Zürich (awp/sda) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

AXPO: Seit Juli anerkennt die EU keine Herkunftsnachweise mehr aus der Schweiz. Diese Zertifikate werden europaweit für nachhaltig produzierten Strom ausgestellt und an Börsen gehandelt. Nun dürfen Schweizer Produzenten ihre Herkunftsnachweise nicht mehr exportieren. Dadurch haben die Preise der Schweizer Zertifikate "historische Tiefs" erreicht, so Tobias Kistner, Sprecher des Stromkonzerns Axpo, in der "NZZ am Sonntag". Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) hat nachgerechnet: Die Schweizer Stromproduzenten dürften mit dem Aus des europäischen Zertifikathandels jährlich "einen zweistelligen Millionenbetrag" verlieren. Die Axpo setzt sich laut Sprecher Kistner nun dafür ein, "dass die Schweiz keine europäischen Herkunftsnachweise mehr anerkennt, bis eine Einigung mit der EU erreicht ist". Gleichzeitig kritisiert die Axpo lokale Energieversorger und Stadtwerke, da diese den Konsumenten trotz der gesunkenen Zertifikatspreise einen unveränderten Wasserkraft-Aufpreis verrechneten. "Stadt- und Gemeindewerke schöpften so pro Jahr 100 bis 200 Millionen Franken ab", sagt Axpo Sprecher Kistner. Für Haushalte und KMU hingegen ergebe sich "absurderweise" keine Ersparnis bei den Stromtarifen. (NZZaS, S. 35)

COOP: Der Grossverteiler Coop will wissen, wie höflich seine Angestellten sind. Das berichtet die "SonntagsZeitung". "Wie beurteilen Sie die Freundlichkeit der Mitarbeitenden an der Kasse?", fragt der Grossverteiler seine Kunden in einer Umfrage. Auch die Angestellten, die die Regale einräumen und das Brot aufbacken, sollten besser ab und zu mal "Grüezi" sagen. Denn auch "die Freundlichkeit der Mitarbeitenden auf der Verkaufsfläche" kommt in der Bewertung zur Sprache. Der Grossverteiler ist laut dem Bericht damit aber nicht allein. Wer bei der Migros-Tochter Digitec-Galaxus Kontakt mit Personal hatte, erhält ebenfalls die Aufforderung, eine Beurteilung abzugeben. Die Gewerkschaften sehen von den Unternehmen durchgeführte Kundenumfragen kritisch. "Meistens kommen solche Bewertungen bei den Mitarbeitenden schlecht an. Sie fühlen sich noch mehr überwacht", sagt Anne Rubin von der Unia. Und Marco Geu von der Gewerkschaft Syna sagt: "Die Bewertungen durch Kunden üben Druck aufs Personal aus." (SoZ, S. 40)

SNB: Die Schweizer Industrie braucht die künstliche Schwächung des Frankens durch die Negativzinsen nicht mehr, heisst es zumindest in einem Bericht der "SonntagsZeitung". Denn zum ersten Mal seit zehn Jahren sei der Franken gegenüber dem Euro nicht mehr überbewertet. Zu diesem Schluss kämen Untersuchung der Ökonomen von WPuls, einem vom ehemaligen UBS-Chefökonomen Klaus Wellershoff gegründeten Beratungsunternehmen. Das Ergebnis befeuere Zweifel an der Politik der Schweizerischen Nationalbank und insbesondere an ihrem stark negativen Leitzins. Erst vor einer Woche verteidigte Nationalbank-Vizepräsident Fritz Zurbrügg ebenfalls in der "Sonntagszeitung" diese Politik und warnte vor gefährlichen Folgen für die Schweizer Wirtschaft im Fall einer Zinserhöhung. Doch Klaus Wellershoff und WPuls-Geschäftsführer Adriel Jost bestreiten seine Argumentation. Sie halten eine Erhöhung der Zinsen auch angesichts des aktuellen Aufschwungs in der Industrie für angebracht. (SoZ, S. 39, siehe separate Meldung)

SCHWEIZ: Eigentlich hätte Bundespräsident Guy Parmelin im November nach Paris zu einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron reisen sollen. Daraus wird jetzt aber nichts, wie die "SonntagsZeitung" berichtet. Parmelin sei durch den französischen Botschafter in Bern, Frédéric Journès, quasi ausgeladen worden. Der Diplomat habe kürzlich das Aussendepartement aufgesucht und den verdutzten Schweizern die Nachricht überbracht, dass es kein Treffen mit Macron geben werde. Auslöser sei laut Diplomaten Berns Verhandlungsführung in Sachen Kampfjet-Beschaffung. Frankreich fühle sich von der Schweiz hintergangen, weil die Schweizer schon während der Verhandlungen mit der französischen Seite gewusst hätten, dass sich Bern für die amerikanische F-35 entscheiden werde. (SoZ, S. 1, 5)

CORONA: Derzeit gibt es in der Schweiz kein klares Ziel für die Durchimpfung der Bevölkerung. Als Vorbild könnte allerdings Dänemark dienen, wie Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, in der "NZZ am Sonntag" erklärt. Das Land hat sämtliche Corona-Restriktionen aufgehoben und die Fallzahlen sind auf tiefem Niveau stabil. Es gebe keinen Grund mehr für Einschränkungen, sagt dort die Regierung, da 84 Prozent der Bevölkerung über 12 Jahre fertig geimpft seien; ein Spitzenwert in Europa. Zum Vergleich: In der Schweiz sind erst gut 60 Prozent der Bevölkerung ab 12 Jahren doppelt geimpft. Laut Berger lässt sich Dänemark eher mit der Schweiz vergleichen als etwa Israel: "Wenn die dänische Strategie funktioniert, könnte sie ein Richtwert für uns sein." Vielleicht reichen aber auch schon 70 bis 80 Prozent Geimpfte. Davon geht Epidemiologe Marcel Tanner aus. "Damit könnten wir wirklich neue Perspektiven schaffen, um mit dem Virus zu leben", so Tanner in der "NZZ am Sonntag". (NZZaS, S. 10)

CORNONA II: Das Bundesamt für Gesundheit könnte die Durchimpfung der Bevölkerung beschleunigen. Denn laut einem Bericht der "SonntagsZeitung" müsste bloss eine Alternative zu den mRNA-Impfstoffen von Pfizer und Moderna zur Verfügung gestellt werden. Denn gemäss einer repräsentativen Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo würden weit über eine Million bislang noch nicht geimpfte Schweizer sich eine Spritze geben lassen, wenn der Bund einen alternativen Impfstoff zur Verfügung stellen würde: 72 Prozent der noch nicht Geimpften nennen als Grund für ihr Zuwarten, Angst vor den mRNA-Impfstoffen. Nur 31 Prozent lehnen hingegen die Impfung grundsätzlich ab. In der Schweiz liegt seit März die Zulassung für den alternativen Impfstoff von Johnson & Johnson vor. Viele Menschen würden sich sehr gerne mit diesem Impfstoff schützen lassen. Ein Angebot des Herstellers lag schon vor Monaten vor. Doch das Bundesamt für zaudert, diesen Impfstoff zu bestellen. Doch jetzt kommt Druck aus der Politik. (SoZ, S. 7)

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