlariant-Chef Conrad Keijzer will den durch eine Schrumpfkur gegangenen Schweizer Spezialchemikalien-Hersteller wieder auf Wachstum trimmen - auch durch Zukäufe.

Clariant sei heute gut aufgestellt. "Es gibt aber auch eine Zusage für kontinuierliches Wachstum, und das nicht nur organisch", sagte der 52-jährige Niederländer, der Anfang kommenden Jahres als CEO das Ruder übernehmen wird, am Mittwoch. Clariant werde auch durch Zukäufe wachsen. "Und diese Strategie des Unternehmens ist es, für die ich unterschrieben habe, die ich besonders attraktiv finde."

Keijzer übernimmt den Chefsessel von Hariolf Kottmann. Der Verwaltungsratspräsident hatte Clariant nach dem überraschenden Abgang von Konzernchef Ernesto Occhiello vor rund eineinhalb Jahren auch operativ geführt. Keijzer leitete bis Oktober 2019 den französischen Mineralstoff-Anbieter Imerys, nachdem er davor verschiedene Führungspositionen beim Farbenhersteller Akzo Nobel bekleidet hatte. Der Niederländer räumte ein, dass er Imerys nach nur 21 Monaten im Amt wegen Differenzen mit dem Aufsichtsrat verlassen hat. Nach Einschätzung der Baader-Analysten zeigte Keijzer bei Akzo Nobel eine sehr gute Leistung. "Bei Imerys sahen wir Herrn Keijzer eher als Einzelkämpfer, der die meiste Zeit nicht mit dem Aufsichtsrat übereinstimmte."

IM PFLICHTENHEFT STEHEN STELLENABBAU UND SPARTENVERKAUF

Bei Clariant warten einige Baustellen auf Keijzer. So muss er ein Sparprogramm mit Tausenden Stellenstreichungen umsetzen und den Verkauf des Pigmente-Geschäfts in trockene Tücher bringen. Präsident Kottmann zeigte sich zuversichtlich, dass der Verkaufsprozess erfolgreich abgeschlossen werden kann.

Offen ist auch, ob der größte Clariant-Aktionär Sabic an seinem 31,5-Prozent-Paket festhalten oder es abstoßen wird, nachdem im vergangenen Jahr ein geplantes Gemeinschaftsunternehmen mit dem saudiarabischen Petrochemieunternehmen gescheitert war. Analysten stufen das Unternehmen, das sich in den vergangenen Jahren bereits von zwei Geschäftsbereiche getrennt hat, als potenziellen Übernahmekandidaten ein.

An der Börse wurde die Ernennung von Keijzer mit Wohlwollen goutiert: Mit einem Kursplus von 1,6 Prozent ließ die Clariant-Aktie den europäischen Chemiesektor hinter sich.