Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

SNB I: Andrea Maechler, Mitglied des dreiköpfigen Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), lehnt Forderungen von Politikern verschiedener Parteien ab, die SNB solle sich stärker an den Kosten für milliardenschweren Massnahmen gegen die Coronakrise beteiligen. Eine im März dieses Jahres abgeschlossene Zusatzvereinbarung zwischen der SNB und dem Eidgenössischen Finanzdepartement stellt dem Bund und den Kantonen für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 eine maximale Gewinnausschüttung von 4 Milliarden Franken in Aussicht. Das sei das oberste Limit, sagte Maechler in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" (Samstagausgabe). Eine einmalige Sonderausschüttung zur teilweisen Finanzierung der Covid-19-Kosten lehnt sie ab. Das würde die Geldpolitik konterkarieren. Weiter verteidigte sie die Interventionen am Devisenmarkt gegen die Frankenstärke. "Die Erstarkung wäre viel ausgeprägter, wenn wir nicht bereit gewesen wären, verstärkt zu intervenieren." Sie verneinte aber, dass die SNB im Bereich von 1,05 Franken für einen Euro einen neuen Mindestkurs etabliere. (NZZ, S. 17; siehe auch separate Meldung)

SNB II: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im 1. Quartal 2020 im grossen Stil amerikanische Aktien erworben. Das berichtet die "SonntagsZeitung" auf Basis von Daten der US-Börsenaufsicht SEC vom 31. März. Die SNB erhöhte demnach ihren Aktienbestand in den USA um über 16 Prozent. So kaufte sie zum Beispiel 5 Millionen Microsoft- und 3 Millionen Apple-Aktien. Insgesamt hielt die SNB Ende März US-Aktien im Wert von über 94 Milliarden Dollar. (SoZ, S. 33)

AMS: Der österreichische Sensorspezialist AMS setzt nach der Osram -Übernahme auf eine schnelle Integration beider Unternehmen. "AMS und Osram werden eine Firma werden, und zwar so schnell wie möglich", sagte AMS-Chef Alexander Everke der "Süddeutschen Zeitung" (Wochenendausgabe). Zudem kündigte er einen Stellenabbau an. "Da wir auf Synergien hinarbeiten, werden es auch insgesamt weniger Mitarbeiter sein." Genaue Zahlen könne man aber noch nicht nennen. (Süddeutsche Zeitung; siehe auch separate Meldung)

LONZA: Die US-Behörden machen laut einem Bericht der "SonntagsZeitung" Druck, dass sie zuerst mit dem allfälligen Corona-Impfstoff beliefert werden, der von Lonza auch im Wallis produziert werden dürfte. Der Pharmahersteller ist laut dem Bericht durch seinen Vertrag mit dem US-Impfstoffentwickler Moderna indirekt Teil der Operation "Warp Speed". Mit ihr will die US-Regierung ihren Bürgern bis Ende Jahr exklusiv einen Impfstoff zugänglich machen. Beim Bundesamt für Gesundheit hofft man laut Angaben der Zeitung auf eine faire Verteilung. (SoZ, S. 27)

SWISS LIFE: CEO Patrick Frost ist gegen die im Bundeshaus kursierenden Pläne, wegen der Coronakrise einen generellen Mieterlass zu verfügen. "Ich ärgere mich wirklich enorm über diesen Vorschlag", sagte der CEO der "SonntagsZeitung". Die zuständige Kommission des Nationalrats hatte letzte Woche einen Mieterlass von 60 Prozent vorgeschlagen. Er habe zwar grosses Verständnis für kleine Firmen, die nicht so viele Rücklagen hätten. Und hier werde auch jeder Fall einzeln angeschaut. Aber bei dem Vorschlag, der jetzt auf dem Tisch liegt, gehe es um Jahresmieten von 180'000 bis 240'000 Franken. "Mieter, die das zahlen, sollten sich das eigentlich leisten können, weil sie im Boom ordentlich verdient haben." (SoZ, S. 11)

COOP/MIGROS: Die beiden Detailhändler haben sich bisher gegen die Lebensmittelampel Nutri-Score auf ihren Produkten gewehrt. Doch nun kommt Bewegung in die Sache, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Man wolle die Ergebnisse von Untersuchungen der französischen Gesundheitsbehörde abwarten. "Sollte sich zeigen, dass der Nutri-Score tatsächlich zu einem veränderten Konsumverhalten führt, werden die Mitglieder der IG Detailhandel ihre Haltung zum Label neu beurteilen", sagt Patrick Marty, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft. (SoZ, S. 29)

GLENCORE: Der weltgrösste Rohstoffhändler kommt bei den Todesfällen nicht vom Fleck, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Obwohl das Unternehmen mit Sitz in Baar ZG seit Jahren mehr in die Sicherheit investiert und versprach, alles daran zu setzen, die Zahl der Todesfälle zu senken, starben im vergangenen Jahr bei Glencore 17 Mitarbeiter. Dies gehe aus dem kürzlich publizierten Nachhaltigkeitsbericht hervor. (SoZ, S. 31)

SWISS: Die Fluggesellschaft Swiss erhält die in Aussicht gestellten Bundesgelder nur, wenn auch die Lufthansa gerettet wird. "Wir werden das Geld nicht sprechen, wenn wir nicht wissen, wie es mit der Lufthansa weitergeht", sagte Bundespräsidentin und Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga der "Schweiz am Wochenende". Sie betonte ausserdem: "Wir haben hart verhandelt. Wir wollen die Arbeitsplätze in der Schweizer erhalten und eine kritische Infrastruktur stützen. (SaW, S. 8 und 9)

ARBEITSLOSIGKEIT: Die starke Zunahme der Arbeitslosigkeit wegen der Coronakrise dürfte ein Loch in die Arbeitslosenversicherung (ALV) im Umfang von 20 Milliarden Franken reissen. Wegen der Schuldenbremse müsste der Bundesrat den Lohnabzug von heute 2,2 um 0,3 Prozent anheben. Allen Angestellten würde ab 2021 mehr Geld vom Lohn abgezogen. Dazu dürfe es nicht kommen, sagte KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm gegenüber der "SonntagsZeitung". Mitten in der Krise die Lohnabzüge zu erhöhen, sei Gift für die Konjunktur. Sturm regt an, die Nationalbank solle einen einmaligen Beitrag an den Ausgleichsfonds der ALV leisten. (SoZ, S. 33)

EINKAUFSTOURISMUS: Der Einkaufstourismus über die Landesgrenzen hinaus ist nach wie vor nicht erlaubt. Entsprechend erzielen die Schweizer Geschäfte steigende Umsätze. Der St. Galler Ökonom Thomas Rudolph hat auf Anfrage der "NZZ am Sonntag" ausgerechnet, dass Schweizer Läden mit einer zusätzlichen Kaufkraft in Höhe von potenziell 1,95 Milliarden Franken im Zeitraum Mitte März bis Mitte Juni 2020 über alle Branchen hinweg rechnen können. Vor allem Lebensmittelmärkte profitierten. In normalen Zeiten geben Schweizer Konsumenten pro Jahr rund 3,3 Milliarden Franken für Lebensmittel im Ausland aus. (NZZaS, S. 21)

ETHANOL-RESERVE: Um sich künftig besser vor Pandemien zu schützen, plant der Bund, erneut eine Ethanol-Reserve in der Schweiz einzulagern. Der Ball liegt beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung, wie die "NZZ am Sonntag" schreibt. Weil der Aufbau aber Jahre benötige, arbeitet das Amt parallel dazu einer Zwischenlösung, um bei einer möglichen zweiten Corona-Welle bereit zu sein. Nötig sind Bestände von 8000 bis 10'000 Tonnen. Offen ist, woher das Ethanol künftig stammen soll. Einspringen wollen nun die Schweizer Winzer, die Wein in Desinfektionsmittel verwandeln sollen. (NZZaS, S. 9)

KONJUNKTUR: Wirtschaftsminister Guy Parmelin will mit einem Paket von Massnahmen die Schweizer Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Bund, Kantone und Gemeinden sollen bereits bewilligte Infrastrukturprojekte schneller vorantreiben, forderte Parmelin in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Bei öffentlichen Ausschreibungen sollten die Behörden soweit möglich Schweizer Firmen bevorzugen. Parmelin wirbt zudem dafür, Zölle auf Industriegütern abzuschaffen und neue Freihandelsabkommen anzustreben. Im Gegensatz zu seiner Partei befürwortet der Waadtländer die Personenfreizügigkeit mit der EU. (NZZaS, S. 7; siehe auch separate Meldung)

GASTRONOMIE: Nur wenige Gäste geben bei Restaurantbesuchen ihre Kontaktdaten an. Die Bilanz nach einer Woche der Lockerung fällt ernüchternd aus. Ursprünglich hatte der Bundesrat die Registrierung zur Pflicht erklärt, war aber vom Eidg. Datenschützer zurückgepfiffen worden. Ab Montag lässt sich das Problem nun per Smartphone lösen: mit der App "Mindful", die von der Digitalagentur Mindnow entwickelt worden ist, wie der "SonntagsBlick" schreibt. Die App erlaubt eine anonyme Registrierung, ermöglicht im Ernstfall aber trotzdem eine Benachrichtigung der Nutzer. (SonntagsBlick, S. 32)

TOURISMUS: Martin Nydegger, Chef von Schweiz Tourismus, glaubt nicht, dass die Preise in den Schweizer Hotels diesen Sommer sinken sollten, um die Nachfrage anzukurbeln. Im Gespräch mit der "SonntagsZeitung" sagte er: "Die Hotels sind im Elend und durch die Corona-Kredite zusätzlich verschuldet. In dieser Lage Preise zu senken, wäre fatal. Unsere Gäste wissen, dass jetzt nicht die Zeit für Schnäppchenjagd ist." Nydegger rät den Hoteliers aber dringend zu einer grosszügigen Annullationspolitik für Buchungen. "Eine Stornierung bis zwei Tage vor Anreise halte ich für angemessen." (SoZ, S. 30)

5G: Swisscom, Sunrise und Salt betonen, dass der neue Mobilfunkstandard 5G schneller sei als die vorhandenen Technologien. Mit dieser Aussage schenken die Mobilfunkbetreiber den Konsumenten reinen Wein ein, wie der "Tages-Anzeiger" auf Basis einer Analyse von Opensignal schreibt. Das unabhängige britische Testunternehmen sammelt weltweit Telekommunikationsdaten. Die erste Messung in acht führenden Mobilfunkmärkten mit 5G habe nun ergeben: Der neue Standard sorge in der Schweiz im Schnitt für höhere Übertragungsgeschwindigkeiten als Wi-Fi. Die Ergebnisse von Opensignal dürften laut dem Bericht die Diskussionen neu lancieren, ob die immer schneller werdenden Mobilfunkstandards das Festnetz ersetzen könnten. (Tages-Anzeiger, S. 9)

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